Lehren und Lernen mit Videos

Einsatz von Videos in der Lehre

Typische Stärken und Szenarien von Videos in der Lehre sowie Möglichkeiten der Aktivierung

  • Individuelle Lernbedingungen ermöglichen
    Im eigenen Lerntempo zur individuell bevorzugten Zeit arbeiten. Videos sprechen mehrere Sinne an, weil sie multimedial sind.
  • Handlungsabläufe demonstrieren
    In Erklärvideos können in sehr kurzer Zeit die notwendigen Schritte erläutert werden, die zum Ziel führen.
  • Themen personalisieren und Zusammenarbeit fördern
    Videos, in denen die jeweilige Dozentin oder der jeweilige Dozent kurz in ein Thema einleitet oder länger darüber referiert, können in reinen Online-Szenarien helfen, Lehr-Lern-Beziehungen aufzubauen und das Thema tatsächlich mit einer Person zu verknüpfen.
  • Zugang zu Personen (z.B. Experten) bieten
    Externe Personen mit besonderer Expertise können in einem Video referieren, erklären, zeigen etc.
  • Einblick in spezielle Orte ermöglichen
    Videos können an Orten gedreht werden, die für die Lernenden nicht oder schwer zugänglich sind, z.B. ferne oder gefährliche Orte.
  • Geschichte erfahrbar machen
    Videosequenzen aus früheren Zeiten kann Geschichte lebendiger darstellen und damit leichter erfahrbar machen.
  • Phänomene zugänglich machen
    Blitz, Sonnenfinsternis, Vorgänge in Körpern oder andere besondere Ereignisse, die mit bloßem Auge nicht oder nur schwer erkennbar sind, können in Videos wahrnehmbar gemacht werden.
  • Durch Storytelling motivieren und begeistern
    Erzählte Geschichten und eine interessante Vortragsweise in Videos können Emotionen und Neugierde wecken und sich damit positiv aufs Lernen auswirken.

Sie können Videos entweder direkt in einer Präsenzsitzung zeigen oder als Bestandteil von Blended Learning- oder reinen Online-Szenarien verwenden.

Videos können

  • in ein Thema oder eine Lehrveranstaltung einführen
  • bestimmte Inhalte oder Sachverhalte erklären
  • Ergebnisse einer Lehrveranstaltung wiedergeben
  • als Beispiele und zur Analyse dienen.

Videos können zum Beispiel für folgende Szenarien eingesetzt werden:

  • Nacharbeiten, Wiederholen oder Vorbereiten
    Versäumte Stunden oder Lehrveranstaltungen nach-/wiederholen und Präsenzzeiten oder Klausuren vorbereiten.
  • Binnendifferenzierung
    Unterschiedliche Lernende in einer Lerngruppe können gezielt individuell gefördert werden.
  • Lernen durch Lehren
    Lernende sind die Expert:innen.
  • Inverted Classroom
    Lernende eignen sich neues Wissen zuhause im eigenen Tempo und zu ihren jeweils idealen Lernzeiten an; in Präsenz wird das Neue angewendet, geübt (in Zusammenarbeit mit Mitstudierenden und Dozierenden).

Wenn Sie Videos in Ihrer Lehre einsetzen wollen, dann können Sie Fragen vor, während oder nach dem Zeigen des Videos zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Lernstoff einsetzen:

  • Offene oder geschlossene Fragen, die das Vorwissen aktivieren
  • Fragen, um die Reflexion anzuregen
  • Aufgabenstellungen, um
    • den Fokus auf bestimmte Aspekte zu lenken
    • eigene Notizen anzufertigen
    • Verständnisfragen zu sammeln
    • Fachbegriffe und Definitionen gemeinsam zu sammeln
    • auf weiteres (vertiefendes) Material hinzuweisen
    • das Gelernte zu verarbeiten, z. B. Zusammenfassungen, Aufgaben und Tests, Mind Maps und andere Visualisierungen erstellen lassen
  • Testfragen (offen und geschlossen)
  • Fragen zur Selbsteinschätzung des Lernstands und des Verständnisse

Formen und Typen von Videos

Neben der klassischen Vorlesungsaufzeichnung können Videos in der Hochschullehre hinsichtlich der Spieldauer E-Lectures, Micro-Lectures unterschieden werden. Eine weitere Videoform ist der Lehrfilm. Als Videotyp wird die Produktionsart verstanden, z. B. Legetechnik, Screencast, Talking Head etc. 

