Turin - Die Erfindung der Hauptstadt. Die Frühphase des Ausbaus zur Residenz der Savoyer dokumentiert durch bislang unbekannte Architekturzeichnungen.
Projektleitung: Prof. Dr. Stephan Albrecht
Mitarbeiter: Dipl.-Ing. Thomas Wilke M.A.
Kooperationspartner: Förderung durch die DFG von Oktober 2011 bis Ende September 2014
Laufzeit: seit 2010
Mit der Entscheidung Herzog Emanuele Filibertos von Savoyen die Hauptstadt seiner Besitzungen 1563 nach Turin zu verlegen, begann der Ausbau der Stadt zu einer der führenden Barockmetropolen Europas. Konzeptionell handelt es sich um einen entscheidenden Wendepunkt der europäischen Stadtbaugeschichte: Waren es bisher kleine, oft abseits gelegene Idealstädte gewesen, die dem Fürsten als Ausweis guter Regierung dienten, so setzte der Ausbau Turins gestalterisch und politisch neue Maßstäbe. Als Kernpunkt der zahlreichen Baumaßnahmen entstand eine Kombination von Herrscherpalast, Kathedrale und Staatsreliquienkapelle, die sinnfällig zu einer Einheit verschmolzen.
Mein Fund eines Zeichnungskonvoluts, das aus ca. 30 Plänen zu frühbarocken Bauten in Turin besteht, bietet die Gelegenheit die anfänglichen Schritte des Ausbaus zur Residenz der Savoyer nachzuvollziehen. Die Zeichnungen stellen erste Überlegungen zu zentralen Bauten oder Quartieren der Residenzstadt dar und dokumentieren bislang unbekannte Planungsphasen. In ihrer Gesamtheit zeigen die Blätter des Konvoluts jene Einzelbausteine, die für den Aufbau einer barocken Residenz und Hauptstadt als konstitutiv anzusehen sind.
Unter Berücksichtigung bekannter Zeichnungen und Archivalien zielt das Forschungsvorhaben auf eine Präzisierung der Planungs- und Baugeschichte im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts beim Ausbau von Turin als Hauptstadt, wobei die architektonische Qualität der Einzelentwürfe sowie des städtebaulichen Ensembles analysiert werden soll. Durch einen Vergleich mit anderen europäischen Städten, bei dem verwandte Bauaufgaben für Einzelbauten wie die städtebauliche Anlage zu berücksichtigen sind, sollen mögliche Vorbilder erkannt und bewertet werden, um die Alleinstellungsmerkmale des Turiner Frühbarocks herauszuarbeiten.