Faszination Mohnbiene - Studierende der Universität Bamberg kartieren seltene Wildbiene
Faszination Mohnbiene - Studierende der Universität Bamberg kartieren seltene Wildbiene
In Kemmern im Landkreis Bamberg sorgt eine beeindruckende Bienenart für große Begeisterung. Eines der größten bekannten Vorkommen der seltenen Mohnbiene (Osmia papaveris) befindet sich in der Feldflur nördlich von Kemmern. Studierende der Universität Bamberg untersuchten am 20. Juni in einer groß angelegten Kartierungsaktion den Bestand der Mohnbiene und stellten dabei Beeindruckendes fest: Die Zahl der Mohnbienen scheint weiter zuzunehmen!
Die Mohnbiene ist bekannt für ihr charakteristisches Verhalten, ihr Nest mit Mohnblütenblättern auszukleiden, und gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht. Sie nistet im Boden und bevorzugt verdichtete, sandige und warme Standorte. Für ihre Niströhren gräbt sie 3-4 cm tiefe Löcher in den Boden. Unordnung scheint sie nicht zu mögen, denn den beim Graben anfallenden Aushub an Sandkörnern trägt sie akribisch etwa einen Meter weit weg. Dann kleidet sie ihre Niströhre mit vielen kleinen Mohnblütenstücken aus. Die Mohnblütenblätter ragen wie ein rotes Säckchen oben aus der Niströhre heraus. Sobald sie mit dem Innenausbau ihrer Nisthöhle fertig ist, sammelt sie fleißig Pollen und trägt ihn als Proviant für ihren Nachwuchs in die Röhre. Auf den Pollen legt die Mohnbiene noch ein Ei und verschließt ihre Niströhre sorgfältig, indem sie die Mohnblütenstücke über der Brutzelle zusammenfaltet und wieder Sandkörner darauf verteilt. Die Larve liegt nun mit ihrem Nahrungsvorrat gut verpackt in einer von Mohnblütenblättern umhüllten Kugel sicher unter der Erde und kann sich entwickeln. Die neue Mohnbiene schlüpft erst ein Jahr später im Juni und bleibt bis dahin gut versteckt in der Erde.
In Kemmern bei Bamberg befindet sich eines der größten Vorkommen dieser seltenen und faszinierenden Wildbienenart. Grund dafür ist die außergewöhnliche Landschaft, die durch eine historisch gewachsene, kleinstrukturierte Landwirtschaft geprägt ist. Äcker, Blühstreifen und Hecken wechseln sich auf engstem Raum ab und sind durch Feldwege miteinander verbunden. Vor allem an den Feldwegen findet die Mohnbiene ihren bevorzugten Nistplatz und zu ihrem Glück gibt es in der Umgebung auch genügend Mohn. Diese historische Landschaftsstruktur fördert die enorme Artenvielfalt in Kemmern, die es unbedingt zu erhalten gilt. Als größte Gefahr für die Mohnbiene werden Baumaßnahmen und die Flurbereinigung genannt, beides würde den Lebensraum für diese Wildbienenart unbrauchbar machen.
Eine Kartierung des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) Bamberg im vergangenen Jahr zeigte bereits eine positive Entwicklung der Mohnbienenpopulation in den letzten 20 Jahren. Nun haben Studierende der Universität Bamberg, Didaktik der Naturwissenschaften, unter der Leitung von Frau Dr. Larsen, Herrn Kalweit und Frau Hochrein eine Kartierung durchgeführt und unglaubliche 352 Nester gezählt. Dies übertrifft das letztjährige Tagesmaximum um das Dreifache. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Mohnbienenpopulation weiter wächst. Das nicht nur dauerhafte, sondern sogar zunehmende Vorkommen der Mohnbiene in Kemmern zeigt deutlich, wie außergewöhnlich und wertvoll die Landschaft dort ist. Die Teilnehmerin Anna Weiser kam zu der Erkenntnis, „dass eine Landschaft, die eigentlich stark vom Menschen geprägt wurde, nämlich die landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Feldern, auch einen hohen Artenreichtum mit sich bringen kann. Die Voraussetzung dafür ist natürliche eine naturnahe Bewirtschaftung“.
Neben der Mohnbiene leben in der kleinstrukturierten Feldflur von Kemmern noch viele weitere interessante und durchaus seltene Arten. So konnten während der Kartierung auch die seltene Kreiselwespe und die Heuschrecken-Sandwespe beim Nestbau beobachtet werden. Durch die intensive Beschäftigung mit der Mohnbiene und ihren geflügelten Nachbarn wurde den Teilnehmenden bewusst, „dass sich die Schönheit der Natur gerade auch im Kleinen und in ihrer Vielfalt zeigt, die es unbedingt zu schützen gilt“. Maurice Kalweit stellte abschließend fest, dass, „auch wenn der erste Schein trügen mag, fast überall faszinierendes Leben zu finden ist, das die Herzen für unsere Natur wieder höher schlagen lässt“.
Sophia Hochrein