Perspektiven zum Studium im Master Europäische Ethnologie
von Samira
Europäische was…?! Unser Fach anderen zu beschreiben ist oft schwierig. Vor meinem Studium wusste auch ich nicht, was ich darunter zu verstehen habe.
Was symbolisieren Hochzeitskleider? Was sagt unser Umgang mit Tieren über das Mensch-Tier-Verhältnis? Wie demonstrieren wir? Wie funktioniert Diversity-Management? Wie kann man alte Handschriften entziffern? Wie entwickelte sich der Frauenfußball?
Vom Fasching, über Votivbilder, ethnologisches Filmen, Waschmittelwerbung, Fertilität und Fankultur – es gibt unendlich viele Themenbereiche.
Nach meinem Bachelor in Empirischer Kulturwissenschaft mit dem Nebenfach Ethnologie und dem Masterstudium der Europäischen Ethnologie liebe ich diese Vielfalt, die das alltägliche Leben aufgreift, aber auch immer wieder eine neue Perspektive (auch auf scheinbar banale Phänomene) eröffnet und größere Zusammenhänge sichtbar macht. Das hilft nicht nur in der beruflichen Praxis, sondern bereichert auch das Privatleben. Viele Themen, die später in den Medien und der Gesellschaft diskutiert werden, behandeln wir schon früh im Studium. Dabei forschen wir nicht nur historisch in Bibliotheken oder Museumsgebäuden, sondern sind immer direkt im Leben, nah an den Menschen und blicken in die Zukunft.
In meinem Master konnte ich Themenschwerpunkte aus dem Bachelor vertiefen aber auch neue Inhalte und Methoden fachintern und interdisziplinär lernen. Durch die Wahlmöglichkeiten konnte ich meine persönlichen Interessen verfolgen.
Immer wieder lernt man neue Menschen und Institutionen bei Exkursionen oder Interviews und anderen Methoden kennen. Durch Übungen wie Social Media- oder Kulturmanagement, Paläographie oder Ausstellungskonzeption fühlt man sich für viele beruflichen Sparten gewappnet. Nach meinem Praktikum im Liebesbriefarchiv plane ich auch meine Masterarbeit zu Liebesbriefen zu schreiben.
Das Studium macht mir Spaß, da es spannend und abwechslungsreich ist, ernste und lustige Themen behandelt. Ich würde es immer wieder wählen!
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Samira studiert Europäische Ethnologie im Masterstudiengang.
von Susanne
Man hat in unserem Studium die Zeit und die Möglichkeiten, Inhalte zu wählen, die einen persönlich interessieren und weiterbringen – das ist ein Privileg, das man unbedingt nutzen sollte! Die Chancen, dass einige dieser Interessen im Beruf eine Rolle spielen, stehen nicht schlecht, selbst wenn man in völlig fachfremden Bereichen arbeitet. Ich habe mich im Studium beispielsweise mit Ernährung auseinandergesetzt, was mir im Marketing für Küchenmaschinen durchaus entgegen kam.
Heute bin ich Bildungsreferentin beim LandFrauenverband Württemberg-Baden e.V., wo ich für Kultur, Qualifizierungsschulungen und Öffentlichkeitsarbeit zuständig bin. Außerdem halte und organisiere ich Seminare und Vorträge zu kulturellen Themen für LandFrauen im nördlichen Baden-Württemberg. Hier kommen mir auch die Inhalte meines Studiums zugute, die ich für interessierte Laien aufbereite. Mir war immer wichtig, abstrakte akademische Inhalte mit pragmatischen und praktischen Überlegungen zu verbinden.
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Wie es mit ihr weiterging, ist in unserer Rubrik "Wege in den Beruf" nachzulesen: Susanne Zahn-Ulfig M.A.
von Helena
Wie kann eine kulturwissenschaftliche Disziplin jeden Einzelnen abholen?
Indem sie direkt in der Lebenswelt der Menschen ansetzt. Und das gelingt der Europäischen Ethnologie ziemlich gut. Alle, die historische oder kulturgeschichtliche Themen in der Regel zu trocken finden, bekommen eine völlig neue Sicht auf Dinge des Alltags, die man bisher vielleicht einfach immer nur hingenommen hat.
Was ist zum Beispiel schon Heimat? Früher war das für mich ein Begriff, der entweder völlig verstaubt und antiquiert war oder wahnsinnig emotionalisiert bzw. instrumentalisiert wurde. Die Europäische Ethnologie zeigt nicht nur historische und aktuelle Deutungen und Bedeutungen des Begriffs in Wissenschaft und Gesellschaft auf, sondern stellt weitere Fragen. Was ist Heimat für mich persönlich? Kann das Gefängnis zu einem Ort der Heimat werden? Geht Heimat durch den Magen? Und was haben eigentlich Magazine wie die Landlust mit dem Thema zu tun?
Ich sitze immer wieder in Veranstaltungen der Europäischen Ethnologie und erlebe diese Aha-Momente, die mir schlagartig neue Sinnzusammenhänge zeigen. Das macht mir nicht einfach nur unglaublich Spaß, sondern erfüllt mich als Person und bereichert meine Sicht auf die Welt. Und das wünsche ich allen!
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Helena studierte Europäische Ethnologie im Bachelor-Nebenfach und belegte Europäische Ethnologie im Erweiterungsbereich ihres Masterstudienganges.
von Maria
Die meisten wissen von Anfang an, was sie studieren und in welche berufliche Richtung sie gehen möchten. Oft wird das Studium in Regelstudienzeit durchgezogen, um dem Druck der Gesellschaft standhalten zu können und - wie es sich scheinbar gehört - so schnell wie möglich am Ziel anzukommen. Dies ist natürlich nicht bei jedem der Fall, aber man bekommt das Gefühl, dass es bei den meisten so ist.
Zu diesen "meisten" gehöre ich nicht und mein Weg in den Beruf verlief deutlich anders, denn nur über Umwege habe ich herausgefunden, was mich tatsächlich interessiert. Nach einigen Semestern im Lehramtsstudiengang habe ich mich, trotz Empfehlungen, doch in jedem Falle das "gute alte Staatsexamen" zu machen, dazu entschlossen, in den Bachelor zu wechseln. Dort weckte mein Nebenfach "Europäische Ethnologie" mit seinem breiten Seminarangebot mein ganzes Interesse, sodass ich mich für den Master in diesem Bereich entschied. Die Aussicht, mit dieser Studienausrichtung zahlreiche Perspektiven zu haben und sich nicht nur auf eine bestimmte Berufsgruppe festzulegen, beruhigte und ermutigte mich. Dass mich die Europäische Ethnologie interessierte, wusste ich zwar nun, aber welchen konkreten beruflichen Weg ich einschlagen wollte, das war mir noch immer nicht klar.
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Wie es mit Maria weiterging, ist in unserer Rubrik "Wege in den Beruf" nachzulesen: Maria Frings M.A.