Vorstellung der Preisträger des Nachhaltigkeitspreises 2022 in der Kategorie Studium und Lehre: Prof. Dr. Björn Ivens und Prof. Dr. Frank Wimmer
Am 14. November 2021 feierte die Universität Bamberg Geburtstag. Beim sogenannten Dies Academicus gab es dieses Jahr zum zweiten Mal auch Auszeichnungen im Bereich der Nachhaltigkeit. Die von der Lyzeumsstiftung herausgegebenen Preise wurden in drei verschiedenen Kategorien - Forschung, Campusmanagement, Studium und Lehre - vergeben.
Vielen Dank an alle Preisträger*innen die 3 Fragen des Nachhaltigkeitsbüros beantwortet haben. Die Preisträger*innen werden hier nacheinander vorgestellt.
Prof. Dr. Björn Ivens, Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Vertrieb und Marketing
und Prof. Dr. Frank Wimmer, Inhaber des damaligen Lehrstuhls für BWL, insbesondere Absatzwirtschaft
Gab es ein bestimmtes Ereignis was Sie zum Nachhaltigkeitsengagement gebracht hat? Welches war das?
Herr Prof. Dr. Ivens:
Nein, es war eine Summe von Faktoren:
- Meine grundlegende Überzeugung, dass jede menschliche Aktivität (Wirtschaft, Bildung, Gesundheitswesen etc.) immer in einem Wechselspiel mit der natürlichen und institutionellen Umwelt stattfindet und daher niemals isoliert gedacht und gelebt werden kann,
- mein Auslandsstudienjahr am Institut d’Etudes Politiques in Strasbourg vor 30 Jahren, wo ich als BWLer mit zahlreichen relevanten sozialpolitischen Fragen in Kontakt gekommen bin, die eng mit den 17 SDG verbunden sind,
- Begegnungen mit sehr engagierten und überzeugenden AktivistInnen und Forschern,
- Gespräche mit meiner Frau und unseren Kindern über die Blickweisen ihrer Generation,
- Austausch mit ManagerInnen zu deren Nachhaltigkeitsherausforderungen,
meine Jahre in der Schweiz mit den offensichtlichen Auswirkungen des Klimawandels (Gletscherschmelze, Rückgang der Permafrost-Zonen, Erdrutsche, Überschwemmungen etc.).
Herr Prof. Dr. Wimmer:
Nein, kein bestimmtes. Die seit Langem bekannten ökologischen Probleme, verbunden mit gesellschaftlichen Missständen, beschäftigen mich seit Anfang der 1970er Jahre und seitdem beschäftige ich mich privat wie vor allem auch in Forschung und Lehre (ich war da schon Lehrstuhlassistent an der Uni Erlangen-Nürnberg) damit. Freilich haben die Umweltkatastrophen dieser Jahre meine Sensibilität für die Thematik "Wirtschaft bzw. Unternehmen und Ökologie" geschärft (Sie werden, weil jünger als ich, das Meiste nicht kennen): So z. B. 1976 Seveso; 1984 Bophal; 1986 Tschnernobyl; 1995 Brent Spar; 2011 Fukushima.
Herrn Ivens Erfahrungen aus seiner Schweizer Zeit mit Auswirkungen des Klimawandels (sein letzter Punkt) treffen auch auf mich zu.
Was wünschen Sie sich für die Uni Bamberg in Bezug auf Nachhaltigkeit in der Zukunft?
Herr Prof. Dr. Ivens:
Eine Vertiefung der bereits sehr engagierten Nachhaltigkeits-Orientierung auf allen Ebenen und in allen Bereichen: Forschung, Lehre und Verwaltung. Dies sollte sich nach und nach in dedizierten Lehrstühlen widerspiegeln. Viele Forschende und Lehrende an unserer Uni befassen sich sehr aktiv mit Nachhaltigkeits-Themen. Diese Breite ist eine wichtige Komponente einer nach außen sichtbaren Nachhaltigkeits-Orientierung. Die höchste Symbolwirkung, die man erreichen kann, ergibt sich aber, wenn in verschiedenen Fakultäten Lehrstühle eingerichtet sind, bei denen die interessierte Öffentlichkeit sofort erkennt, dass die Universität das Thema langfristig durch diese institutionell verankert - parallel zu der bereits institutionalisierten Arbeit von Nachhaltigkeitsbüro und Steuerungsgruppe Nachhaltigkeit.
