Bamberg habe im Hinblick auf die Kommunikationsstrukturen dörflichen Charakter, meint Markus Behmer (Fotos: Julia Hausmann).

Klaus van Eickels (li.) heißt den neuen Professor herzlich willkommen.

Markus Behmer analysiert in seiner Antrittsvorlesung auch den Fränkischen Tag.

- Julia Hausmann

„Bamberg ist ein Dorf“

Kommunikationswissenschaftler Markus Behmer über Medienstrukturen in der Domstadt

Markus Behmer trage mit seinem Forschungsschwerpunkt „Internationale Journalismusforschung“ wesentlich zur Internationalität der Fakultät bei, sagte der Dekan der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften Prof. Dr. Klaus van Eickels bei der Antrittsvorlesung des neuen Professors für Kommunikatorforschung am 11. November. Zudem zeichne sich seine Arbeit durch eine enge Verzahnung von Forschung und Lehre sowie durch einen starken Praxisbezug aus, lobte van Eickels den Wahlbamberger und skizzierte seinen Werdegang: Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaft, Politologie, Psychologie und Germanistik an der Ludwig-Maximilian-Universität München hatte Behmer dort promoviert und 17 Jahre lang, zuletzt als Akademischer Oberrat, am Institut für Kommunikationswissenschaft und Mediaforschung gelehrt. Vertretungsprofessuren führten ihn nach Leipzig und nach Bamberg, wo er im August 2009 schließlich die Professur für empirische Kommunikatorforschung übernahm.

Trotz seines internationalen Forschungsschwerpunkts hatte Behmer für seine Antrittsvorlesung ein Thema mit regionalem Bezug gewählt: Unter dem Titel „Bamberg ist ein Dorf. Kommunikationsstrukturen, Medienangebot und Mediennutzung im Herzen Oberfrankens“ bot er einen systematischen Überblick über den Kommunikationsraum Bamberg.

Auch wenn die Beschreibung Bambergs als Dorf zunächst provokant erscheinen mag, konnte Behmer aufzeigen, dass sie teilweise zutrifft: Die Domstadt hat in Hinblick auf die Kommunikationsstrukturen tatsächlich dörflichen Charakter. Beim Einkaufen, im Wirtshaus oder einfach auf der Straße – irgendwo läuft man sich immer über den Weg. „Wenn ich durch die Austraße gehe, sehe ich fast immer jemanden, den ich kenne“, so Behmer. „Wie muss es dann erst den Einheimischen gehen?“ Nicht anders – das hatten Podiumsdiskussionen mit Politikern, Journalisten, Kulturschaffenden und Vereinsvertretern, die Behmer gemeinsam mit Studierenden organisiert hatte, hinlänglich bewiesen. Denn egal, welche Gruppe auf dem Podium saß, immer wieder fiel der Satz: „Bamberg ist ein Dorf“.

Medienmonopol im Kommunikationsraum?

Unterstützt wird der Eindruck, Bamberg sei ein Dorf, durch die Tatsache, dass die Domstadt nur über eine Tageszeitung, den „Fränkischen Tag“ (FT) verfügt. Nicht nur beim FT wird Lokalberichterstattung kritisch gesehen: Terminjournalismus, Hofberichterstattung für Amtsträger oder monotone Themenauswahl sind bundesweit einige der wesentlichen Kritikpunkte. „Manches davon trifft sicher auch auf Bamberg zu, vieles davon aber im Fall des FT eher nicht“, resümierte Behmer. So könne man dem „Fränkischen Tag“ beispielsweise kaum eine kritiklose Grundhaltung vorwerfen, wie die Berichterstattung zum Bamberger Dauerbrenner-Thema, dem Brückenbau, deutlich mache.

Auch wenn man am „Fränkischen Tag“ nicht vorbeikommt, das einzige Medium in Bamberg ist die Tageszeitung nicht: Anzeigenblätter, Stadtillustrierte, Publikationen der Stadt, Zeitschriften der Universität, der Studenten und Schüler, Lokalradio, Websites und Blogs sind in Bamberg zu finden. „Es gibt also durchaus eine große Vielzahl an publizistischen Angeboten. Die Medienlandschaft ist bei genauerem Hinblick nicht dörflich“, schlussfolgerte Behmer Trotzdem: „Die meisten Publikationen wenden sich aber nur an eine sehr kleine Zielgruppe und leisten einen eingeschränkten Beitrag zur Informationsgebung, ohne die städtische Kommunikation stark mitzuprägen.“

Mediennutzung der Bamberger Studierenden

Wie integriert sind die Bamberger Studierenden in den Kommunikationsraum Bamberg? Dieser Frage war Behmer gemeinsam mit Studierenden im Rahmen einer Übung im Wintersemester 2009/2010 auf den Grund gegangen. Anhaltspunkte sollte ein Fragebogen geben, der im Januar und Februar 2010 vor allem an Studierende der Kommunikationswissenschaft verteilt worden war – nicht repräsentativ zwar, aber doch ausreichend für Trendbeobachtungen, wie Behmer erläuterte.

Der generelle Befund: Unter den Bamberger Medien konnten nur die universitären Medien wie die Homepage der Universität und studentische Organe wie die Zeitschrift „Ottfried“ oder die Online-Plattform feki.de hohen Bekanntheitsgrad und hohe Nutzungszahlen verzeichnen. Viele der kleineren Publikationen wie die Stadtillustrierten und Anzeigenblätter waren den Studierenden gar nicht bekannt. Informationen zu ihren jeweiligen Interessensbereichen holen sich die Studierenden vor allem in persönlichen Gesprächen. Ist Bamberg also doch ein Dorf? Nähere Belege darüber soll die Zukunft bringen, denn gemeinsam mit seinen Kollegen und Studierenden möchte Behmer weiter an der Analyse des Kommunikationsraumes Bamberg arbeiten.