DiKuLe-Projekt: digitale Bestimmung von Wildbienen in Nisthilfen
Im Zentrum unserer partizipativen Lehr-Lernumgebung steht die Einbindung von Studierenden und SchülerInnen in Forschungsprozesse mittels digitaler Medien. Die digitale Bestimmungs-App ID-Logics ermöglicht es erstmals auch Laien, 37 typische Gattungen und Arten solitärer Wildbienen und Wespen anhand ihrer Nisthilfen zu bestimmen. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit Studierenden, SchülerInnen und FachwissenschaftlerInnen ein deutschlandweites Biomonitoring aufzubauen, um die Verbreitung der häufigsten Arten und Gattungen langfristig verfolgen zu können. Durch den Einsatz der digitalen Bestimmungs-App in Kombination mit Nisthilfen werden Primärerfahrungen ermöglicht und forschend-entdeckende Lernumgebungen geschaffen. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Biodiversität solitärer Wildbienen und Wespen kann nicht nur Artenkenntnisse vertiefen, sondern langfristig auch Gestaltungskompetenzen im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fördern (de Haan, 2008).
Erste Ergebnisse
Seit Beginn des Projekts "DiKuLe-Wildbienenprojekt" konnten folgende Milestones erreicht werden:
- Entwicklung, Optimierung und Anschaffung nicht-invasiver Nisthilfen (bisher ca. 50 Stück)
- Fertigstellung einer digitalen Bestimmungs-App (Version 2.0) mit Tool-Tip-Videos, didaktisierten Grafiken und einem fehlertoleranten Bestimmungsmechanismus
- über 400 Bestimmungsdurchgänge unterschiedlicher Gruppen (Grund-, Mittelschulen, Studierende, Fachleiter:innen Biologie Gymnasien)
- Entwicklung eines Multimedia-User-Experience-Book (Muxbook) als Lernmaterial zur Bestimmung von Wildbienen- und Wespenarten
- über 30 Interessensbekundungen verschiedener Bildungseinrichtungen für das Biomonitorring im SoSe24
- Pilotierung der Lern- und Forschungsumgebung mit 22 teilnehmenden Schulen, 5 Universitäten und weiteren außerschulischen Bildungsakteuren
- Veröffentlichung des Projekts und der Ergebnisse im Journal "Mathematisch-naturwissenschatlicher Unterricht" (accepted)
- Transfer auf nationalen (BNE-Tagung Eichstätt Nov. 2023, I-BNE Konferenz Nürnberg Jun. 2024) und internationalen Tagungen (ERIDOB, 2024), Lehrerfortbildungen (z.B. Fachschaftsleiter:innentagung Gymnasien Oberfranken Biologie, Lehrkräftekongress Think Scientifik, FAU Nürnberg u.a.) und anderweitigen Bildungseinrichtungen (z.B. BiBa Bamberg, Umweltstation Fuchsenwiese)
- "Transfer nach innen": Veranstaltungen im Rahmen des Monats der Nachhaltigkeit, Implementierung in Lehrveranstaltungen (BNE, Imkerseminar, Vorlesungen)
- Umsetzung verschiedener Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität mit Studierenden (z.B. Bau von Sandarien, Mohnbienen-Kartierung)
Entwicklung im Design-Based-Research-Ansatz
Warum sind Wildbienen und Wespen wichtig?
In den gemäßigten Breiten ist die Mehrzahl an Blütenpflanzen auf die Bestäubung von Insekten angewiesen. Wildbienen erfüllen hierbei eine Schlüsselrolle, da sie Aufgrund ihrer Vielfalt und ihrer morphologischen Anpassungen als effizienteste Bestäuber vieler Blütenpflanzen gelten. Im Gegensatz zu den domestizierten Honigbienen fliegen Wildbienen wie die Erdhummel, aber auch einige Sand- und Mauerbienen außerdem auch bei Schlechtwetterperioden. Die meisten Wildbienen leben solitär, bilden also keine Staaten und produzieren keinen Honig. Von den 565 in Deutschland lebenden Wildbienenarten sind jedoch etwa 50% gefährdet.
Auch Wespen sind wichtige Teile des Ökosystems, da sie helfen die Populationen von Schadinsekten zu kontrollieren. Wie die Wildbienen sind von den 562 aculeaten Wespen Deutschlands etwa 50% gefährdet. Der Rückgang der Wildbienen und Wespen steht maßgeblich mit Landnutzungsänderungen, dem Einsatz von Pestiziden und dem damit einhergehenden Verlust an Nahrungs- und Nisthabitaten im Zusammenhang.
Das Projekt
Nisthilfen, kombiniert mit der Bestimmungsapp ID-Logics, bieten ein spannendes Lernfeld, welches SchülerInnen und Studierenden hilft, sich mit essenziellen Themen der Ökologie zu beschäftigen. Weiterhin wird es Ihnen ermöglicht, sich für den Schutz von Wildbienen und Wespen einzusetzen. Hierfür bilden wir projektbegleitend (angehende) Lehrkräfte und Dozierende als MultiplikatorInnen aus. Ziel ist es, sie zu befähigen, das partizipative Citizen-Science-Projekt mit Hilfe des zu Verfügung gestellten Komplettpakets nachhaltig in (Hoch)Schulen zu implementieren und mit den Lernenden durchzufüühren. Das Komplettpaket besteht dabei aus Nisthilfe, BestimmungsApp, Fortbildungsangeboten, entsprechenden Unterrichtsmaterialien sowie einer intensiven projektbegleitenden Betreuung aus fachwisenschaftlicher sowie didaktischer Perspektive. Wir stehen unseren Teilhabenden dabei jederzeit als persönliche AnsprechpartnerInnen zur Verfügung. Das Projekt entsteht in Kooperation der Universität Freiburg, der Universität Hannover und der Didaktik der Naturwissenschaften der Universität Bamberg.
Entwicklung von Nisthilfen
Ein Teil der Wildbienen- und Wespenarten bauen ihre Nester in kleinen Hohlräumen wie sie Schilfhalme oder Käfer-Fraßgänge in Totholz bieten. Diese Arten besiedeln auch Nisthilfen, wie sie in Kooperation von Dr. Felix Fornoff (Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie, Universität Freiburg) entstanden sind. Mit Hilfe dieser Nisthilfen lassen sich die faszinierenden Nestkonstruktionen, die verschiedenen Entwicklungsstadien sowie die Populationsdynamiken der Tiere beobachten und erforschen. Zudem sind sie einfach zu handhaben, mehrjährig einsetzbar und die Beobachtungen lassen sich nicht invasiv durchführen.
Bestimmungsapp ID-Logics „Wildbienen- und Wespen“
Mithilfe der entwickelten Bestimmungsapp ID-Logics sollen SchülerInnen und Studierende dazu befähigt werden, die Tiere und ihre natürlichen Gegenspieler auf Art-, Gattungs- oder Familienebene zu bestimmen und zwar nur anhand der Nistgänge.
Durch den implizierten Wissenszuwachs sollen sie für den Erhalt der Biodiversität sensibilisiert und die Gestaltungskompetenz bezüglich einer BNE gefördert werden. Des Weiteren wird im Sinne des Citizen-Science-Konzept mit Hilfe der App ein Biomonitoring durchgeführt, indem Bestimmungen gemeldet werden können, was zu langjährigen Beobachtungs- und Vergleichsmöglichkeiten führt, wie es um die Wildbienen und Wespen Deutschlands bestellt ist.
Integration in den Unterricht
Mit dessen Hilfe wird es möglich sein die Bestimmung mit SchülerInnen und Studierenden, inkl. der entsprechenden Vor- und Nachbereitung, in einem Umfang von insgesamt 3 UE im Rahmen des eigenen Unterrichts durchzuführen. Weiteres Unterrichtsmaterial befindet sich aktuell in der Entwicklung.
Studien und Evaluation:
Juli - August 2023: 1. Qualitative Evaluation der BestimmungsApp ID-Logics Version 1.0.
Dezember 2023 - Mai 2024: 2. Qualitative Evaluation der BestimmungsApp ID-Logics Version 2.0.
Mai 2024: Veröffentlichung der BestimmungsApp
September 2024 - Januar 2025: 3. Qualitative Evaluation der BestimmungsApp ID-Logics Version 3.0.
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Projektleitung:
Prof. Dr. Yelva Larsen & Sophia Hochrein
E-Mail: sophia.hochrein(at)uni-bamberg.de
Mitarbeiter: Maurice Kalweit