Profil des Studiengangs

Die Geschichte Italiens und Deutschlands ist durch reiche wechselseitige Verhältnisse geprägt, die Literatur, Musik, bildende Künste, Kino, Philosophie, und nicht zuletzt die jeweiligen Sitten und Gebräuche involvieren. Auch zum Teil tragische politische Dynamiken haben diese zwei Länder verbunden. Grundsätzlich ist ihre kulturelle Beziehung immer tief von Gegenseitigkeit geprägt gewesen.

Dabei war und ist Philosophie für beide Länder ein zentrales Ausdrucksmittel der jeweiligen Spezifitäten. Denn für beide beinhaltet Philosophie die Reflexion über die eigene Geschichte und Kultur, und somit auch über die beiderseitigen Verhältnisse sowie über die Möglichkeiten, die von der gemeinsamen Geschichte im Hinblick auf ein gemeinsames Schicksal Europas in der Zukunft geboten werden.

Philosophie ist jedoch nicht nur ein Faktor der Reflexion über eine deutsch-italienische Kultur. Sie ist auch, und vor allem, ein essentielles, konstituierendes Element jener geteilten Kultur; denn sie war und ist Protagonistin im Austausch zwischen Italien und Deutschland. Es sei diesbezüglich lediglich einerseits auf die Bedeutung der italienischen Philosophie von Mittelalter und Renaissance sowie von Philosophen wie Giambattista Vico für Deutschland, andererseits auf die Bedeutung der deutschen Philosophie des klassischen Idealismus sowie der phänomenologischen Schule für Italien hingewiesen.

Viele Implikationen der Beziehungen zwischen Italien und Deutschland im Bereich der Philosophie sind den meisten, auch vielen Spezialisten, nun unbekannt. Man denke aber beispielsweise nur an die wichtigen Einwände und Weiterentwicklungen, die der italienische Aktualismus dem deutschen Idealismus gegenüber brachte, sowie an die Diskussion über den Idealismus, die in Italien durch die Reaktion auf den Aktualismus angeregt wurde. So gibt es längst eine vermittelnswerte Tradition der gegenseitigen Bereicherung, die im Zuge des gemeinsamen Masterprogramms auch Thema sein soll.

Unsere Gegenwart ist nun auch im Hinblick auf die philosophischen Diskurse eine höchst komplexe. Die Trennung zwischen analytischer und kontinentaler Philosophie scheint nunmehr in Richtung eines gegenseitigen Einflusses zwischen den zwei hiermit gemeinten Traditionen geronnen zu sein. Dieser Status Quo eröffnet neue Horizonte der Entwicklung in der Diskussion der grundlegenden Themen und bietet neue Möglichkeiten der Anknüpfung an die Argumente früherer Philosophien in den Diskursen der Gegenwart.