Inhaltliche Darstellung des Studiengangs
- Der Masterstudiengang ist der einzige Studiengang für Historische Geographie im deutschsprachigen Raum. Er bietet Ihnen die Möglichkeit, sich ein eigenständiges wissenschaftlichen Profil im Fach Historische Geographie zu erarbeiten und damit für eine wissenschaftliche Karriere oder für verschiedene spezifische Anforderungen in der außeruniversitären Berufswelt zu qualifizieren. Der Studiengang zeichnet sich durch vier zentrale inhaltliche Schwerpunktsetzungen aus.
- Grundlegend ist eine fundierte Ausbildung in den wichtigsten Theorien und Konzepten des Faches mit einem besonderen Fokus auf die internationalen Entwicklungspfade der Historischen Geographie. Aufgegriffen werden aktuelle wissenschaftliche Debatten im Kontext der historischen Umweltforschung, der Landnutzungs- und Kulturlandschaftsgeschichte oder der Planungs- und Siedlungspolitik in ländlichen Regionen. Diskutiert werden Ansätze aus dem Bereich der Erforschung von Landschaftsnamen, Raumwahrnehmungen und Erinnerungsräumen, zu Regionalisierungs- und Territorialisierungsprozessen oder zur Disziplingeschichte der Historischen Geographie.
- Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung fortgeschrittener Kompetenzen im Umgang mit den grundlegenden Quellen und Methoden der Historischen Geographie. Eingeübt wird der Umgang mit Karten- und Bildquellen, mit Sachquellen und materiellen Überlieferungen sowie mit archivalischen Quellen. Zudem werden Bezüge in den Bereich der Digital Humanities und der Geographischen Informationssysteme hergestellt, die zur Analyse von historisch-geographischen Quellen benutzt werden können.
- Vertieft werden die theoretischen und methodischen Kompetenzen im Zusammenhang mit zentralen aktuellen Forschungsthemen aus der internationalen Historischen Geographie. Hier erfolgt eine fortgeschrittene Beschäftigung mit wichtigen physisch-geographischen und humangeographischen Begriffen wie Umwelt, Landschaft, Nachhaltigkeit, Erinnerung, Identität, Nation, Region, Peripherie oder Grenzen in ihren jeweiligen historischen Dimensionen. Dabei steht vor allem das angeleitete selbständige Konzipieren eines Forschungsprojektes im Mittelpunkt, um die erlernten Grundlagen in der Forschungspraxis direkt anzuwenden.
- Wert gelegt wird auf einen großen Praxisbezug in der akademischen Ausbildung. Neben der Anwendung der historisch-geographischen Grundlagen im Rahmen eines eigenen Forschungsprojektes und der Teilnahme an Exkursionen und Geländeübungen ist ein achtwöchiges Praktikum verpflichtend.
Mögliche Schwerpunkte im Studium
- Die Universität Bamberg zeichnet sich als Universität der sogenannten Kleinen Fächer aus. Es handelt sich dabei gemäß der Mainzer Arbeitsstelle Kleine Fächer um Disziplinen, die an keiner deutschen Universität mehr als drei unbefristete Professuren haben, jedoch über eine eigene Fachgesellschaft sowie mindestens eine Fachzeitschrift verfügen. In Deutschland übernimmt die Funktion der Fachgesellschaft der Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V., als Fachzeitschriften sind im deutschsprachigen Raum die Zeitschrift Siedlungsforschung und im internationalen Kontext insbesondere das Journal of Historical Geography eingeführt.
- Die Historische Geographie gehört zu diesen kleinen Fächern. Diese Struktur hat zwei wesentliche Vorteile: Sie bietet im Rahmen des Masterstudiengangs Historische Geographie eine persönliche Studienatmosphäre in kleinen Seminaren mit intensiver Betreuung durch die Lehrenden. Sie zwingt zudem aber auch zu einer ständigen interdisziplinären Vernetzung mit anderen Fächern und zu einer kontinuierlichen Anbindung an internationale Forschungsdiskussionen. Beide Faktoren ermöglichen im Kontext des Studiums eine individuelle Schwerpunktsetzung auf hohem wissenschaftlichen Niveau durch gezielte Profilbildung an der Schnittstelle verschiedener geistes- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen.
- Unsere Studierenden können zeitliche, thematische, methodische und regionale Schwerpunkte legen und dabei von der engen Vernetzung mit anderen Fächern an der Universität Bamberg im Rahmen des Erweiterungsbereichs profitieren.
- Zeitliche Schwerpunkte können auf die Frühe Neuzeit, auf das lange 19. Jahrhundert, auf die Zeit des Nationalsozialismus oder auf die Zeitgeschichte seit 1945 gelegt werden.
- Thematische Schwerpunkte sind insbesondere im Bereich der Historischen Umweltforschung, der geographischen Konsumforschung, der Kulturlandschaftsforschung, der Politischen Geographie ländlicher Strukturpolitik oder der geographischen Erinnerungsforschung möglich.
- Methodische Schwerpunkte können im Bereich der Geographischen Informationssysteme, der Digital Humanities und der digitalen Kartographie erfolgen.
