Alte Geschichten im neuen Glanz
Ein jedes Semester stellt sich für Studierende der Kommunikationswissenschaft die Frage, welche praktischen Übungen er oder sie wählen soll. Unter dem Angebot war im Wintersemester vergangenen Jahres auch die Printübung „Geschichtsjournalimus im Lokalen – zur Historie der Universitätsgebäude“. Ein Projekt, das sich mit der Geschichte unserer Universitätsgebäude beschäftigt und diese journalistisch aufbereitet. Wie passt das zusammen? Zudem sah das Konzept eine Zusammenarbeit mit einem Layout- und einem PR-Team vor, da eine im Buchhandel erhältliche Publikation am Ende des Semesters allein von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf die Beine gestellt werden sollte. UNIChron: Das Kind bekam einen Namen. Ein Konzept, das vorher in dieser Weise vom Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft noch nicht angeboten wurde und zugleich eine Herausforderung darstellte, der sich 34 Studierende annahmen.
Archivarbeit und Zeitzeugenbefragung inklusive
Was sich bereits mit einem Exposé im Vorfeld der eigentlichen Übung ankündigte, bewahrheitete sich sehr schnell: Es war wohl doch mehr geschichtliche Recherche notwendig als erwartet, Archivarbeit und Zeitzeugenbefragung inklusive. Da die wenigsten im Kurs Geschichte studierten, mussten sich alle zunächst mit den Arbeitsweisen eines Historikers vertraut machen – aber als Journalist sollte man sich ja bekanntlich in jedes Thema einarbeiten können. „Obwohl wir historisch recherchieren, dürfen wir darüber hinaus den aktuellen Bezug nicht vergessen“, betonte Projektleiterin Dr. Kristina Wied, Dozentin am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft. Die Studierenden sollten beim Erstellen der Texte die erlernten journalistischen Stil- und Darstellungsformen auch anwenden. Nach der Verteilung der Gebäude ging es dann auch an die tatsächliche Recherche und somit für viele in die Archive der Stadt und der Universität, was eine zeitintensive Arbeit neben der Übung an sich bedeutete.
Jedoch war nicht die Zeit allein das Problem, sondern der erste intensive Kontakt mit den Archiven. Hinter verstaubten Büchern und Ordner sollten also die aktuellen Geschichten über die Lehr- und Verwaltungsgebäude unserer Universität stecken? Trotz umfangreicher und nachsichtiger Bereuung von Seiten der Archivmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, erwies sich diese Art von Recherche für die „Nicht-Historiker“ nicht immer als fruchtbar.
Nette Anekdoten und große Überraschungen
Dennoch konnten die UNIChron-Redakteure neben den Fakten und historischen Zeugnissen auch die eine oder andere Rarität ausgegraben, wie beispielsweise den Streit um den Bauherren Hans Erlwein oder die öffentlich geführten Diskussionen um die Bestuhlung der heutigen AULA, auch bekannt als „Bamberger Stuhlstreit“. Zurück am Tageslicht und in der Gegenwart suchten die jungen Journalistinnen und Journalisten darüber hinaus alle Zeitzeugen auf, die eine ganz persönliche Erinnerung an die Lehrgebäude haben. So machte beispielsweise Studentin Leonie Becker einen Rundgang mit Hebammen durch das Marcus-Haus, die ehemalige Frauenklinik und Hebammenschule. Friederike Stark sprach mit zwei einstigen Gymnasiasten, die in den Universitätsgebäuden An der Universität 5 und 7 in die dort beherbergten Schulen gingen. Manche Zeitzeugen machten es den Recherchierenden hingegen nicht allzu einfach. Was ist wirklich Geschichte oder wo fängt bloße Erinnerung an? Persönliche Emotionen und tatsächlich vergangene Geschehnisse ließen sich bei den erzählten Geschichten nicht immer so deutlich trennen. Das erfuhr auch Sonja Fischer im Gespräch mit Rudolf Hofmann. Hofmann wohnt in der Kapuzinerstraße 18, also buchstäblich inmitten der Innenstadtuniversität.
Einfühlungsvermögen und Engagement gefragt
Auch der aktuelle Bezug war nicht immer einfach herzustellen. Wie sieht die Zukunft des Konzepts „Uni in der Innenstadt“ angesichts der steigenden Studierendenzahlen aus? Was wird mit den historischen Wandmalereien in der AULA im Hinblick auf eine vermehrte Nutzung des Gebäudes und den damit verbundenen dringend nötigen technischen Installationen? Bei der Recherche auch heikler Fragestellungen stieß das UNIChron-Team nicht immer auf klare Antworten. Einfühlungsvermögen und Diplomatie waren gefragt, um an Informationen zu gelangen.
Aber auch das PR-Team hatte eine harte Nuss zu knacken: die Finanzierung der Publikation. „Manchmal war das Klinkenputzen ganz schön frustrierend“, berichtet Anna Schatz von ihrer Arbeit, Gelder für das Projekt aufzutreiben. Ein echtes Problem, da ohne genügend finanzielle Mittel das Magazin nur in einer sehr kleinen Auflage hätte gedruckt werden können.
Das Layoutteam musste ebenfalls einige Herausforderungen bewältigen. Durch oftmals mangelnde Kommunikation waren aus Recherchegründen die Texte vereinzelt noch nicht fertig oder das Bildmaterial fehlte für das Layouten. „Der Kampf mit der Technik war dabei oft das kleinste Problem“, gibt Oliver Fischer, der das Layoutteam koordinierte, offen zu. Kristina Wied ermutigte ihre Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter nach kleinen Rückschlägen immer wieder: „Natürlich besteht bei einem so praxisnahen Projekt die Möglichkeit des Scheiterns. Dennoch können diese Schwierigkeiten nur in kleinen Schritten gelöst werden, und diese müssen wir jetzt gehen.“
Kleine und große Erfolge
Am Ende konnte jedoch aufgrund des Engagements des Projektteams und durch die großzügige Unterstützung von vielen Seiten das Projekt UNIChron erfolgreich abgeschlossen werden: Das Magazin konnte erscheinen. Neben diesem Großziel konnte auch jeder seinen eigenen kleinen Teilerfolg feiern: sei es ein gut gelungener Text, ein optisch ansprechendes Layout oder eine wasserdichte Finanzierung. So zeigte sich für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass das Handwerkszeug eines guten Journalisten immer noch am besten in der Praxis erlernbar ist.
Das Magazin UNIChron ist im Universitäts-Verlag Bamberg erschienen, kostet 7,80 Euro und ist ab sofort in den Geschäftsstellen des Fränkischen Tags sowie im Buchhandel erhältlich. Die ISBN ist 978-3-933463-23-4.
Schirmherren von UNIChron sind der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke und der Rektor der Universität Bamberg Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert.