Die GrundschulWerkstatt am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik:
von Bettina König, Verena Keimerl und Miriam Hess
Die GrundschulWerkstatt:Lernen – Forschung – Transfer (LFT) als hochschulischer Lehr-/Lernort ist unter der Leitung von Dr. Bettina König fest am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik (Prof. Dr. Miriam Hess) der Universität Bamberg verankert. Aus einer Sammlung didaktischer Medien für die Didaktik des Schriftspracherwerbs im Jahr 2016 hat sich die GrundschulWerkstatt zu einem Ort mit „Neugierzonen“ (Hagstedt, 2014) entwickelt, der mit seinen Angeboten exploratives wie reflektierendes Lehren und Lernen fördern soll. Dem Postulat und der Tradition von Hochschullernwerkstätten folgend ist „die Einheit von Lehre und Forschung unter Einbezug einer engen Theorie-Praxis-Verzahnung“ (Kekeritz et al., 2017, S. 9) Ziel aller Angebote. Die Bamberger GrundschulWerkstatt bietet hierbei Studierenden des Lehramts an Grundschulen nicht nur verschiedene Professionalisierungsangebote und eine „produktive Unterbrechung des Hochschulalltags“ (ebd.), sondern vernetzt Akteur:innen aller drei Phasen der Lehrer:innenbildung miteinander, regt fachlichen Austausch an und schafft gemeinsame Reflexionsgelegenheiten. So werden in der GrundschulWerkstatt neue Denk- und Handlungsräume über Lehr-/Lernprozesse eröffnet, Forschungsergebnisse in ihrer Relevanz für den schulischen Alltag vermittelt und Professionswissen auf die Unterrichts- und Schulpraxis transferiert.
1 Der Raum der GrundschulWerkstatt
Der Raum als „dritter Pädagoge“ (Schneider & Schwarzkopf, 2013, S. 172) oder „pädagogische Dimension“ (Göhlich, 2016, S. 36) wirkt auf das Handeln derer, die im Raum agieren. Die GrundschulWerkstatt ist räumlich in MG2/02.09 angesiedelt und ermöglicht die Aufbewahrung sowohl analoger wie digitaler Medien für die Bereiche Schriftspracherwerb und Grundschulpädagogik als auch mobiler Kamerasysteme. Zusätzlich bieten die Raumgröße und das flexible Raumgestaltungskonzept ideale Ausgangsbedingungen, um im Rahmen von Seminare n oder Veran staltungen diese Medien kennenzulernen, auszuprobieren und ihren Einsatz zu reflektieren.
2 Lehren und Lernen
Die GrundschulWerkstatt ermöglicht Studierenden die Exploration verschiedener didaktischer Settings sowie das Kennenlernen von unterrichtlichen Medien. Im Raum stehen beispielsweise unterschiedliche Fibeln für den Schriftspracherwerb im Anfangsunterricht, das Erzähltheater (Kamishibai), die Rechtschreibboxen von Beate Leßmann oder auch das umfangreiche Material didaktischer Konzeptionen, wie etwa zum Spracherfahrungsansatz, bereit. In impulsgebenden Vortrags- und Workshopangeboten, wie z.B. der semesterweise wiederkehrenden Veranstaltung „WerkstattGespräche“ tauschen sich Akteur:innen aus allen drei Phasen der Lehrer:innenbildung inhaltsbezogen aus. Das Angebot kann curricular flexibel in das Studium eingebunden werden und wird durch Expert:innen aus der Lehrkräftebildung moderiert.
3 Forschung
Digitale Medien und mobile Kamerasysteme als Ausstattungsmerkmal der GrundschulWerkstatt unterstützen Forschungsprojekte, in denen Videografie eine bedeutsame Rolle zur Datengewinnung spielt. Der Raum bietet den Rahmen für Schüler:innenförderung, die von den Studierenden sowohl zu Forschungszwecken als auch zur Weiterentwicklung ihrer pädagogisch-didaktischen Fähigkeiten genutzt werden können. Im Rahmen der „ForschungsWerkstatt“ stellen Studierende eigene Projekte und eigene Forschungsergebnisse vor. Interaktive Veranstaltungen und Workshops, z.B. zur qualitativen Inhaltsanalyse, bieten professionelle Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende, die im Rahmen von Zulassungsarbeiten für das Erste Staatsexamen eigene Forschungsvorhaben planen, durchführen und reflektieren.
4 Transfer
Der Transfer von Wissen und Bildung ist ein wesentliches Ziel des Lehrstuhls wie auch der GrundschulWerkstatt, was sowohl durch die Öffnung von Veranstaltungen für eine gesellschaftliche und schulische Öffentlichkeit als auch durch hybride Veranstaltungen verwirklicht wird. Zahlreiche Kooperationen mit außeruniversitären Partnern wie Schulen, der Schuladministration, dem Don Bosco Werk sowie dem Bildungsbüro des Landkreises Bamberg ermöglichen angehenden Grundschullehrkräften, gewonnenes Wissen in der Praxis zu erproben, zu erweitern und zu reflektieren.
Ein Beispiel ist das durch Drittmittel finanzierte Projekt STeP advanced (Studierende fördern Schülerinnen und Schüler – Verzahnung von Theorie und Praxis) in Kooperation mit dem Schulamt in Stadt und Landkreis Bamberg und Bildungsbüro. Es ermöglicht die vier- bis fünfmonatige Unterstützung im Schriftspracherwerb für benachteiligte Kinder durch Studierende, deren fachliche Betreuung von einer Mentor:in gesichert ist.
