Auf kleinem Raum Großes schaffen
Es blüht, brummt und summt: Im Demonstrationsgarten am Schillerplatz 15 wachsen Kräuter, Salate und Naschgemüse wie Cocktailtomaten, Snackpaprika oder Minigurken. Gepflegt werden die Beete von einem Kooperationsteam der „Transition Bamberg“, der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) und der Studierenden sowie Mitarbeitenden des „Uni Gardenings“ der Universität Bamberg. Im Rahmen des Workshops „Urban Gardening“ öffnete der Demonstrationsgarten seine Pforten. Im Interview berichtet Gundula Holm, Projektmitarbeiterin beim „Urban Gardening“ der LWG, vom Workshop.
Der Demonstrationsgarten am Schillerplatz 15 wird von vielen Initiativen und Organisationen gepflegt. Wie ist diese bunte Zusammenarbeit entstanden?
Die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau und die Universität Bamberg sind in den letzten Jahren gute Partner geworden, wenn es um das Thema Stadtgrün und Stadtgärtnern geht. Beiden Einrichtungen ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Die gemeinsamen Ansatzpunkte der LWG und des Teams „Uni Gardening“ sind beispielsweise, dass wir torffreie Erden verwenden, biologisch düngen und mit Wasserkreisläufen arbeiten, in denen wenig Ressourcen verloren gehen. Außerdem erreichen wir durch die Zusammenarbeit mit „Uni Gardening“ unsere Zielgruppe gut. Das sind gerade die jungen Leute, die Studenten, die Schüler, aber auch junge Familien mit Kindern, die wir wieder fürs Gärtnern begeistern wollen.
Das Fachgebiet der Landesanstalt ist das Gärtnern. Worum kümmert sich die Einrichtung genau?
Die Einrichtung gliedert sich in zwei Teile auf. Ein Teil ist unser ökologischer Gemüsebauversuchsbetrieb in Bamberg an der Galgenfuhr. Hier widmet man sich speziell dem Gemüseanbau für Profi-Gärtner. Das bedeutet, dass beispielsweise verschiedene Tomatensorten ausgetestet werden oder man sich an neuen Zucchini- oder Süßkartoffelsorten versucht. Hier dreht sich also alles ums Gemüse. Der zweite Teil der Landesanstalt sitzt in Veitshöchheim. Dort geht es in vielen Bereichen um den Zierpflanzenbau, aber auch um das Stadtgrün. Da ist auch unser Projekt verankert, am Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau.
Für die Betreuung des „Urban Gardenings“ sind Sie als Projektmitarbeiterin zuständig. Was motiviert Sie dabei, sich für die Nachhaltigkeit einzusetzen?
Ein Erfolg ist für mich, wenn ich junge Menschen dafür begeistern kann, selbst etwas Neues auszuprobieren und auch mal ums Eck zu denken. Wie das funktionieren kann, haben wir heute beim Workshop am Beispiel mit den Pflanzsäcken gesehen, die man platzsparend am Balkon aufhängen kann. Mit Kreativität kann jeder auch auf kleinem Raum erfolgreich gärtnern und damit etwas für die Nachhaltigkeit tun. Es motiviert und begeistert mich, jungen Menschen diese Tricks zu zeigen.
Woher stammt die Idee für’s „Urban Gardening“?
Die Idee ist schon uralt. Die Ursprünge liegen bei den berühmten hängenden Gärten von Babylon. Schon dort hat man von urbanen Gärten gesprochen und in der Vertikale angepflanzt. Was wir heute machen, kann man also „Urban Gardening“ 2.0 nennen. Ganz vergessen hat man das „Urban Gardening“ nie. In der Nachkriegszeit hat man auch schon auf diese Idee zurückgegriffen. Damals hat in den Städten zu fast jedem Einfamilienhaus ein Selbstversorgergarten gehört. Heute hat man diesen Platz meistens nicht mehr. Deswegen muss man andere Systeme entwickeln und beispielsweise Fassaden oder Dächer bepflanzen.
Stichwort „Systeme entwickeln“: Was waren Ihre Ziele beim Workshops zum „Urban Gardening“ im Rahmen des Nachhaltigkeitsmonats?
Mein Ziel für den Workshop beim Nachhaltigkeitsmonats war in erster Linie, aufzuzeigen, mit welchen Systemen man auf kleiner Fläche arbeiten kann. Die Teilnehmer haben bei der Führung durch unseren Demonstrationsgarten gesehen, dass man auch in Holzkisten oder in Filzsäcken etwas anpflanzen kann – und durften das anschließend selbst ausprobieren. Man kann also auch ohne Kunststoffbehälter arbeiten. Ich möchte vermitteln, dass uns zahlreiche nachhaltige Alternativen zur Auswahl stehen. Und nicht zuletzt wollte ich den Teilnehmern natürlich zeigen, wie viel Freude das Gärtnern bereiten kann.
Es gibt also viele kreative Methoden, auf kleinem Raum zu gärtnern. Mit welchen Pflanzen wird beim „Uni Gardening“ gearbeitet?
Gepflanzt wird, was gefällt und schmeckt. Uns geht es darum, Essbares anzupflanzen. Beginnend von Salat über Kohlrabi bis hin zum Fruchtgemüse, wie Tomate, Chili, Paprika und Co. Das alles kann man auch in kleinen Gefäßen anpflanzen. Und was natürlich nicht fehlen darf, sind Kräuter. Kräuter haben zweierlei Nutzen: Zum einen sind sie nützlich für den Menschen, indem er sie in die Küche holt und seine Speisen damit würzt. Wenn man die Kräuter blühen lässt, sind sie zum anderen auch wunderbare Insektenpflanzen und damit ein weiterer Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Beim heutigen Workshop waren viele interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort. Stimmt Sie das positiv?
Ja, die gute Resonanz stimmt mich stimmt positiv. Dass so viele Teilnehmer da gewesen sind, das hat mich sehr gefreut. Gerade als es ums Anpacken und Mitmachen gegangen ist, war das Interesse sehr groß. Es wurden auch viele Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit gestellt, zum Beispiel bezüglich der Substrate, die verwendet werden. Dieses Interesse hat mich begeistert.
Wer künftig auch anpacken und mitmachen will: An wen darf man sich wenden, wenn man selbst beim „Urban Gardening“ aktiv werden möchte?
Ansprechpartner ist zum einen die LWG. Man darf sich gerne bei mir oder bei meinem Kollegen Florian Demling melden. Wer beim Team „Uni Gardening“ mitmachen möchte, darf sich an Yelva Larsen wenden. Wir freuen uns jederzeit über neue Interessenten!
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führten Lucia Weigert und Yijie Chen.
Das Interview wurde von Studierenden der Universität Bamberg im Rahmen der praktischen Lehrveranstaltung „Grundlagen des digitalen Journalismus“ am Institut für Kommunikationswissenschaft unter Leitung von Vera Katzenberger durchgeführt.