Dom wird 1000 – und digital
Die Weihe des Bamberger Doms fand im Jahr 1012 statt. Ein solch imposantes Bauwerk mit diesem hohen Alter benötigt ständige Beobachtung und zahlreiche Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Dies soll in Zukunft leichter werden – mit digitalen Plänen des gesamten Doms, die die Juniorprofessur für Bauforschung und Baugeschichte und die Professur für Restaurierungswissenschaften in der Baudenkmalpflege derzeit erarbeiten. Gefördert wird das Projekt Der Bamberger Dom digital durch die Oberfrankenstiftung.
Seit 20 Jahren schon beschäftigen sich die Bamberger Bauforscher, Denkmalpfleger und Restaurierungswissenschaftler mit dem Dom. In dem seit Januar 2011 laufenden dreijährigen Projekt Der Bamberger Dom digital werden nun erstmals alle Daten und Erfahrungen zusammengeführt. „Bamberg kann damit seine Stellung als Kompetenzzentrum für Baudokumentation noch weiter ausbauen“, sagt Projektkoordinator Jürgen Giese, Doktorand der Juniorprofessur für Bauforschung und Baugeschichte. Denn das Projekt ist nicht nur stark in die Lehre eingebunden. Auch ehemalige Studierende des Masterstudiengangs Denkmalpflege können durch eine weitere Mitarbeit am Projekt auf dem neuesten Stand der Technik bleiben und gleichzeitig an den Standort Bamberg gebunden werden, so Giese.
Nachdem in früheren Projekten bereits einzelne Bereiche des Doms digitalisiert wurden, ist die erstmalige komplette digitale Erfassung des Bauwerks nun eine Herausforderung für die Kooperationspartner Universität Bamberg und Staatliches Bauamt Bamberg. Das Projekt ist jedoch auf einem guten Weg: Die ersten Plansätze, also Grundriss, Quer- und Längsschnitte sowie die Außenansichten, werden im Inventarband des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege veröffentlicht, der anlässlich des 1000-jährigen Dom-Jubiläums erscheinen wird.
Digitale Pläne unterstützen die Arbeit der Dombauhütte
Doch das Projekt geht über diese Zwischenetappe hinaus. „Auf den endgültigen Plänen soll man jeden Stein, jede Fuge und jede Ausbesserung am gesamten Dom sehen“, erklärt Giese. Damit wird die Arbeit der Dombauhütte, die für den baulichen Erhalt des Bamberger Doms zuständig ist, wesentlich erleichtert. Bis heute wird dort mit unhandlichen Plänen der Preußischen Messbildanstalt von 1903 gearbeitet. Mit der Genauigkeit, dem detaillierten Maßstab von 1:20 und der Flexibilität digitaler Pläne können diese natürlich nicht mithalten. Zwar müssen die Steinmetze der Dombauhütte immer noch vor Ort entscheiden, ob beispielsweise ein Stein ersetzt werden muss. Doch welche Größe und Form der Ersatzstein haben und wie er vom Steinbruch vorbereitet werden muss, all das ist aus den digitalen Plänen besser ersichtlich. Sie ermöglichen auch, statische Probleme des Bamberger Doms zu beobachten, erläutert Giese: „Wie bei vielen Bauwerken dieser Größe drückt das schwere Gewölbe die Außenwände des Doms leicht nach außen. Durch die präzisen Messungen können wir die Entstehung und das Ausmaß dieser Verschiebung beurteilen und die Dombauhütte bei Sanierungen beraten.“ Alle Änderungen, Beobachtungen und Maßnahmen sollen nun ganz einfach am Computer festgehalten, nachvollzogen und bei Bedarf ausgedruckt werden.
Methodischer Vorreiter für Nachfolgeprojekte
Das Team der beiden Professuren arbeitet bei der Erstellung der digitalen Pläne in drei Schritten, um optimale Arbeitsprozesse für Nachfolgeprojekte zu finden: Zunächst wird ein „terrestrisches Laserscanning“ durchgeführt. Dabei tastet ein Laser mit seinem dünnen Strahl rundherum Oberflächen in einem engen Raster ab. Das Ergebnis sind dreidimensionale Punktwolken, welche die gescannten Formen gut erkennen lassen. Sie werden in das Auswertungsprogramm eingespeist und dort mit anderen Aufnahmen des Doms zusammengefügt.
Kombiniert wird das terrestrische Laserscanning mit der Photogrammetrie. Hier legen die Forscher Fotos über die Punktwolken, um Farbunterschiede besser sichtbar zu machen, etwa zwischen Stein und Fugen. Fehlt in diesen Aufnahmen noch ein Detail, können sie mit der sogenannten Tachymetrie einzelne Bereiche direkt vor Ort in die Zeichnungen einfügen. Anhand der so entstehenden Abbildungen können dann am Bildschirm Stein für Stein, Fuge für Fuge und Ornament für Ornament nachgezeichnet werden – die digitalen Pläne entstehen.
ZEMAS-Ringvorlesung zum Bamberger Dom
Das Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAS) organisiert im Sommersemester 2012 eine Ringvorlesung zum Thema Der Bamberger Dom im europäischen Kontext. Die Vorträge finden jeweils montags um 20 Uhr s.t. in der U2, Raum 025 (Hörsaal 1), statt. Den Auftakt bildet am 23. April Prof. Dr. Peter Wünsche mit dem Thema Der Bamberger Dom als Ort der Liturgie. Das vollständige Programm finden Sie hier: www.uni-bamberg.de/zemas/veranstaltungen/sommersemester-2012/ringvorlesung/. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!