„LeGu – Lernförderung im Grundschulalter: Konkret“ – ein weiteres Beispiel, in dem der Transfergedanke umgesetzt wird – ist ein Projekt der Professur für Psychologie in Schule und Unterricht, des Referats Inklusion des ZLB, des Lehrstuhls Grundschulpädagogik und -didaktik und der Initiative „Schüler.Bilden.Zukunft“ des Don Bosco Jugendwerks. Hier werden drittmittelfinanziert benachteiligte und leistungsschwache Grundschüler:innen in Kleingruppen über ein Schuljahr hinweg durch Grundschullehramtsstudierende gefördert, die von zwei Mentor:innen aus dem Studiengang Schulpsychologie begleitet werden. Die dreifache „Win-Win-Win“-Situation besteht darin, dass Studierende Unterrichtstheorie und Schulpraxis verknüpfen lernen, Grundschulkinder in Kompetenzen und schulischen Selbstkonzepten gefördert werden und angehende Schulpsycholog:innen Erfahrung in der Beratung von angehenden Grundschullehrkräften sammeln.
„Mentor:in meets Student:in“, ein Kooperationsprojekt zwischen dem Lehrstuhl Grundschulpädagogik und -didaktik der Universität Bamberg und dem Bildungsbüro im Landkreis Bamberg und dem Verein MENTOR – Die Leselernhelfer Landkreis Bamberg e.V. Hier steht der Wissenstransfer in die Gesellschaft im Fokus: Studierende geben ihr erworbenes Wissen zur Lesediagnostik und -förderung an ehrenamtliche Mentor:innen für leistungsschwache Grundschüler:innen weiter.
In einigen Lehrveranstaltungen am Lehrstuhl Grundschulpädagogik und -didaktik findet auch eine direkte Anwendung des Gelernten in der Praxis statt. Stellvertretend soll hier die Lehrveranstaltung „Inklusive Begabtenförderung im Lehramtsstudium der Primarstufe – ingenium primar“ genannt werden. In Kooperation mit der Grundschule Strullendorf erhalten Grundschullehramtsstudierende die Möglichkeit, Handlungswissen zu (Hoch-)Begabung und Hochleistung zu erwerben und über Enrichment-Angebote in Form von Doppelstunden zu extra-curricularen Interessensthemen für motivierte und hochleistende/-begabte Grundschulkinder der Klassenstufen 1 bis 4 mit Akteur:innen aus Schule und Universität zu planen, durchzuführen und zu reflektieren. Im Rahmen der Kooperation zwischen Universität und Grundschule können nicht nur (hoch-)begabte Grundschulkinder individuell gefördert, sondern auch angehende Grundschullehrkräfte im begabungsfördernden Unterrichten professionalisiert werden.
Die „offene Schultür“ ist Vermittlerin zwischen Schulen, die Hospitations- und Mitwirkungsmöglichkeiten für Grundschullehramtsstudierende anbieten, so dass im Sinne eines theorie- und praxisorientierten Austauschs unterschiedliche pädagogische Stile und Unterrichtskonzepte selbst erfahren und reflektiert werden können.
In der Reihe „Wie geht…“ ist die Vielfalt und Offenheit des Lehrstuhls gegenüber fachdidaktisch relevanten Themenfeldern abgebildet. Angeboten werden wiederkehrende und neue offene Workshops und Vortragsangebote, wie beispielsweise zum Vorbereitungsdienst nach dem Studium oder zu einem Auslandsaufenthalt im Rahmen des Studiums.
5 Fazit
Die zahlreichen Angebote der GrundschulWerkstatt: Lernen – Forschung – Transfer am Lehrstuhl Grundschulpädagogik und -didaktik präsentieren in ihren Angeboten die Ziele des Lehrstuhls und bieten – immer in Zusammenhang mit der angebotenen Lehre und Forschung am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik – vielseitige Erprobungs-, Erfahrungs- und Reflexionsräume für verschiedene Akteur:innen aus allen Phasen der Lehrkräftebildung. Mit ihren Kooperationspartner:innen und der interdisziplinären studien- und statusgruppenübergreifenden Vernetzung adressiert die GrundschulWerkstattLFT (angehende) Lehrkräfte sowie ein fachlich interessiertes Publikum und schafft Möglichkeiten des Austauschs und des Diskurses.
Kontakt
GrundschulWerkstatt des Lehrstuhls Grundschulpädagogik und -didaktik:
Lernen – Forschen – Transfer
Leitung und Koordination: Dr. Bettina König (bettina.koenig(at)uni-bamberg.de)
Adresse: Marcushaus/Neubau/Gebäude 2; MG2/02.09; Markusstraße 8a; 96047 Bamberg
Öffnungszeiten im SoSe 2023: Dienstag 16-18 Uhr
Literatur
Göhlich, M. (2016). Raum als pädagogische Dimension. In C. Berndt, C. Kalisch, A. Krüger, (Hrsg.): Räume bilden – pädagogische Perspektiven in den Raum (S. 36-50). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Hagstedt, H. (2014). Lernbegleitung. Herausforderung für die Lehrerbildung von morgen. In: H. Hagstedt & I. M. Krauth (Hrsg.): Lernwerkstätten: Potenziale für Schulen von morgen (S. 220-231). Frankfurt am Main: Grundschulverband.
Kekeritz, M.; Graf, U.; Brenne, A.; Fiegert, M.; Gläser, E. & Kunze, I. (Hrsg.) (2017). Lernwerkstattarbeit als Prinzip. Möglichkeiten für Lehre und Forschung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Schneider, R. & Schwarzkopf, T. (2013). Wie viel Lernwerkstatt steckt in einer Forschungswerkstatt? In H. Coelen, B. Müller-Naendrup (Hrsg.): Studieren in Lernwerkstätten (S. 171-180). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.