Herr Prof. Dr. Wimmer:
Vor allem eine deutlich stärkere Verankerung der Themen "Nachhaltigkeit", speziell auch "Ökologie" in Forschung und Lehre an der Uni. Wir haben zwar Nachhaltigkeit in die aktuelle Zielvereinbarung aufgenommen, aber im Vergleich zu vielen anderen deutschen und insb. auch ausländischen Hochschulen fehlen indisziplinär angelegte Forschungsprojekte sowie einschlägige Studiengänge (in der SoWi-Fakultät bei BWL bspw. zu Nachhaltigkeitsmanagement, aber sicher auch bei VWL) und entprechende Lehrstuhlwidmungen und -besetzungen.
Welchen Gewinn hat Ihre Aktivität für andere und wie kann ihr Projekt unterstützt und daran angeknüpft werden?
Herr Prof. Dr. Ivens:
Bei einer Lehrveranstaltung wie “Nachhaltigkeit und Verantwortung im Management“ ist der direkte Gewinn für die TeilnehmerInnen der systematische Über- und Einblick. Mein Kollege Frank Wimmer und ich bieten den Studierenden strukturierte Wege hin zu dieser genauso breiten, tiefen und komplexen wie auch aktuellen Thematik. Unterstützung erfahren wir jedes Jahr u.a. durch VertreterInnen von NGOs, Unternehmen und anderen Stakeholder-Gruppen, die unsere theoretisch-konzeptionellen Inhalte ergänzen durch Einblicke in ihre jeweilige Arbeitswelt. Dies sind teils Nachhaltigkeitsverantwortliche aus Unternehmen, teils AktivistInnen, teils VerbandsvertreterInnen etc. Sie alle berichten sehr konkret von ihrer Arbeit und ihren Zielen. Anknüpfen kann man an das Projekt in vielfacher Weise: Studierende z.B., indem sie anschließend ihre Masterarbeit zu Nachhaltigkeits-Themen schreiben oder später im Beruf zu uns als GastreferentInnen zurückkehren; aus Verbänden und Unternehmen kommen ebenfalls immer wieder Vorschläge zu anknüpfenden Masterarbeitsthemen - und natürlich können viele andere Lehrende in eigenen Nachhaltigkeits-Veranstaltungen an die Inhalte unserer Veranstaltung anknüpfen und z.B. ausgewählte Punkte vertiefen (z.B. im Bereich Sustainability Reporting).
Herr Prof. Dr. Wimmer:
Den größten und unmittelbaren Gewinn aus unserer Lehrveranstaltung "Nachhaltigkeit und Verantwortung im Management" haben natürlich unsere (Master-) Studierenden, die sich als zukünftige Führungskräfte in großer Zahl dafür interessieren. Sie können sich, wie Herr Ivens es bereits schildert, schon während ihres Studiums etwa im Rahmen von Masterarbeiten spezialisieren und somit auf die zukünftigen Herausforderungen im Arbeitsleben vorbereiten. Das kommt später dann auch den Unternehmen bzw. Organisationen zugute, in denen sie tätig werden.
Gewinn ziehe ich/ziehen wir als Lehrende ganz persönlich darüber hinaus aus der positiven Resonanz bei den Studierenden, auch bei den in unsere Veranstaltung integrierten Vertretern von Unternehmen, NGOs usw. - und selbstverständlich auch aus der Anerkennung durch den erhaltenen Preis!
Eine Unterstützung unseres Projekts ist insb. durch die unter Punkt 2 genannten Wünsche möglich.