Fußballgötter mit Hochschulabschluss
In aller Frühe betritt Otto J. Band den Sportplatz in der Feldkirchenstraße und beginnt mit dem Aufbau: Pavillons, Bierbänke, Eckfahnen, Fußballtore. Immer am ersten Samstag im Juli macht er das, dieses Jahr am 8. Band richtet das jährliche Alumni-Turnier der Universität aus. Eigentlich ist er Mitarbeiter des Akademischen Auslandsamtes und kümmert sich dort um die Belange der ERASMUS-Studierenden. Das Alumni-Turnier aber ist seine Herzensangelegenheit.
Sieben Mannschaften, jeder gegen jeden
Dass diese Veranstaltung fest mit Band verbunden ist, wird klar, wenn die ersten Mannschaften ankommen: „Hallo Otto!“, ist dann zu hören. Man kennt sich – und Otto kennen alle. Auch das Wetter passt heuer, manch einer erinnert sich noch an das verregnete Turnier des Vorjahres. Was nicht passt, ist die Anzahl der Mannschaften. Einige haben abgesagt. Jetzt sind es sieben. Und mit sieben Mannschaften, die jeweils mit sieben Mitspielern besetzt sind, ist kein klassisches Turnier mit zwei Gruppen, Halbfinale und Finale zu machen. Band plant kurzerhand um. „Wir spielen jeder gegen jeden. Am Ende gibt’s dann einen ersten und einen zweiten Platz, der Rest wird Dritter“, kündigt er an. Die Mannschaften sind einverstanden. Wenn jeder gegen jeden spielt, haben alle mehr Spielzeit. Problem gelöst, das Turnier kann starten.
Spaß und Fairplay-Gedanke im Vordergrund
Den meisten hier geht es darum, Spaß zu haben, Fußball zu spielen und die alte Zeit wieder aufleben zu lassen. Vom Spielfeldrand aus werden die Fußballgötter und Legenden des Uni-Fußballs frenetisch bejubelt und angefeuert. Anekdoten werden erzählt: Wie die Spielvereinigung Bernd (Spvgg Bernd) einmal den Uni-Cup gewann, das Turnier, das die Unabhängige Studierendeninitiative e.V. (USI) jedes Jahr ausrichtet – und zwar wegen einer groben Unsportlichkeit des Gegners gegenüber dem Schiedsrichter. Sie führte dazu, dass das Spiel für die Spvgg Bernd gewertet wurde, obwohl sie 0:2 zurücklag. „We found a way to win“, stand damals auf den Siegershirts.
Jetzt steht die Mannschaft, ein bunt zusammengewürfelter Alumni-Haufen, in fast gleicher Zusammensetzung und mit demselben Namen wie damals wieder auf dem Platz – und gewinnt ganz regulär jedes ihrer Spiele. „Wenigstens müssen wir das Torverhältnis bei so einem klaren Turnierverlauf nicht nachrechnen“, scherzt Band. Der AK Footpol, die Mannschaft von ehemaligen Studierenden der Bamberger Politikwissenschaft, belegt den zweiten Platz. Um Spielabbrüche muss sich Band hier ebenfalls keine Sorgen machen. „Das Alumni-Turnier ist immer ein Fest des Fairplays“, sagt er sichtlich stolz. Und tatsächlich: Fouls sind bei den Spielen eine Seltenheit, vielmehr ist das hier eine große Familienfeier.
Bamberger Alumni: In der Welt zu Hause, an die Alma Mater zum Fußballturnier
Zeit der Frage nachzugehen, was eigentlich aus Bamberger Alumni wird. Beruhigend: Taxi fährt keiner, höchstens auf der Rückbank. Ihre „Profi-Verträge“ haben die Alumni-Kicker heute in der ganzen Welt. Maximilian Pottler (Spvgg Bernd) zum Beispiel arbeitet für die Vereinten Nationen in Vietnam und ist eigens für das Alumni-Turnier angereist. „Das gehört zum Heimaturlaub einfach dazu!“, erklärt der Alumnus der Soziologie.
Auch Robert Holzmann (Spvgg Bernd) ist eigens für das Alumni-Turnier noch einmal an seine Alma Mater gekommen. Holzmann studierte von 2003 bis 2009 an der Universität Bamberg Europäische Wirtschaft und schloss noch die Promotion hintan. Inzwischen arbeitet er in München bei einer Unternehmensberatung. Die meisten Leute hier kenne er gar nicht, weil sie mit ihm studiert hätten, sondern von WGs von früher, sagt der Alumnus. Er hält kurz inne, denkt nach und sagt dann: „Eigentlich kenne ich alle von hier, vom Feki-Sportplatz, vom Kicken. Fußball verbindet halt!“
Fußball verbindet – und Otto J. Band verbindet durch das jährliche Fußballturnier die Bamberger Alumni. Er hat noch für Bratwurst, Steak und Bier gesorgt. Die Bernds bekommen den Pokal, Band eine Sektdusche. Noch lange sitzen alle zusammen. Dann verabschieden sich die Alumni-Kicker nach und nach wieder in Richtung Heimat: „Danke Otto – und bis nächstes Jahr!“