Prof. Dr. Kerkhoff-Hader informiert über die Exponate der Ausstellung. (Bild: Gräßer)
Die alte Heftlade aus der Werkstatt Eugen Müllers. (Bild: Gräßer)
„Wenn's kaaner hot, der Eugen Müller hot's"
Der große Andrang bei der Ausstellungseröffnung am 17. Februar ließ keinen Zweifel: Eugen Müller war eine Institution. Dem legendären Bamberger Buchbinder und Schreibwarenhändler aus der Kapuzinerstraße gilt eine Ausstellung, die noch bis zum 1. Mai im Brückenrathaus zu sehen ist. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Bamberg haben Studierende des Lehrstuhls für Volkskunde/Europäische Ethnologie die umfassende Schau zusammengetragen.
In seiner Eröffnungsrede bekannte Bürgermeister Werner Hipelius: „Auch ich bin in Müllers Laden häufig Kunde gewesen.“ So habe er in der Kapuzinerstraße 10 das „beste Drachenpapier der Welt“ erstanden und sei immer wieder von Eugen Müllers großer Auswahl und seinem Fachwissen beeindruckt gewesen.
Der 1958 neunzigjährig verstorbene Müller hatte 1888 eine Buchbinderwerkstatt mit Schreibwarenladen eingerichtet. "Wenn's kaaner hot, der Eugen Müller hot's", lautete ein bezeichnender Werbespruch. In der Kapuzinerstraße 10 ließen die Bamberger über Generationen hinweg Bücher binden und Bilder rahmen, versorgten sich mit Pinseln und Farben, mit Schreib- und Zeichenpapieren oder Bastelartikeln. Nach dem Tod des Seniorchefs wurde das Geschäft von seinen Söhnen Franz und Ignaz weitergeführt, als nach fast 110 Jahren ein Aufschrei durch Bamberg ging: „Der Müller schließt!“ Am 20. Juli 1996 kam das endgültige Aus.
Zwei Jahre lang haben sich 17 Studierende der Volkskunde/Europäische Ethnologie unter Leitung von Prof. Dr. Bärbel Kerkhoff-Hader mit dem Leben und Wirken Eugen Müllers auseinandergesetzt. „Die Ausstellung ist dieser Erinnerung gewidmet“, sagte Kerkhoff-Hader bei der Vernissage.
Die Exponate zeichnen die Historie des Ladens nach, „wo Drachen und Stifte sich trafen“, erlauben einen Blick in die Werkstatt („Ordnung im Chaos“) und decken das dichte Beziehungsgeflecht zwischen Lieferanten, Kundschaft und Kollegen auf. Neben den unzähligen Erinnerungen und Anekdoten sind auch Teile des Original-Inventars zu sehen, die im Magazin des Historischen Museums lagerten. Auch die Geschichte des Buches, vom Prachteinband zum Paperback, wird gewürdigt und, über die Familie Müller hinaus, die Entwicklung des Buchbinderhandwerks in Bamberg.
Werke berühmter Bamberger Buchbinder
Zu den ältesten Exponaten zählt die Fabelsammlung „Der Edelstein“, die Albrecht Pfister 1461 in Bamberg druckte. Er verband Typendruck und Holzschnitt und fügte als einer der Ersten farbige Illustrationen in den fließenden Text ein. Auch das „Breviarium Bambergense“, 1519 von Johann Pfeyl hergestellt, findet sich in einer Vitrine. Diese Ordnung des Bamberger Buchbinderhandwerks vom 22. Januar 1602 hält Rechte wie Pflichten der Meister und Gesellen fest.
Am Beginn des 21. Jahrhunderts waren noch drei Buchbinder in der Domstadt tätig. Neben Alfred Aumiller waren dies Helmut Weise (ein Poesiealbum und eine Speisekarte aus seiner Werkstatt sind zu sehen) und Bernhard Ullein, dessen ungewöhnlich gestaltete Tagebücher zu begutachten sind, etwa ein Buch in Form eines Turms oder das Kissenbuch, fadengeheftet und mit einem flexiblen Einband aus Viskose versehen.
Eugen Müllers Laden sei, so schreibt ein Zeitzeuge, „ein Paradies für Kinder“ gewesen. „Es gab immer so viel zu entdecken. Der Ladenbesitzer war ein Original im blauen Arbeitsmantel, und ab und an gab es ein Fleißbildchen für Stammkunden“. Wer noch Erinnerungen an den Laden und die Werkstatt Eugen Müllers hat, kann diese im Gästebuch festhalten oder sich an den Lehrstuhl für Volkskunde wenden.
Mit der Ausstellung zu Eugen Müller – und mit der in neuem Glanz erstrahlenden Sammlung Ludwig – lohnt sich der Besuch im Brückenrathaus allemal. Geöffnet ist dienstags bis sonntags zwischen 9.30 Uhr und 16.30 Uhr.