(Ein Interview geführt von Laura Müller und Julian Schmid)
Alexandra Seitz befindet sich im Master der Kunstgeschichte und war im Wintersemester 2021/22 im Zuge des Erasmus-Programms in Angers, Frankreich. Sie hat sich bereiterklärt sich unseren Fragen in einem Interview zu stellen, aus dem wir für euch ein Q&A zusammengestellt haben.
Was hat Alexandra dazu bewegt ein Auslandsemester mit Erasmus zu machen?
Im Bachelor hat Alexandra die Chance auf ein Semester im Ausland verpasst, deshalb wollte sie das jetzt nachholen. Sie wollte ihre Sprachkenntnisse verbessern und hat sich deshalb auch eine WG gewünscht, in der französisch gesprochen wird. Außerdem suchte sie den Einblick in eine andere Lehre und wollte sich fachlich fortbilden.
Wie gefiel ihr die Stadt Angers?
Angers ist eine kleine Student*innen-Stadt mit einer schönen Altstadt, zahlreichen Jugendstilhäusern und einer tollen Kathedrale. Zwar hat die Stadt an der Loire mit rund 150.000 Einwohner*innen doppelt so viele Einwohner*innen wie Bamberg, dennoch haben die beiden Städte wohl einen ähnlichen Charme. Nicht ohne Grund sind die Altstädte beider Städte Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Wie hat sich das Leben in einem anderen Land gestaltet?
Im Auslandssemester wird man immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die es zu bewältigen gilt.
Besonders schwer hat sich die Wohnungssuche gestaltet. Grund dafür war laut Alexandra der enorm hohe Andrang auf die Studierendenwohnheime nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen. Als Optionen blieben dann entweder in eine Gastfamilie zu ziehen oder auf eigene Faust nach einer WG zu suchen. Die WG-Suche gestaltete sich aufgrund der Wohnungsnot vor Ort deutlich schwieriger als in Bamberg. Als erschwerender Faktor kam hinzu, dass sie als Erasmusstudentin nur für vier oder fünf Monate bleiben würde. Sie entschied sich deshalb kurzerhand mit anderen Studierenden ihre eigene Erasmus-WG zu gründen, was sie vor diverse Bürokratische Herausforderungen stellte. „Der Administrative Aufwand war manchmal sehr groß“, berichtete Alexandra. Zum Beispiel dann, wenn man im Einsatzland ein Bankkonto eröffnen muss und die Ansprechpartner kein Englisch können.
Außerdem waren die Lebensmittelkosten und die Lebenshaltungskosten in Angers deutlich höher als in Bamberg, sich vegan zu ernähren ist selbst beim Einkaufen im Supermarkt nicht gerade einfach. Einen wirklichen Kulturschock scheint Alexandra allerdings nicht erlitten zu haben.
War es schwer, Anschluss zu finden?
Anfangs seien ihre Kommiliton*innen bemüht gewesen, vieles blieb jedoch oberflächlich. Die meisten Studierenden kämen frisch von der Schule und seien dementsprechend jung, da es in Frankreich nicht üblich sei noch ein oder zwei Jahre nach dem Schulabschluss zu reisen.
Hilfreich waren Events, die für Erasmus-Studierende organisiert wurden, wie etwa eine Karaoke-Nacht. Das Semester „ging super schnell vorbei“, so hat sie „gerade die Leute kennengelernt und musste schon wieder nach Hause “. Ihr Rat: Selbst auf Leute zugehen!
Vor welche Herausforderungen hat sie die Sprachbarriere gestellt?
Alexandra hatte bereits in der Schule Französischunterricht und belegte dann auch später an der Uni einen Sprachkurs. Dennoch hatte sie am Anfang Schwierigkeiten. Ein Grund dafür war der Unterrichtsstil vor Ort Die Dozierenden benutzten teilweise keine visuelle Hilfestellung wie ein Skript oder eine Präsentation, stattdessen wurden Texte mündlich diktiert.
Wie hat sich das Studium gestaltet?
Eines der wichtigsten Merkmale der Stelle in Angers ist, dass es sich um eine katholische Privatuniversität handelt. Eigentlich muss man also Studiengebühren bezahlen, um dort studieren zu können. Diese werden jedoch vom Erasmus-Programm übernommen.
Die Forschungsschwerpunkte der Universität bewegen sich vornehmlich im Mittelalter und es werden eher geisteswissenschaftliche Methoden angewandt. Die Veranstaltungen für Kunstgeschichte finden im Altbau der Universität statt.