Form

Aufnahmeort

Spieldauer

Inhalte

Vorlesungsaufzeichnung

Hörsaal o. Seminarraum

>= 60 Minuten (Echtzeit)

Vorlesung

E-Lecture

Büro o. Studio

<= 20 Minuten

  • Einführungen
  • Experteninterviews
  • Experimente
  • Kursbeschreibungen

Micro-Lecture

Büro

<= 6 Minuten

  • Definitionen
  • Erläuterung einer Aufgabenstellung
  • Präsentation von Musterlösungen
  • Zusammenfassung eines Themas
  • Wichtige Zitate/Publikationen
  • Demonstrationen
  • Software-Handhabung
  • Ergebnisse einer Lehrveranstaltung
  • Videos als Beispiele/zur Analyse

Lehrfilm

Studio

nicht festgelegt

nicht festgelegt

Klassifikation angelehnt an Handke, Jürgen (2017): Handbuch Hochschullehre Digital. Leitfaden für eine moderne und mediengerechte Lehre. 2. Auflage. Baden Baden. S. 136.

Umgesetzt werden können die oben genannten Videoformen auf verschiedene Art und Weise. Die nachfolgenden Videotypen unterscheiden sich in Aufwand und Komplexität der Erstellung, der Ausstattung an Produktionstechnik und dem damit verbundenen Know-how. Sie können in einem Gesamtvideo auch miteinander kombiniert werden.

VideotypErläuterungAufwand und KomplexitätBeispielvideos 
(Quelle: YouTube)
AnimationIn Bewegung gesetzte Grafiken, Zeichnungen und/oder Texterelativ gering (je nach Anspruch an die Professionalität)youtu.be/n0TPpA8_264
Legevideoper Hand werden Bild- und Textelemente auf einer Unterlage platziert und verschoben. Die Hand ist oftmals zu sehen.geringyoutu.be/nO_8YsJmZfk
MontageKombination aus realer
Videoaufzeichnung und
grafischen Elementen
ziemlich
komplex
youtu.be/yAQmzMwhhzY
ScreencastAufzeichnung eines Computer- oder Tabletbildschirms (Präsentation, Software)mittelyoutu.be/wubNjeEVWMU
Stop MotionEinzelbilder, die zu einem Film zusammengesetzt werden.komplexyoutu.be/jzq92bHIJms
Tafel/
Whiteboard
Videoaufzeichnung der Lehrperson vor einer Tafel oder einem Whiteboardgeringyoutu.be/kOrlFwyZn7s
Talking HeadVideoaufzeichnung der Lehrperson vor meist einfarbigem Hintergrund (evtl. Greenscreen), der als Projektionsfläche für Text und Grafik genutzt wirdziemlich
komplex
youtu.be/M6ij-oGYcHI
Webcam-VortragVideoaufzeichnung
eines Vortrags
geringyoutu.be/JXwZs8wq0Cw
 

Erstellung von Videos für die Lehre

Zur Erstellung eines Videos benötigen Sie nicht nur entsprechende Technik, sondern vor allem einen Plan: Welche Ziele wollen Sie mit Ihrem Video erreichen? Wie ist es in Ihre Lehrveranstaltung integriert? Was soll das Video alles enthalten? Wer sind die Prodagonist:innen? Was knnen die Prodagonist:innen dazu beitragen, damit das Video gerne angesehen wird? Wo finden Sie entsprechende technische Unterstützung, falls Sie das Video nicht mit dem Smartphone oder einer anderen Alltagstechnik aufnehmen wollen?

  • Vorspann
    • Titel des Videos
    • Titel der Lehrveranstaltung, des Themas
    • Name der/des Dozierenden
  • Einstieg
    • Überblick
    • Ziele
    • interessante Frage, überraschende oder provozierende Aussage, fesselnde Geschichte
  • Hauptteil
    • Inhaltliche Erklärungen
    • Beispiele
    • Testfrage oder Reflexionsaufgabe
  • Zusammenfassung
    • Fazit
    • Ziele
  • Ausblick
    • Verweis auf nächstes Video
    • Aktivierende Aufgabe
    • Hinweis auf weiterführendes Material
  • Abspann
    • Titel des Videos
    • Titel der Lehrveranstaltung
    • Name der/des Dozierenden
    • Copyright-Hinweise (z.B. Creative Commons)

