Qualifikationsziele

In Folge des Bologna-Prozesses ist die kompetenzorientierte Lehre in den Mittelpunkt gerückt. Dadurch hat auch die Formulierung von Qualifikationszielen an Bedeutung gewonnen. Sie dienen Studierenden, Studieninteressierten und potenziellen Arbeitgebern u. a. als Anhaltspunkt, welche Kompetenzen sie nach Beendigung eines bestimmten Studiengangs besitzen.

Wissenschaftliche Befähigung

  • Absolventinnen und Absolventen können komplexere alltagskulturelle Phänomene der Vergangenheit und Gegenwart in ihren historischen Tiefendimensionen, sozialen Zusammenhängen sowie räumlichen Ausprägungen selbständig analysieren. Dabei sind sie nach dem Besuch der Seminare, Pflichtpraktika, Exkursionen und Übungen in der Lage, geeignete Methoden der Kulturanthropologie auszuwählen (z.B. die Analyse archivalischer Quellen und materieller Kultur oder die Durchführung qualitativer Interviews und Feldforschungen), diese ggf. an aktuelle Aufgabenstellungen anzupassen und sie anzuwenden.
  • Ihre Aussagen untermauern sie mit geeigneter Fachliteratur (z.B. zu Kulturtheorien). Bei Bedarf können sie fachfremde Theorien und Ansätze für eine europäisch-ethnologische Arbeit reflektieren und anwenden (z.B. Raum-, Gendertheorien). Sie beziehen sich auf aktuelle Forschungen und Diskurse der Europäischen Ethnologie/ Kulturanthropologie/ Empirischen Kulturwissenschaft, die sie für kulturvergleichende Zwecke heranziehen können. Somit sind sie in der Lage, Transfer- oder Deutungsfragen zu stellen. Dabei wenden sie ihr anthropologisches Wissen an und können ihre Aussagen mit fachlich geeigneter Literatur begründen wie sie im Rahmen von Hausarbeiten und ihrer Masterarbeit gezeigt haben.
  • Absolventinnen und Absolventen haben sich in Vorlesungen ein breites Wissen zu ausgewählten kulturellen Themen wie z.B. den kulturellen Hintergründen unserer Ernährungs-, Kleidungs- und Wohnkultur angeeignet und ihr Wissen in Seminaren vertieft. Sie können differenzierte Meinungen zu Generationenfragen wiedergeben oder aktuelle Themen wie genderspezifische Fragen, Widerstands- und Protestbewegungen oder Lebensreformbewegungen analysieren und erläutern. Sie sind in der Lage, kulturwissenschaftliche Inhalte auf wissenschaftlichem Niveau wiederzugeben.
  • In der forschungsorientierten Abschlussarbeit wenden die Absolventen und Absolventinnen ihre Kenntnisse eigenständig an und stellen ihre Befähigung zu wissenschaftlichem Arbeiten unter Beweis. Sie diskutieren eine selbst entworfene Fragestellung und die Auswahl ihrer Methoden und formulieren ihre Forschungsergebnisse in einer wissenschaftlichen Abhandlung schriftlich aus.

Befähigung zu einer qualifizierten Erwerbstätigkeit

Das Studium der Europäischen Ethnologie bereitet auf ein breites Spektrum möglicher Berufe vor; wie der Berufseinstieg gelingen kann, schildern Absolventinnen und Absolventen auf unserer Seite Wege in den Beruf.

  • Die Absolventinnen und Absolventen kennen aus den fachwissenschaftlichen Übungen und Seminaren ein breites Spektrum an qualitativen Methoden und können die für eine Fragestellung geeignete Methode reflektiert auswählen und anwenden, was sie für Tätigkeiten im Bereich der Marktforschung qualifiziert (z.B. User Research).
  • Unsere Absolventinnen und Absolventen belegen das Intensivierungsmodul und sind dadurch mit den wissenschaftlichen Arbeitsweisen für Forschung und Lehre vertraut, sodass sie eine komplexe wissenschaftliche Fragestellung selbstständig bearbeiten und in einer geschlossenen Abhandlung präsentieren können. Außerdem können sie differenzierte Inhalte für eine kulturwissenschaftliche Lehre erarbeiten und klar strukturiert und zielgruppengerecht aufbereiten.
  • Im Rahmen von kulturwissenschaftlichen Projekten haben sie gelernt, wie sie kulturelle Teilhabe durch partizipative Veranstaltungen fördern und aktiv zur Mitgestaltung des kulturellen Lebens beitragen. Hierfür beherrschen sie Fertigkeiten für kulturvermittelnde Tätigkeiten: Absolventinnen und Absolventen sind in der Lage, europäisch-ethnologische Erkenntnisse und Forschungsergebnisse an ein fachfremdes, auch heterogenes Publikum verständlich zu vermitteln. Dabei sind sie in der Lage, unterschiedliche Meinungen und Positionen zu präsentieren und so einen Dialog zu fördern bzw. neu anzuregen. Anhand konkreter alltagskultureller Beispiele können sie selbst komplexe Themen wie Gender, Migration oder Protest in angemessener, umfangreicher Weise auch für Laien zielgruppenorientiert darstellen.
  • Außerdem haben sie in Mikrostudien und kulturwissenschaftlichen Projekten bewiesen, dass sie sich lokale und regionale Besonderheiten erarbeiten und so das Potenzial der örtlichen Gegebenheiten ausschöpfen können. Sie sind in der Lage, die Aussagen von relevanten Akteuren und Akteurinnen und geeigneten Stakeholdern zu verknüpfen sowie Kooperationsmöglichkeiten anzuregen. Sie können Ideen für zukunftsfähige Projekte – auch mit geringen Ressourcen – entwickeln.
  • Den Grundsatz eines lösungsorientierten und pragmatischen Handelns haben sie verinnerlicht, da sie im Rahmen des Praxismoduls überfachliche Kompetenzen in Projekt- und Zeitmanagement bewiesen haben. Der Lehrstuhl steht im engen Austausch mit den Praktikumsanbietern, die unseren Studierenden in einem vorgegebenen Zeitrahmen die Möglichkeit zu praxisorientierter Teamarbeit eröffnen (z.B. Erarbeitung von Ausstellungen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Erfahrungen in der Erwachsenenbildung, Vorbereitung von Publikationen). Somit haben sie die Fähigkeit, weitgehend autonom ein eigenständiges forschungs- oder anwendungsorientiertes Projekt durchzuführen.
  • Absolventinnen und Absolventen können kulturwissenschaftliche Analysen durchführen, historisch und vernetzt denken und ihre Ergebnisse mündlich und schriftlich vermitteln; dies kommt ihnen zugute in den Bereichen Ausstellungsplanung/-gestaltung, Museumspädagogik und Marketing für ganz unterschiedliche Kultureinrichtungen (z.B. Museen, Verlage, Social Media, Rundfunk und Fernsehen, Einrichtungen der Erwachsenenbildung). Sie können durch die im Praxismodul geforderten Leistungen Ausstellungen zielgruppenorientiert planen und gestalten.