Die Atmosphäre an der Universität war äußerst familiär, wie Alexandra öfters betonte. Sie berichtete von einer sehr persönlichen Betreuung durch die Dozierenden, die Verständnis für die Sprachbarriere aufbrachten. Kommiliton*innen waren sehr freundlich im gemeinsamen Lernumfeld und zeigten sich hilfsbereit, indem sie zum Beispiel ihre Mitschriften weitergaben.
Besonders blieb Alexandra ein Kurs in Erinnerung, durch deren Ablegen sie ein Zertifikat erhielt, um Stadtführungen in Angres zu geben. Im Rahmen dieses Kurses, aber auch durch andere Gelegenheiten, wurde es ihr ermöglicht, „ eine Menge von Frankreich zu sehen“. So wurden in der für ihre Burgen und Schlösser bekannte Gegend wöchentliche Ausflüge, etwa nach Nantes und Tours, angeboten. Für diese fielen allerdings Kosten an.
Alexandra befindet sich selbst im Master, an der Universität in Angres wird die Kunstgeschichte aber nur für den Bachelor angeboten. Das stellte in Absprache mit der Universität Bamberg aber kein Problem dar. Die Prüfungsleistungen waren oft anders als in Bamberg, zum Beispiel wurden oft Essays geschrieben. Beim Belegen der Veranstaltungen war Planungsgeschick gefragt. Anrechenbar waren nur Kurse, deren Prüfungsleistung den Modul-Strukturen der Uni Bamberg ähneln. Wie so oft konnte aber auch hier die persönliche Rücksprache mit der Universität Berge bewegen.
Und was war mit Corona?
Alexandra war vom 5.9. - 20.12.2021 in Frankreich. Sie hatte Glück und erwischte einen Zeitraum, in dem vieles möglich war und sie ihre Kurse in Präsenz wahrnehmen konnte.
Was ist beim Bewerbungsablauf für ein Auslandssemester zu beachten?
Um sich über die Erasmus-Angebote der Universität Bamberg zu informieren, empfiehlt Alexandra die Website des Auslandsamtes (https://www.uni-bamberg.de/auslandsamt/studieren-im-ausland/). Dort findet man eine Karte, anhand derer man ermitteln kann, welche Standorte für das Studium der Kunstgeschichte im Ausland in Frage kommen.
Wichtig ist, sich möglichst früh an die Planung zu machen – die eigenen B2-Sprachkenntnisse muss man ein Jahr vor der Abreise vorweisen können. Vor der Hürde des Motivationsschreibens solle man aber „keine Angst haben“, meint Alexandra. Nach ihr genügt es, sich etwas über die Stadt zu informieren und aus dem Bauch heraus zu schreiben.
Was ist die die Erasmus-Förderung und was muss man dafür tun?
Je nach Region bekommt man von der Erasmus-Organisation einen bestimmten monatlichen Betrag. Für Frankreich sind das 390€ im Monat. Um diesen Betrag zu erhalten, muss man mindestens 20 ECTS im Semester erreichen. Da man je Kurs in Angers nur 2 ECTS bekam, war der Arbeitsaufwand für Alexandra relativ hoch. Anfangs hatte sie sogar Sorge, sie könne die Vorgabe wegen der ungewohnten Studiensituation nicht erreichen. Nachdem sie sich allerdings etwas eingewöhnt hatte, legte sich diese Befürchtung wieder. Hilfreich war es dabei, neben den Kunstgeschichtsseminaren auch Sprachkurse zu belegen. Einer davon brachte ihr 5 ECTS ein. Gegen Ende schreibt man noch einen Erfahrungsbericht und erhebt eine Umfrage.
Was hat Alexandra für sich aus dem Auslandssemester mitgenommen? Hat sie noch Tipps?
In Frankreich kann man auch als Erasmusstudent*in Wohngeld beantragen, außerdem sind alle Museen unter 26 kostenlos. Besonders solle man es nutzen, so Alexandra, mal schnell mi dem TGW nach Paris fahren zu können.
Alexandra berichtet davon in Angers ihre Schüchternheit abgelegt zu haben. Bei Herausforderungen wie der Wohnungssuche, sei sie drangeblieben und habe schlussendlich eine Lösung gefunden. Sie empfiehlt allen Leser*innen optimistisch zu sein und gibt außerdem einen Ratschlag der sicherlich nicht nur im Einsatzland Gold wert ist: „Das Wichtigste ist aus sich rauszugehen, Fragen zu stellen und auf Leute zuzugehen. Das hat mich am Anfang viel Überwindung gekostet, aber ich bin daran gewachsen.“