Name des Videos: Netzlaufwerke einbinden unter Windows

Nr.TextBild/AktionFormat/EffekteRegieanweisung
01Hallo! In diesem Video erklären wir Ihnen, wie Sie Netzlaufwerke an ihrem Windows-Gerät einrichten. Diese Anleitung ist nur für Mitglieder der Otto-Friedrich-Universität geeignet.TitelbildJPGAm Ende des Satzes nächstes Bild aufrufen
02Bei weiteren Fragen oder Problemen können Sie sich jederzeit an den IT-Support der Universität wenden oder in der schriftlichen Anleitung alles nochmal nachlesen.Infos über den IT-SupportJPG 
03Beachten Sie bitte, dass Ihre Netzlaufwerke auf zentral verwalteten Geräten – also auf einem Dienstgerät und an Computern in PC-Pools – bereits eingerichtet sind. Zudem muss sich Ihr Gerät im Netzwerk der Universität Bamberg befinden. Wenn Sie gerade nicht an der Uni Bamberg sind, stellen Sie bitte eine VPN-Verbindung her.Am Ende des Satzes Bild ausblenden (Screencast startet)
04Öffnen Sie den Explorer und klicken Sie im Navigationsbereich mit der rechten Maustaste auf „Dieser PC“. Wählen Sie im Kontextmenü „Netzlaufwerk verbinden“ aus.Windows-Explorer (Dateimanager)ScreencastExplorer aufrufen, mit der rechten Maustaste auf “Dieser PC” klicken. Im Kontextmenü den Befehl “Netzlaufwerk verbinden” auswählen.
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Vorbereitung

  • Worauf sollten Sie bei der Vorbereitung der Inhalte achten?
    • klar strukturiert
    • klarer Bezug zu Lernzielen und zur gesamten Veranstaltung
    • einfache Sprache (keine verschachtelten Sätze, Fremdwörter ggfs. erläutern)
    • eindeutige Botschaften mit klarem Ziel und Bezug zum Bild (wenn vorhanden)
    • Knüpfen Sie mit Inhalt und Beispielen an das (Vor-)Wissen der Zielgruppe an.
    • Sprechen Sie in Bildern und Analogien. Das macht das Thema anschaulicher.
  • Kleider machen Leute
    • Für Videoaufnahmen ist weitgehend einfarbige Kleidung in gedeckten Farben ideal, die sich gut vom Hintergrund absetzt.
    • Kleidungsstücke mit Musterungen, z.B. Karos oder Streifen, sollten Sie möglichst bei einer Videoaufnahme vermeiden. Sie können zu Störungen (wechselnde Farbmuster, kleingemusterte oder karierte Kleidung) führen (Beispiel: youtube.com/watch?v=pA_9UY8_SSo).

Durchführen

  • Aussprache
    • Am Anfang und Ende der Aufnahme sollten Sie bewusste Sprechpause machen, damit die ersten und letzten Silben auch tatsächlich aufgenommen sind.
    • Sprechen Sie deutlich und klar in normaler Lautstärke und leicht reduzierter Geschwindigkeit.
    • Machen Sie Sprechpausen.
    • Formulieren Sie auf der Grundlage von Stichworten frei, lesen Sie nicht ab und lernen Sie den Text nicht auswendig.
    • Einzelne Versprecher sind eventuell unproblematisch.
  • Aufnahmeort
    • Wählen Sie einen ruhigen, neutralen Aufnahmeort ohne störende Nebengeräusche.
    • Vermeiden Sie Gegenlicht für die Kamera.
    • Beleuchten Sie möglichst die Szenerie frontal
  • Körpersprache
    • bequeme Körperhaltung, aber nicht zu lässig
    • zurückhaltende Gestik, wählen Sie eine gute Position für Ihre Hände (Hände in den Hosentaschen ist ein No-Go!)
    • Lächeln Sie. Das wirkt sympathisch und freundlich, wenn es angebracht ist.
    • Zeigen Sie Ihr Interesse (Ihre Begeisterung) an dem Thema, indem Sie authentisch sind und einen natürlichen und konzentrierten Gesichtsausdruck aufsetzen.

Aktivierung und Nachbereiten

  • Bieten Sie aktivierende Aufgaben an (so genannter Call to Action) - Beispiele: Zwischenfragen zur Reflexion oder Quizzes wie zum Beispiel in einem Interactive Video mittel H5P.
  • Treten Sie mit den Zuschauenden in Kontakt, indem Sie sie direkt ansprechen, zur Reflexion auffordern etc.
  • Gehen Sie souverän mit inhaltlichen Fehlern um. 

Haben Sie noch Fragen?

Kontakt

Telefon:  +49 951 863-3720
E-Mail: md(at)uni-bamberg.de