Glücklich mit dem Diplomzeugnis in der Hand (von links): Marina Kolb, Kerstin Reichelt, Vanessa Knörzer, Eva Müller, Jan Rössler
Dekan Wilfried Hosemann begrüßt die Absolventen
Sprach für die Studierenden: Elisabeth Koppitz von der Fachschaft (Bilder: Stefan Popp)
Mit Überzeugung zum gemeinsamen Ziel
Die Schließung des Fachbereichs Soziale Arbeit ist beschlossene Sache. Dennoch hielten die angehenden Sozialpädagogen zusammen und freuen sich nun über ihren wertvollen Abschluss. Ihre künftige gesellschaftliche Funktion gibt ihnen laut Festredner Roland Merten allen Grund, selbstbewusst in die Zukunft zu blicken.
Der Fachbereich Soziale Arbeit hat am 25. April seine Absolventinnen und Absolventen feierlich verabschiedet. Beim Abschlussabend in den Haas-Sälen hoben die Fachvertreter gerade angesichts der baldigen Schließung des Fachbereichs an der Universität Bamberg die unentbehrliche gesellschaftliche Rolle der Sozialen Arbeit hervor.
Der Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Wilfried Hosemann, machte in seiner Begrüßung auf die „qualifizierte und besondere Tätigkeit“ der 121 neuen Sozialpädagogen aufmerksam. In einer von Machtstreben bestimmten Zeit rückten Sozialarbeiter die Belange der Kinder, Schwachen und Notleidenden wieder in den Mittelpunkt, so Hosemann. Als das herausragende Merkmal dieses Jahrgangs – neben dem hervorragenden Notendurchschnitt von 1,85 – bezeichnete er die Nervenstärke und das „Bekenntnis zur Universität“ der Studierenden trotz der Entscheidung zur Schließung des Fachbereichs, die mitten im Studium für eine gewisse Unruhe gesorgt hatte.
Ein wichtiger Beruf
Einen Exkurs in die Geschichte der Sozialen Arbeit bot Festredner Prof. Dr. Roland Merten von der Friedrich-Schiller-Universität Jena in seinem Vortrag „100 Jahre Soziale Arbeit“. Er stellte den Bedeutungszuwachs der Sozialen Arbeit seit der Gründung der ersten Schule für dieses Fach im Oktober 1908 fest. Primäre Aufgabe sei aufgrund der immer weniger vorhandenen materiellen Armut in Deutschland vor allem die seelische Hilfestellung für Behinderte, Invalide und Kranke sowie sozial Schwache. Der Sozialarbeiter sei zudem in der Lage, Konflikte zu vermeiden, den allgegenwärtigen Konkurrenzkampf zu mildern und Kriminalität vorzubeugen. Daraus resultiert auch die Hochschätzung des Berufsbildes in der Gesellschaft, wie Merten an Studien belegte: Neun von zehn Personen sind für die Unterstützung von sozialer Arbeit durch öffentliche Mittel, und 85 Prozent bewundern das berufliche Ethos der Sozialpädagogen.
Von „Waffenbrüdern“ und einer studentischen „Task Force“
Vizepräsident Prof. Dr. Reinhard Zintl lobte vor allem, dass die Absolventen trotz der schwierigeren Studienbedingungen und der „Schließungsdebatte“ sich nicht vom Ziel abbringen ließen und sprach dafür seine Dankbarkeit und Bewunderung aus.
Die Studierendenvertreter Susi Möller und Elisabeth Koppitz betonten, dass das für viele jedoch nicht immer einfach war: Im Sommer 2006 kehrten die Studienanfänger des Wintersemesters 2003/04 aus dem Praktikum zurück, um sofort mit der Botschaft der geplanten Schließung ihres Fachbereichs konfrontiert zu werden. „Die soziale Arbeit hat immer diesen schweren Stand. Ihr Nutzen wird nicht ausreichend erkannt, also wird gespart“, sagt Miriam Decker, eine 23-jährige Absolventin.
Nach der anfänglichen Ungewissheit besannen sich die Studierenden dann sehr bald auf die ursprüngliche Bedeutung des lateinischen Wortes „Kommilitone“. So gründeten sie mit ihren „Waffenbrüdern“ eine „Task Force“, demonstrierten in München und informierten sämtliche Praktikumsstellen, um die Öffentlichkeit auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Nach einsemestrigem Engpass im Lehrangebot lief es jedoch normal und den Studierenden konnte die Möglichkeit zum Abschluss garantiert werden.
Hannah Koch sieht aber auch einen positiven Aspekt der damaligen Entwicklung: Nach dem Beschluss der Universitätsleitung habe es zwar merklich weniger Dozenten gegeben, dadurch sei der Umgang mit diesen aber viel familiärer und vertrauter geworden. Die gute Betreuung durch die Dozenten gepaart mit viel Mut und Überzeugung haben die Studierenden nun zum Abschluss gebracht. Und diesen „haben sie sich redlich verdient“, so Dekan Hosemann.