- Regionale Schwerpunkte liegen neben Deutschland auf dem östlichen Mitteleuropa, insbesondere auf der Tschechischen Republik und Ungarn, auf Italien, den Vereinigten Staaten von Amerika oder Japan.
Kooperationen mit außeruniversitären Einrichtungen
- Im Rahmen des Masterstudiums kommen Sie an vielen Stellen mit außeruniversitären Einrichtungen in Kontakt, die Ihnen zugleich einen Einblick in mögliche Berufsfelder eröffnen. Kooperationen erfolgen in der Regel im Kontext des zweisemestrigen Forschungsseminars, das je nach thematischer Schwerpunktsetzung zusammen mit Bibliotheken, Museen und Archiven, mit Personen aus Politik und Verwaltung oder auch mit zivilgesellschaftlichen Initiativen, gemeinnützigen Organisationen oder Vereinen durchgeführt wird.
- Eine enge Zusammenarbeit besteht zwischen der Professur für Historische Geographie und dem Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig, insbesondere mit dem dortigen Forschungsbereich Historische Geographien. Regelmäßig angeboten wird eine Geländeübung mit dem Bamberger Honorarprofessor für Historische Geographie, Prof. Dr. Haik Thomas Porada, der zugleich am Leibniz-Institut für Länderkunde forscht.
- Enge persönliche Kontakte bestehen zu wichtigen Archiven, Museen und Bibliotheken, in denen Absolvierende der Historischen Geographie aufgrund ihrer im Masterstudiengang erworbenen Komptenzen sehr gefragt sind. In den vergangenen Jahren wählten Absolvierende ihren Berufseinstieg beispielsweise im Deutschen Landwirtschaftsmuseum, in der Bayerischen Staatsbibliothek oder im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Regelmäßiger Kontakt zwischen unseren Studierenden und Absolvierenden wird über ein gemeinsames Engagement im Verein Historische Geographie Bamberg e.V. ermöglicht, der zugleich als Geographische Gesellschaft am Standort Bamberg gilt.
- Ein hervorragendes Netzwerk stellt zudem der Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V. (ARKUM) dar, der seit vielen Jahrzehnten als zentrales Netzwerk der historischen Kulturlandschaftsforschung mit Mitgliedern aus Österreich, Belgien, der Schweiz, Tschechien, Deutschland, Dänemark, Irland, Luxemburg, den Niederlanden und Russland gilt. Als Arbeitskreis an der Schnittstelle von Archäologie, Geschichte und Geographie bietet er eine gemeinsame Plattform für die transdisziplinären Themenfelder der Historischen Geographie. Er vereint zudem zahlreiche Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Angewandten Kulturlandschaftsforschung und bietet damit eine gute Vernetzungsmöglichkeit für Praktika und den Berufseinstieg.
Empfehlungen für den Erweiterungsbereich
- Die Historische Geographie in Deutschland ist traditionell interdisziplinär an der Schnittstelle von Geographie, Geschichte und Archäologie angesiedelt. Wie kaum eine andere Universität in Deutschland bietet die Universität Bamberg hervorragende Möglichkeiten, im Rahmen des Erweiterungsbereichs Einblicke in diese Disziplinen zu erhalten.
- Im Erweiterungsbereich sind vollständige Module im Umfang von mindestens 30 ECTS zu erbringen. Ausdrücklich empfohlen werden je nach individueller Schwerpunktsetzung insbesondere Kurse aus den Masterstudiengängen Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und Geschichte.
- Der Erweiterungsbereich bietet sich zudem hervorragend an, um neue Sprachkenntnisse zu erwerben oder bestehende Sprachkenntnisse zu vertiefen. Informationen über das Sprachangebot der Universität Bamberg finden Sie auf den Seiten des Sprachenzentrums. Er kann jedoch auch für ein Studium im Ausland genutzt werden. Informationen hierzu finden unter Studium International. Zudem kommen möglicherweise Kurse aus dem Angebot der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb) in Frage.
- Gerne beraten wir Sie zur gezielten Planung des Erweiterungsbereichs im Rahmen unserer Fachstudienberatung.
Übergangsmöglichkeiten innerhalb der Universität Bamberg
- Studierende, die an der Universität Bamberg Ihren Bachelorabschluss erworben haben und im Anschluss den Masterstudiengang Historische Geographie wählen, studierten in der Regel vorher folgende Studiengänge und Fächerkombinationen: Geographie, Geschichte, Archäologische Wissenschaften, Europäische Ethnologie und Kulturgutsicherung
- Durch eine individuelle Gewichtung in Haupt- und Nebenfach beginnen die Bachelorabsolvierenden ihr Masterstudium mit einem individuellen Profil. Damit verfügen sie über sehr gute fachliche und methodische Voraussetzungen, die sie im Rahmen des Masterstudiengangs Historische Geographie ausweiten können.
- Ein Abschluss des Masterstudiengangs Historische Geographie mit einer Masterabschlussnote von 2,0 und besser ermöglicht an der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften die Aufnahme einer Promotion in Historischer Geographie, die auch als Mitglied der Bamberg Graduate School of Historical Studies erfolgen kann.