WegE Lecture zum Phänomen des Lehrkräftemangels
„Es muss schnell gehen!“
Am 12. Juli sprach Prof. Dr. Falk Radisch (Universität Rostock) auf Einladung des Projekts WegE über die Entstehung des Lehrkräftemangels und Wege des vorausschauenden und empirisch gesicherten Umgangs damit.
Das Phänomen des Lehrkräftemangels ist zwar nicht neu. Die aktuelle Drastik, in der dieses Problem immer mehr Schularten und Fächer betrifft, lenkt den Blick jedoch immer akuter auf die Methoden zur Prognose des so genannten Lehrkräfteersatzbedarfs sowie bildungspolitische und gesellschaftliche Kontextfaktoren.
Der Schulpädagoge Falk Radisch ist Experte für Schuleffektivitäts-und Schulentwicklungsforschung und leitet in Mecklenburg-Vorpommern das landesweite lehramtsbezogene Studiengangsmonitoring. Er hat sich für seine Forschung u.a. intensiv mit Verwaltungsdaten und amtlichen Statistiken auseinandergesetzt.
Aus seinem Vortrag wurde deutlich, dass – mit geringfügigen regionalen Verzögerungen und Besonderheiten - ganz Deutschland einen dramatischen Lehrkräftemangel verzeichnet und auf absehbare Zeit verzeichnen wird.
Aufschlussreich waren v.a. seine Ausführungen zur Vielzahl von Möglichkeiten zu immer niedrigschwelliger werdenden Quer- und Seiteneinstiegen: es lässt sich bisher kaum etwas zur Qualität und Wirksamkeit dieser Projekte sagen – zu vielfältig und unterschiedlich sind diese direkten Maßnahmen in den Ländern und zu heterogen die hierbei zum Einsatz kommenden Personen, die dann als Lehrkräfte arbeiten sollen.
Falk Radisch plädiert dafür, neben noch größeren Bemühungen darum, Studierende für die grundständige Lehramtsbildung anzuwerben, die Lehramtsbildung stärker zu flexibilisieren und auch für Seiteneinsteigende universitäre Qualifizierungsprogramme zu entwickeln, die an den Studieninhalten orientiert sind. Er betonte auch, wie wichtig es sei, mehr empirisch gesichertes Wissen über grundständige Lehramtsstudierende zu erlangen: Wann und wie entsteht die Entscheidung, für einLehramt studieren zu wollen? Unter welchen Umständen kommt es zu Studienfach- oder Studienwechseln? Wie viele und welche Wechsler kehren in ein Lehramtsstudium oder in den Lehrberuf „zurück“? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Regelstudienzeiten?
Es ist, so Falk Radisch, in jedem Fall Eile geboten. Denn heute vorgenommene Anpassungen in der universitären Lehramtsausbildung brauchen Jahre, um an den Schulen positive Effekte hervorzurufen, in denen bereits jetzt zum Teil von eklatantem Mangel geprägte Zustände herrschen.