Vortragsreihe: N€WS im N€TZ
Der Nachrichtenkonsum verlagert sich mehr und mehr ins Internet. Medien- und Verlagshäuser reagieren darauf, indem sie ihre Onlinepräsenz ausbauen, was sich bisher jedoch als Herausforderung erweist: Zu wenige Konsumenten sind bereit, für Nachrichten und Artikel zu bezahlen; zudem sind die Erlöse durch Werbeeinnahmen in den letzten Jahren deutlich gesunken.
Die Vortragsreihe N€WS im N€TZ des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg beschäftigt sich bereits seit dem Sommersemester 2017 mit solchen und angrenzenden Phänomenen im digitalen Journalismus. Die Reihe soll aufzeigen, welche Journalismus- und Finanzierungskonzepte im vernetzten Zeitalter möglich sind, und wie sich Onlinejournalismus für Produzierende sowie Rezipierende auch in Zukunft lohnen kann.
Über mehrere Semester hinweg werden Praktikerinnen und Praktiker unterschiedlicher Mediensparten sowie Forschende, die sich wissenschaftlich einschlägig mit dem Thema befassen, zum Vortrag mit anschließender Diskussion eingeladen. Damit soll ein Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen Forschung, Praxis und Öffentlichkeit angeregt werden.
Nachberichterstattung zu den bisherigen Vorträgen
Vortrag 1: 21.06.2017 – Der Fränkische Tag im digitalen Zeitalter
Der Startschuss für die Reihe fiel am Mittwoch, den 21. Juni 2017. Thematisiert wurden die Herausforderungen des digitalen Zeitalters für eine Lokalzeitung. Als Redner waren der Chefredakteur des Fränkischen Tags, Frank Förtsch, und der Geschäftsführer für die wirtschaftliche und inhaltliche Weiterentwicklung von infranken.de, Gero Schmitt-Sausen, eingeladen. Sie sprachen über Finanzierungsmodelle für Onlineportale, insbesondere am Beispiel von infranken.de, der Onlineausgabe des Fränkischen Tags. Die Möglichkeit, während und nach dem Vortrag Fragen zu stellen sowie über Inhalte des Vortrags offen zu diskutieren, wurde rege genutzt.
Video- und Foto-Nachlese zum Vortrag:
Etwa 40 Interessierte hatten sich am 23.01.2018 im Vorlesungssal U2/00.25 eingefunden, um die Vorträge von Sebastian Esser, Vorstandsmitglied und Mitgründer des Online-Magazins Krautreporter, und Dr. Christopher Buschow, Kommunikationswissenschaftler und Experte für Medien-Start-ups, zu hören.
Im ersten Vortrag des Abends stellte Dr. Christopher Buschow vom Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover die zentralen Ergebnisse seiner Studie Die Neuordnung des Journalismus vor. Darin hat Buschow insgesamt 15 Medienneugründungen wie etwa Krautreporter auf ihr inhaltliches und wirtschaftliches Innovationspotenzial hin untersucht.
Im zweiten Vortrag des Abends berichtete Sebastian Esser als Vorstandsmitglied und Mitinitiator der Krautreporter von seinen Erfahrungen als journalistischer Gründer. Auch auf Steady, die deutschen Patreon- und Kickstarter-Alternative für Web-Publizisten, sowie deren Bedeutung für die Zukunft der Krautreporter ging Esser ausführlich ein.
Foto- und Videodokumentation zum Vortragsabend:
Vortrag 3: 17.07.2019 – 10 Thesen des Onlinejournalismus
Neu, modern, Zukunft – das sind Begriffe, die Markus Knall, Chefredakteur der IppenDigital Zentralredaktion, am 17.07.2019 immer wieder betonte. Im 3. Teil der Vortragreihe „N€WS im N€TZ – Was ist uns Journalismus wert?“ stellte er aus Praxissicht „10 Thesen zum neuen Onlinejournalismus“ auf.
Wichtigstes Prinzip seiner Arbeit ist Leserorientierung: „Da sein, wo der Leser ist“, denn Reichweite bringt Umsatz. Aber eben auch Aufmerksamkeit für das eigene journalistische Tun, Relevanz. Ganz klar formulierte er: Er schreibe lieber für 100.000 Leser als für 1.000. Vor diesem Hintergrund stellte Knall im Vortrag wie im redaktionellen Alltag beständig die Frage nach der Aufmerksamkeit, den Präferenzen, und den Nutzungsgewohnheiten von Onlinemediennutzern.
