Mit einer Special Edition von "Wer wird Millionär?" verabschiedeten sich ehemalige Studierende von Gerhard Schulze.
Ein Abend voller Glück und Tränen
31 Jahre lang prägte Prof. Dr. Gerhard Schulze die Soziologie in Bamberg. Am 15. Juli wurde er von Studierenden, Kollegen und Weggefährten in den Ruhestand verabschiedet. Höhepunkt des Abends war neben dem Abschiedsvortrag von Schulze eine Sonderausgabe von „Wer wird Millionär?“.
Ein Abend des Glücks sollte es werden. Obwohl sich der langjährige Inhaber der Professur für Methoden der empirischen Sozialforschung und Wissenschaftstheorie Gerhard Schulze verabschiedete. Doch was ist Glück überhaupt? In seiner Abschiedsvorlesung referierte Schulze genau über dieses bisher ungeklärte Phänomen. Wissenschaftler und Forscher versuchen seit Jahrzehnten die Formel des Glücks zu entschlüsseln. Auch Soziologen, die Schulze als „Beobachter der Spiele der Erwachsenen“ bezeichnet, befinden sich auf diesem Gebiet noch auf einem „fast steinzeitlichen Niveau“. Nach 31 Jahren an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat der Soziologe für sich eine Antwort gefunden: „Glück ist eine für zweckmäßig empfundene Form der Selbstbeobachtung“. Er selbst verwende diese Beschreibung allerdings nur noch selten, da es schwer zu vermitteln sei, was er damit meine.
Durch die Arbeit an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat Schulze allerdings auch eine einfachere Formel gefunden, mit der er den Abend und seinen Abschied aus Forschung und Lehre beschließt: „Studierende mit einem etwas naiven Kenntnisstand aufzunehmen und nach einigen Jahren gebildet zu entlassen, das war für mich immer Glück.“
„Wer wird Millionär?“ für Soziologen
Diplom-Soziologe Florian Mayer, einst Hilfskraft bei Schulze und heute wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, verabschiedete sich mit einer Sonderausgabe von „Wer wird Millionär“. Ganz ohne Günther Jauch, dafür mit neuem Titel: „Wer wird Milieunär – Schulze Edition“. In fünf Fragen blickte Mayer auf die Höhepunkte von Schulzes Universitätsleben zurück. Gleich zu Beginn stellte er allerdings noch eine Frage außer Konkurrenz: „Sie sind ein Experte für Glück. Was macht so jemand in Bamberg?“ Schulze ließ sich dadurch nicht verunsichern und konterte mit seiner gewohnt spontanen Art, die Studierende und Kollegen in der Vergangenheit kennen und lieben gelernt haben: „Er versucht auch andere glücklich zu machen.“
Im Quiz musste Schulze dann unter anderem fünf soziale Milieus, die er selbst gelehrt hat, den passenden verkleideten Personen zuordnen und den wichtigsten Begriff, an dem kein Schulze-Schüler vorbeikam, nennen: „Unschärfe“. Für Lacher sorgten zwischen dem Fragespiel Bilder aus den jungen Jahren des Professors an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
„Er hat den sehr guten Ruf der Bamberger Soziologie entscheidend mitgeprägt“, so die lobenden Worte von Johannes Schwarze, Dekan der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Für Schulze gab es neben der Forschung und Lehre auch immer ein zweites Standbein: zahlreiche Veröffentlichungen, Vorträge sowie Rundfunk- und Fernsehbeiträge zu Fragen kulturellen und sozialen Wandels. Seit Juni 2006 gehört Schulze außerdem zum Gesprächskreis von Bundespräsident Horst Köhler. Damit war er stets nicht nur an der Universität tätig, sondern schaffte den Transfer seiner Forschung in die Gesellschaft und Öffentlichkeit.
Die privaten Zukunftspläne
„Ich will wieder mehr Musik machen“, erzählte Schulze im Gespräch mit UniNews. Da er direkt neben dem Fürther Musikinstitut wohnt, will er dort in naher Zukunft Improvisationsunterricht nehmen, um seine „Klavierkünste für den Hausgebrauch zu verbessern“. Außerdem arbeite er gerade an zwei weiteren Büchern. Das erste wird ein Sachbuch über eine wissenshistorische und wissenssoziologische Untersuchung kollektiver moderner Selbstbeobachtung. Den Inhalt des zweiten Buchs will Schulze noch nicht verraten - nur so viel: „Es hat nichts mit Wissenschaft zu tun.“
Seit 1978 war Schulze als Professor an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg tätig. Studierende hat er Hunderte kommen und gehen sehen. Doch wenn er an seine eigene Studienzeit Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre zurückdenkt, „dann kommen mir die Studierenden heute nicht mehr so weltverbesserisch vor; pragmatischer, gelassener und heiterer“, sagte Schulze. Auf der anderen Seite habe er in den vergangenen Jahren durchaus auch den erhöhten Druck gespürt, dem die Studierenden heute ausgesetzt sind. Viele würden früher anfangen, sich Gedanken über ihre Karriere zu machen. Einen Leistungsabfall in seiner Zeit in Bamberg konnte Schulze dennoch nicht feststellen. „Im Gegenteil: Die Studierenden wollen herausgefordert werden und etwas geboten bekommen.“