Orientierungslos im Praktikum?! – SchulPrax fragt nach
Am 10. Oktober 2022 begannen die Erstsemestereinführungstage des Wintersemesters 2022/2023 - diesmal unter Mitwirkung des WegE SchulPrax-Teams. Eine zentrale Aufgabe besteht für SchulPrax dieses Wintersemester darin, die Betreuung und Begleitung des Orientierungspraktikums in den Lehramtsstudiengängen zu optimieren. Aus diesem Anlass führten die studentischen Hilfskräfte Isabel Poll und Hannah Neuendorff unter Studierenden des ersten Semesters eine kleine Befragung zu deren Erfahrungen im Orientierungspraktikum durch.
Im Kontext der EETs für alle Lehramtsstudierenden am Markusplatz konnten 90 Studierende für die Umfrage gewonnen werden, von denen 40 das Orientierungspraktikum bereits absolviert hatten. Die Umfrage kam zu folgenden Ergebnissen:
- Die Studierenden gaben mehrheitlich an, während einer Hälfte ihres Orientierungspraktikums in einer Grundschule tätig gewesen zu sein. Die andere Hälfte des Praktikums wurde im Gymnasium, der Mittelschule und in wenigen Fällen auch in der Realschule abgeleistet. Vereinzelt besuchten Studierende in dieser Zeit eine Volks- und Berufsoberschule, eine Förderschule oder eine Kindertagesstätte.
- Ungefähr die Hälfte der Befragten wählten als Praktikumsschule ihre in der Schulzeit selbst besuchte Schule.
- Die Hälfte der Befragten gab an, während des Praktikums ein längeres Gespräch mit Lehrkräften oder der Schulleitung geführt zu haben.
- Die Frage, ob das Orientierungspraktikum die zukünftigen Studierenden in ihrer Studienwahl bestärkt habe, wurde insgesamt positiv beantwortet.
- Die Praktikumserfahrungen insgesamt wurden von fast allen Studierenden mit Schulnoten von 1 bis 2 bewertet.
Zuletzt wurden die Befragten aufgefordert, ihr Praktikum frei mit einem einzigen Wort zu betiteln. Die Ergebnisse dieser Sammlung sind in der folgenden Abbildung dargestellt, größere Wörter bilden dabei häufigere Nennungen ab.
Die Vielfalt der genannten Worte weist darauf hin, dass die Befragten ihr Orientierungspraktikum durchaus unterschiedlich erleben. Es wird deutlich, dass viele der Befragten das Orientierungspraktikum als aufschlussreich erlebten – welche Schlüsse sie jedoch ziehen, geht aus der Befragung nicht hervor. Eine große Anzahl der Befragten nutzte eindeutig positive Worte, um die Praktikumserfahrung auszudrücken (z. B. „empfehlenswert“, „bereichernd“ oder „inspirierend“). Im Vergleich dazu wählten nur recht wenige Befragte eindeutig negative Worte wie „langweilig“ oder „anstrengend“. Die Teilgruppe der Befragten, die das Praktikum noch nicht absolviert hatten, meldete zurück, dass sie zu spät von der Notwendigkeit eines Orientierungspraktikums erfahren hätten und sich nun, zu Studienbeginn, von dieser Anforderung unter Druck gesetzt fühlten. Hier wäre zu überlegen, wie das Orientierungspraktikum auf der Website für Studieninteressierte der Universität Bamberg bereits vor Studienbeginn präsenter dargestellt werden könnte.
Ebenfalls wird aus den Ergebnissen deutlich, dass einige Studierende das Praktikum zwar absolviert haben, aber angeben, ihre Praktikumserfahrung nicht gewinnbringend für sich nutzen zu können. Diese Erkenntnisse decken sich mit Ergebnissen aus Praktikumsforschung, welche unbetreuten Praktika wenig Lernwirksamkeit attestieren (z.B. Gröschner & Hascher, 2018; Ronfeldt, 2015). Aus diesen Gründen wird derzeit im Projekt SchulPrax Material entwickelt, das den angehenden Lehrkräften Impulse und Ziele zu Beobachtungen, Reflexionen oder Ressourcenmanagement an die Hand geben soll. Dadurch kommen wir dem übergeordneten Ziel alle Praktika im Lehramtsstudium an der Uni Bamberg zu begleiten und Studierenden gewinnbringende Lernerfahrungen zu bieten, einen kleinen Schritt näher.
Literaturverzeichnis
Gröschner, A. & Hascher, T. (2018). Praxisphasen in der Lehrer/innen/bildung. In M. Gläser-Zikuda, M. Harring, & C. Rohlfs (Hrsg.), Handbuch Schulpädagogik. Münster: Waxmann.
Ronfeldt, M. (2015). Field placement schools and instructional effectiveness. Journal of Teacher Education, 66 (4), 304 –320. ]