„Mediennutzung wird atomisiert“, formuliert er eine seiner Thesen: Während die Zeitung früher üblicherweise am Morgen zum Frühstück gelesen wurde, informiert man sich heute den gesamten Tag über, nutzt Medien ständig – über das Smartphone. Das bedeutet für den Journalismus: Es gilt, die Aufmerksamkeit des Lesers nicht nur einmal am Tag für 20 Minuten zu gewinnen, sondern 20 Mal am Tag jeweils für eine Minute. Diese Veränderung beschreibt Knall als Chance, aber auch als Herausforderung, die Onlinejournalisten bewältigen müssen.
Welche weiteren Thesen Markus Knall aufstellt und die anschließende Diskussion zum Thema, wird bald in unserer Videodokumentation zum Vortrag zu sehen sein.
Foto- und Videodokumentation zum Vortragsabend:
Vortrag 4: 11.01.2022 - RiffReporter: Qualitätsjournalismus direkt vom Erzeuger
Unter dem Titel „RiffReporter: Qualitätsjournalismus direkt vom Erzeuger“ ging die Vortragsreihe „N€WS im N€TZ – Was ist uns Journalismus wert?“ am 11. Januar 2022 in die vierte Runde. Referent an diesem Abend war der freie Wissenschaftsreporter Joachim Budde, der nicht nur über seine Arbeit im freien Journalismus sprach, sondern auch einen Einblick in das digitale Redaktionskonzept RiffReporter gab. Im Mittelpunkt des Vortrags standen dabei der Aufbau dieses innovativen Netzwerks – einer Genossenschaft – von freiberuflich arbeitenden Journalistinnen und Journalisten sowie Maßnahmen, wie es deren Zusammenarbeit stärken will.
Frei nach dem Motto: „Qualitätsjournalismus direkt vom Erzeuger“ leitete Budde seinen Vortrag ein, in dem er auf die Probleme und Herausforderungen im Hinblick auf Unabhängigkeit und Authentizität im Onlinejournalismus einging. Genau aus dieser Notwendigkeit habe sich schließlich „das Riff“ gegründet, welches aus vielen einzelnen bunten und vielfältigen „Korallen“ bestehe und sich immer wieder neuen interessanten und wichtigen Themen widme. Basierend auf einem sich ständig weiterentwickelnden Grundgerüst von aktuell vier Säulen – 1) riffreporter.de, 2) Riffrecherche, 3) Marketplace und 4) RiffLive – möchte RiffReporter mit seinen gründlich recherchierten Geschichten Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wichtige Fragen beantworten und viele Leserinnen und Leser für wissenschaftliche Themen begeistern. Die RiffReporter berichten zu Themen aus Umwelt, Wissenschaft, Technologie, Gesellschaft und Weltgeschehen, die im schnellen Nachrichtengeschäft oft zu kurz kommen. Das Portal wurde u.a. mit dem Umweltmedienpreis 2021, dem Netzwende Award 2017, dem Grimme Online Award 2018 ausgezeichnet. Dabei probieren die RiffReporter unterschiedliche Finanzierungsmodelle aus.
Im weiteren Verlauf gab Budde ebenfalls einen Einblick in ein weiteres seiner Projekte: Freischreiber, den Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten. Als Vorstand berichtete er über die Ziele des Netzwerks und wie sie hauptberuflich freie Journalistinnen und Journalisten als journalistische Unternehmerinnen und Unternehmer in Zeiten, in denen Qualität häufig weniger wiege als Quantität, unterstützen.
In der anschließenden Diskussionsrunde schloss der Referent die Studierenden mit den Worten „Freier Journalismus ist alles andere als eine Notlösung“ und „Leserinnen und Leser müssen wieder lernen, dass hochwertiger Journalismus Geld kostet, doch so ein Kulturwandel braucht eben seine Zeit“. Vor diesem Hintergrund setzen sich Netzwerke wie RiffReporter und Freischreiber dafür ein, nicht nur die Bedingungen für die Produzierenden zu verbessern, sondern auch die Qualität journalistischer Arbeit wieder in den Fokus zu rücken.
Der Vortrag fand aufgrund der Corona-Pandemie im Rahmen der Vorlesung „Journalismus im Spannungsfeld gesellschaftlicher Entwicklungen“ von Prof. Dr. Markus Behmer statt. Abgehalten wurde die Sitzung online; eine Videodokumentation wird demnächst hier zu sehen sein.
Kristina Steiner