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Elmar Sinz hielt seine Abschiedsvorlesung. Er prägte nicht nur die Wirtschaftsinformatik, sondern auch die Profilstruktur der Universität Bamberg.

Ivana Peric/Universität Bamberg

Die Fachschaft WIAI verlieh ein kleines Andenken an die Bamberger Zeit.

Ivana Peric/Universität Bamberg

Ganz im Zeichen der WIAI: eine elektronische Festschrift mit Grußworten von Kollegen und Mitarbeitern.

Ivana Peric/Universität Bamberg

Elmar Sinz wurde mit tosendem Beifall verabschiedet.

- Ivana Peric

Es bleiben übergroße Fußstapfen zurück

Abschiedsvorlesung des Wirtschaftsinformatikers Elmar Sinz

Koryphäe, Mann der ersten Stunde und Diplomat – mit Elmar Sinz geht eine große Persönlichkeit in den Ruhestand. Dabei prägte er nicht nur die Wirtschaftsinformatik sondern auch die Profilstruktur der Universität Bamberg.

„Schweren Herzens verabschieden wir heute Elmar Sinz, der einer ganzen Disziplin seine Handschrift mitgegeben hat“, begrüßte Prof. Dr. Kai Fischbach, Dekan der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI), die rund 300 Gäste, die am 25. Januar 2017 zu Ehren von Prof. Dr. Elmar Sinz auf das ERBA-Universitätsgelände gekommen waren. Der Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Systementwicklung und Datenbankanwendung, tritt zum Ende des Wintersemesters 2016/17 in den Ruhestand.

Sinz promovierte und habilitierte sich an der Universität Regensburg und vertrat vor seinem Ruf 1988 nach Bamberg zwei Jahre den Lehrstuhl Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsinformatik der Universität Marburg. Trotz weiterer Rufe nach Aachen, Marburg, Münster und Köln entschied er sich zu bleiben. „Es war zum einen der Reiz und die Möglichkeit, einen eigenen Studiengang zu betreiben, und zum anderen war es schlichtweg Bayern“, erklärt Elmar Sinz seine damaligen Beweggründe, der Universität Bamberg die Treue zu halten.

Großes Engagement über die Fachgrenzen hinweg

Aus der fränkischen Region startete er daraufhin mit dem Aufbau seines damals noch jungen Faches. Als Gründungsdekan hob er zum 1. Oktober 2001 gemeinsam mit seinem bereits emeritierten Kollegen Prof. Dr. Otto Ferstl die erste deutsche Fakultät und den dritten Studiengang, die beziehungsweise der den Titel Wirtschaftsinformatik im Namen trägt, aus der Taufe. Dies sei die prägendste Zeit für ihn gewesen, erklärte der baldige Emeritus. „Mit Elmar Sinz begann eine steile Aufwärtsentwicklung des Faches“, erinnerte sich Otto Ferstl. Er lehrte ab 1992 an der Universität Bamberg und arbeitete eng mit Elmar Sinz an Projekten wie der Einführung eines flexiblen, studienbegleitenden Prüfungssystems zusammen. „Er war zur rechten Zeit am rechten Ort“, erinnerte sich auch Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert an die Anfänge der Wirtschaftsinformatik in Bamberg. Sinz‘ Idee und sein Konzept für eine neue Fakultät seien damals wie heute überzeugend gewesen.

Sinz‘ Einsatz beschränkte sich aber nicht nur auf seinen eigenen Fachbereich. Während seiner fast 30-jährigen Laufbahn an der Universität Bamberg engagierte er sich unter anderem fast 27 Jahre als Prüfungsausschussvorsitzender und neun Jahre als Senatsmitglied. Als Ombudsmann für wissenschaftliches Fehlverhalten beweist er seit 2000 diplomatisches Geschick.

Auch außeruniversitär trug Sinz dazu bei, seinen Fachbereich zu etablieren, zum Beispiel  durch seine Tätigkeit im Herausgebergremium der Zeitschrift Wirtschaftsinformatik. Es sei Elmar Sinz zu verdanken, dass die Wirtschaftsinformatik in der Gesellschaft für Informatik  e.V. (GI), der größten Fachvertretung im deutschsprachigen Raum, zu einem gleichberechtigten Partner der Informatik geworden sei, erklärt Prof. Dr. Ulrich Frank von der Universität Duisburg-Essen. Er ist Sprecher der in der GI angesiedelten Fachgruppe Modellierung betrieblicher Informationssysteme, die 1994 von Elmar Sinz ins Leben gerufen wurde.

„Unruhestand“

Nicht nur als Koryphäe auf seinem Fachgebiet wird Elmar Sinz Kolleginnen und Kollegen sowie Studierenden im Gedächtnis bleiben. „Egal wann man anklopfte und welches Thema es war, er hat sich die Zeit genommen und zugehört. Und wenn er nicht weiterhelfen konnte, wusste er immer, wer der richtige Ansprechpartner war“, lobte die Masterstudentin der Wirtschaftsinformatik und Sprecherin der Fachschaft WIAI, Elisa Jakob. „Elmar Sinz zeichnet sich durch Forschungskompetenz, gute Mitarbeiterführung und pädagogische Fähigkeiten aus“, erklärte Achim Ulbrich-vom Ende vom Wissenschaftlichen Institut für Hochschulsoftware der Universität Bamberg (ihb).

Mit dem Ruhestand kehrt vorerst aber keine Ruhe ein. Die Funktion des Ombudsmanns möchte Sinz weiterhin fortführen, und etwa zehn Dissertationen wird er noch zu Ende betreuen. Und fachlich gibt es ohnehin die nächsten Jahre genügend zu tun, wie er in seinem Vortrag mit dem Titel Wirtschaftsinformatik – Zur konzeptuellen Rekonstruktion eines Fachgebiets deutlich machte. Darin zeichnete er die Entwicklung des Faches Wirtschaftsinformatik nach, nannte einschneidende Veränderungen, gab Einblick in aktuelle Problemstellungen aus der Forschung und skizzierte, welche Weiterentwicklungen heute schon absehbar sind. Auch wenn das von ihm gemeinsam mit Otto Ferstl veröffentlichte Grundlagenbuch der Wirtschaftsinformatik bereits jetzt zu einem der Standardwerke in diesem Bereich zähle, sei vor diesem Hintergrund noch Platz für weitere, konstatierte Kai Fischbach: „Niccolò Machiavelli hat sein großes Werk Il principe auch erst im Ruhestand veröffentlicht“.