Wie Denken und Emotionen einander beeinflussen
Was beeinflusst eigentlich unsere Wahl beim Kauf eines Autos oder eines Modeartikels? Und wenn wir uns an etwas erinnern, bleibt die Erinnerung immer gleich oder wird sie durch Emotionen verzerrt? Wie interpretieren wir die Erinnerung? Eines steht bei diesen Fragen für Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie, fest: Denken und Emotionen bedingen einander, man kann beide Aspekte nicht getrennt voneinander betrachten. Laut dem Bamberger Psychologen untersuchten Wissenschaftler diese beiden Aspekte bisher meist getrennt voneinander, galten doch Affekte und Emotionen als Störfaktoren für die Erforschung von Kognition, also dem eher „rationalen“ Denken, und umgekehrt.
Graduiertenschule geht neue Wege
An der neu gegründeten Bamberg Graduate School of Affective and Cognitive Sciences (BaGrACS) werden Affekt/Emotion und Kognition in Wechselbeziehung zueinander untersucht. Beide Forschungsbereiche werden zu einem gemeinsamen Themen- und Forschungsfeld verbunden, so Carbon, der der interimistische Sprecher der Graduiertenschule ist.
Neben Carbon sind auch Prof. Dr. Stefan Lautenbacher, Inhaber der Professur für Physiologische Psychologie, Prof. Dr. Jascha Rüsseler, Inhaber der Professur für Allgemeine Psychologie, und Prof. Dr. Michael Hock, Inhaber der Professur für Psychologie mit schulpädagogischem Schwerpunkt, Pädagogische Psychologie und Psychologische Diagnostik, Gründungsmitglieder der Graduiertenschule. Das Netzwerk wird aber sukzessive erweitert werden. Die vier Bamberger Psychologieprofessoren sind alle an der Graduiertenschule beteiligt und werden Doktoranden betreuen. Bisher haben sich bereits 10 Doktorandinnen und Doktoranden um einen Platz an der Graduiertenschule beworben. Die erforschten Themen sind vielfältig, kreisen aber immer darum, affektive und kognitive Faktoren als Zusammenspiel zu begreifen. Das Kursangebot startet bereits Ende dieses Semesters.
Vielfältiges Themenspektrum
Bei Carbon werden sich die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unter anderem den Themen Ästhetische Verarbeitung von Kunstwerken, zugrundeliegende Faktoren bei Kaufentscheidungen und der Gesichtsverarbeitung widmen. „Oft geht es in unserer Arbeit darum, zu erforschen, was Menschen in Zukunft gefallen wird, und das geht los bei der Attraktivität von Gesichtern, der sexuellen Anziehungskraft von Menschen bis hin zum Wohlgefallen, das ein innovatives Automobildesign auslöst“, so Carbon.
Die in der Abteilung von Prof. Rüsseler arbeitenden Doktorandinnen und Doktoranden befassen sich derzeit mit dem Einfluss von Emotionen auf Lernen, Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Bei Hock stehen Themen der differentiellen Angst- und Stressforschung im Vordergrund. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Erforschung von Aufmerksamkeits- und Erinnerungsprozessen bei der Auseinandersetzung mit bedrohlichen Situationen. Darüber hinaus werden diagnostische Instrumente entwickelt, mit deren Hilfe sich Parameter dieser Prozesse bestimmen und deren Zusammenspiel bei der Verhaltenssteuerung klären lassen. Dieses Wechselspiel wird schon seit längerem im Doktorandenprogramm "Biopsychologie von Schmerz und Emotionen" untersucht, das ein etabliertes Modul der neuen Graduiertenschule sein und von Stefan Lautenbacher geleitet wird.
Auftaktveranstaltung
Am Freitag, den 13. Dezember 2013, findet von 11 – 15 Uhr die feierliche Eröffnung der Graduiertenschule statt. Im Raum MG1/00.04, Markusstraße 8a, werden ausgewiesene Experten zum Themenkomplex Affekt und Kognition Vorträge halten und sich als zukünftige Kooperationspartner der Graduiertenschule vorstellen. Prof. Dr. Fritz Strack aus Würzburg spricht über die Wechselbeziehung von Denken, Fühlen und Verhalten. Der Attraktivitätsforscher Prof. Dr. Karl Grammer aus Wien referiert über Körpersprache und deren Bewertung anhand von Bewegungsanalysen sprechen und Prof. Dr. Manfred Thüring von der TU Berlin erzählt über den Spaß an Technik für den Menschen.
Die unterschiedlichen Themenkomplexe geben Einblick in das vielfältige Themenspektrum der Graduiertenschule. Im Rahmen der Veranstaltung besteht zudem die Möglichkeit die Gründungsmitglieder und die zukünftigen Doktorandinnen und Doktoranden kennenzulernen.
Zu der Auftaktveranstaltung sind alle Interessierten ganz herzlich eingeladen!
Hinweis
Diesen Text verfasste Freyja Ebner für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.
Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien@uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.