Gesellschaftliches Engagement

  • Absolventinnen und Absolventen sind befähigt, kulturelle und alltägliche Prozesse objektiv und differenziert zu betrachten. Sie können vermeintliche Selbstverständlichkeiten kontrovers diskutieren und hinterfragen. Dazu gehören beispielsweise Themen zum Verhalten und zu Einstellungen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Im Alltag erkennen sie soziale Festlegungen und kulturelle Zuschreibungen, die sie mit ihren Kenntnissen argumentativ gegenhalten können. So tragen sie dazu bei, dass verschiedenen Geschlechtern, Generationen und anderen Gruppierungen neue, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet werden können.
  • Durch den reflektierten Umgang mit stereotypen Vorstellungen zeigen die Absolventinnen und Absolventen, dass sie mit etablierten Meinungen kritisch umzugehen wissen. So können sie selbst auf Grundlage unvollständiger oder begrenzter Informationen wissenschaftlich fundierte Entscheidungen verantwortungsbewusst fällen. Dabei berücksichtigen sie gesellschaftliche, wissenschaftliche und ethische Erkenntnisse und tragen zur Meinungsvielfalt in einer demokratisch verfassten Gesellschaft bei.
  • Absolventinnen und Absolventen sind in der Lage aktiv zum Verständnis für kulturelle Vielfalt in der Region, in Deutschland und in Europa beizutragen, indem sie mit kulturellen Phänomenen des Alltags umgehen und sie durch ihre Fachkenntnisse erklären können. Gerade in instabilen Zeiten tragen sie somit zu einem verantwortlichen und demokratischen Umgang mit kultureller Vielfalt bei. Mit Kenntnissen der Kulturgeschichte und der aktuellen Fachdiskurse verstehen sie es, neue Lösungsansätze zu entwickeln.
  • Absolventinnen und Absolventen wenden ihr Fachwissen an, um zu einem Kulturverständnis verschiedener gesellschaftlicher Gruppen beizutragen. Dabei sind sie auch in neuen und unvertrauten Situationen in der Lage, zu einem differenzierten Diskurs beizutragen.  Insbesondere wenn sich Menschen mit migrantischen Gruppen solidarisieren und auf populistische Parolen stoßen, tragen die kulturwissenschaftlichen Kompetenzen zu einem fruchtbaren Dialog bei.

Persönlichkeitsentwicklung

  • Absolventinnen und Absolventen unserer Studiengänge können ihre Fähigkeiten auch in neuen und unvertrauten Situationen anwenden, die sie in einem breiteren oder multidisziplinären Zusammenhang immer wieder reflektieren. So kennen sie Themen rund um Geschlechterkompetenz und setzen diese nicht zuletzt durch eine gendergerechte Sprache um. Diese Sensibilität für Entwicklungen in der Geschlechtergeschichte können sie auch auf neue Themen wie beispielsweise auf das Feld der Inklusion übertragen.
  • Durch die Freiheit, eigene inhaltliche und methodische Schwerpunkte im Studium zu setzen, durch fachpraktische Einblicke im Praktikum und bei Seminaren vor Ort haben unsere Absolventinnen und Absolventen eine berufliche Identität ausgebildet. Sie können ihre eigenen Fähigkeiten (Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz) einschätzen und haben bereits Ideen zu deren Weiterentwicklung.
  • Absolventinnen und Absolventen können sich selbstorganisiert und zielorientiert zusätzlich neues Wissen und neue Fertigkeiten aneignen. Durch die Wahlmöglichkeiten individueller Studienschwerpunkte sind sie in der Lage, eigene Stärken zu fokussieren und weiterzuentwickeln (historisch/gegenwartsorientiert; eher theoretisch/eher praktisch). Das je eigene Profil eröffnet Absolventinnen und Absolventen den Zugang zu verschiedensten Kulturberufen. Sie sind geübt darin, kulturelle Spannungsverhältnisse aus historischer und gesellschaftlicher Sicht zu begründen. Durch ihr umfangreiches Fachwissen entwickeln sie ein Gespür für die kulturelle Vielfalt Europas.
  • Die Absolventinnen und Absolventen sind in der Lage, sich mit verschiedenen Standpunkten reflektiert und wertfrei auseinanderzusetzen und diese argumentativ zu vertreten.