25 Jahre Orientalistik in Bamberg
25 Jahre Orientalistik – das muss gefeiert werden. Neben vielen Studierenden und Lehrenden fanden sich auch Ehrengäste ein, die die Entwicklung der Bamberger Orientalistik mit geprägt haben. Gemeinsam ließ man sich von der Gruppe Tschiltan mit Klängen und Tänzen aus Zentralasien musikalisch in das ferne Morgenland entführen. Beim Genuss verschiedener orientalischer Spezialitäten erinnerten sich die Teilnehmer aber nicht nur an bedeutende Ereignisse aus vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten, es blieb auch Zeit für eine aktuelle Standortbestimmung.
Der Grundstein für die Bamberger Orientalistik wurde Ende der siebziger Jahre gelegt. Prof. em. Dr. Rolf Bergmann, damals geschäftsführender Dekan der Fakultät Sprach- und Literaturwissenschaften (heute: Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften), wollte die Fakultät ausbauen und weiter profilieren. Dazu setzte er auf Disziplinen, die der Otto-Friedrich-Universität und speziell der sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultät eine besondere Note geben sollten: die orientalistischen Fächer. Bergmann setzte sich mit Nachdruck für die Einrichtung der Fächergruppe ein und gilt in Universitätskreisen daher noch heute als „Chefarchitekt der Orientalistik in Bamberg“. Nach reiflichen Überlegungen und der Überwindung vieler bürokratischer Hindernisse war es dann schließlich soweit – die Bamberger Orientalistik nahm ihre Arbeit auf. „Am 1. Oktober 1984 hat Prof. Dr. Klaus Kreiser als Inhaber des Lehrstuhls für Turkologie den Laden eröffnet“, erinnerte sich Prof. Dr. Birgitt Hoffmann, Leiterin des Instituts für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients, Islamwissenschaft und Judaistik, in dem die Fächer der Orientalistik heute zusammengefasst sind. Ein Jahr später folgte die Professur für Islamkunde, wenig später das Fach Arabistik. Bis zu ihrem Ruhestand im vergangenen Jahr war Prof. Dr. Dr. h.c. Rotraud Wielandt für beide Fächer zuständig.
Um Islamische Kunstgeschichte und Judaistik erweitert
In den folgenden Jahren wurde der Fächerkanon stetig erweitert, zunächst um die Iranistik, die Prof. Dr. Bert Fragner vierzehn Jahre lang nachhaltig prägte. 2005 trat Prof. Dr. Birgitt Hoffmann seine Nachfolge an.
Die – zunächst als Stiftungsprofessur eingerichtete – Islamische Kunstgeschichte und Archäologie konnte als ordentliche Professur etabliert werden, die heute Prof. Dr. Lorenz Korn innehat. Damit ist Bamberg deutschlandweit einer der wenigen Orte, an denen dieses Fach studiert werden kann. Mit der jüngsten Erweiterung der Fächergruppe, der von Prof. Dr. Susanne Talabardon vertretenen Judaistik, wird das Spektrum abgerundet.
Wie steht es heute um die Orientalistik?
Derzeit umfasst das Institut sechs Lehrstühle und Professuren mit insgesamt elf wissenschaftlichen Mitarbeitern und Lektoren. Die Fächergruppe hat sich rasant entwickelt, doch der Weg bis dahin war nicht immer leicht. Die Bamberger Orientalistik musste gerade einen professoralen Generationenwechsel meistern. Birgitt Hoffmann erinnert sich daran, dass diese Übergänge nicht in allen Fällen naht- und reibungslos verlaufen sind. Vertretungsprofessuren und nicht kontinuierlich besetzte Lehrstühle machten der Orientalistik zu schaffen. Doch seit Ende des vergangenen Jahres stehe sie unter einem guten Stern. „Wir sind überglücklich, dass wir nun so komplett sind, wie wir es noch nie waren“, freut sich Hoffmann. Seit diesem Wintersemester sind nun auch endlich die Professur für Arabistik mit Prof. Dr. Lale Behzadi und der Lehrstuhl für Islamwissenschaft durch Prof. Dr. Patrick Franke besetzt.
Am Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients, Islamwissenschaft und Judaistik vereinigen sich daher Studienfächer, die sich mit der Arabischen Welt, Iran, Türkei, Teilen Zentralasiens und Israel beschäftigen. Der Fokus liegt hier also auf Ländern, die stark von der islamischen Religion und Kultur geprägt sind. Außerdem werden auch die Geschichte und die Religion des Judentums gelehrt. Neben der sprachpraktisch-philologischen Ausbildung werden aktuelle und historische Fragenstellungen aus Religion, Politik und Kultur behandelt.
Bayernweit die Nummer eins
Das Institut ist nicht zuletzt dank seines differenzierten Fächerprofils und vielfältigen Lehrangebots ein Aushängeschild der Universität Bamberg. Die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen und die starke Medienpräsenz zeigen, wie bedeutsam Themen rund um die islamischen Länder auch in der westlichen Welt sind. Doch immer wieder wird in den Debatten deutlich, wie schwierig es ist, Situationen richtig einzuschätzen und zu beurteilen. Dafür ist gutes Expertenwissen notwendig. Und genau solche Experten versucht die Bamberger Orientalistik durch ihre Studienangebote auszubilden. Vizepräsident Prof. Dr. Sebastian Kempgen war dafür voll des Lobes: „Die Orientalistik ist gut vernetzt und bemüht sich erfolgreich im internationalen System“. Tatsächlich schickt die Universität Bamberg regelmäßig ihre angehenden Islamwissenschaftler mit Hilfe von Stipendien in Länder des Vorderen Orients und nimmt im Gegenzug ausländische Studierende auf. Und auch national erfreue sich die Bamberger Orientalistik höchster Anerkennung, so Kempgen. Denn bayernweit sei sie die Nummer Eins.