Ignaz Günther im Kontext des eruopäischen Kunst-Transfers der Barock- und Rokokozeit
Projektleitung: Dr. Björn Statnik
Kooperationspartner: Förderung durch die DFG von November 2011 bis Ende Oktober 2014.
Laufzeit: seit 2011
Ignaz Günther gilt heute unbestritten als einer der bedeutendsten Künstler des süddeutschen Rokoko. Doch obwohl Adolf Feulner in seiner posthum erschienenen Günther-Monographie von 1947 wichtige Hinweise lieferte bezüglich Günthers Tätigkeit als Altar-Entwerfer und seiner Stellung innerhalb des weitgespannten Geflechts eines internationalen Kunst-Transfers, verengte die nachfolgende Forschung den Blick zunehmend auf Ignaz Günther als einen "volkstümlichen" Bildschnitzer des Rokoko, der allein in der Tradition der bayerischen Bildhauer-Kunst stünde. Seine Gesellen-Zeit bei dem kurpfälzischen Hofbildhauer Paul Egell in Mannheim und sein Studium an der Wiener Kunst-Akademie mit ihrer Orientierung an der klassisch-antiken Kunst wurden demgegenüber als weitgehend unbedeutend für die künstlerische Entwicklung Günthers abgetan.
Das hiesige Forschungsprojekt will versuchen, diese Fehlentwicklungen und die so in den letzten Jahrzehnten aufgelaufenen Defizite der Günther-Forschung zu beheben und diesen vielseitig interessierten und begabten Künstler mittels einer methodisch vielschichtigen Herangehensweise endlich im Kontext des europaweiten Kunstaustauschs des 17. und 18. Jahrhunderts zu behandeln. So ist vor allem die Bedeutung von Paul Egell und Johann Bernhard Fischer von Erlach, aber auch des klassizistisch ausgerichteten Wiener Akademie-Studiums für Günthers plastisches und altararchitektonisches Schaffen darzulegen. Darüber hinaus kann aufgezeigt werden, wie Günther auch über das Medium der Druckgraphik und des Buches vor allem Werke des römischen und französischen Hochbarocks rezipierte. Seine dabei teilweise rekonstruierbare Bibliothek und mehrere erhaltene Briefe, in denen er sich zu einigen seiner Retabel-Schöpfungen äußert, vermögen zudem Auskunft über seinen kunsttheoretischen Bildungshorizont und seine Kunst-Vorstellungen zu geben.