Klimakrise als politische Herausforderung: MdB Andreas Schwarz zu Gast in KoWi-Übung – ein studentischer Erfahrungsbericht
Wie funktionieren Entscheidungs- und Kommunikationsprozesse? Wie hängen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit diesen Prozessen zusammen? Im Blockseminar “Public Affairs” am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg kam am 14. Juni 2019 auf die zwölf Teilnehmenden eine Reihe von praktischen Programmpunkten zu, um das Berufsfeld der Interessenvertretung besser kennen zu lernen. Geleitet hat die Übung Ulrike Propach. Sie hatte MdB Andreas Schwarz eingeladen, um über das Thema Lobbyismus und Politik zu referieren.
Der SPD-Abgeordnete vertritt die Landkreise Bamberg, Forchheim und Coburg und ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestags. Wir fragten ihn, wie sein Arbeitsalltag in Berlin und in Bamberg aussieht. Als Bundestagsabgeordneter hat er täglich mit Lobbyverbänden und Interessenvertretern zu tun. Entgegen dem eher negativ behafteten Berufsbild, das Lobbyisten umgibt, sieht er die Zusammenarbeit mit diesen jedoch mehr als Chance denn als Gefahr. Erfahrungsgemäß, erläutert Schwarz, können Verbände und Konzerne vor Gesetzesverabschiedung maßgeblich dazu beitragen, dass diese Gesetze auch in der Realität wie beabsichtigt funktionieren. Ein reflektierter, verantwortungsvoller Umgang mit diesen Verbesserungsvorschlägen müsse jedoch selbstverständlich sein.
Auf anfangs schüchterne, persönliche Fragen der Übungs-Teilnehmenden, wie Schwarz zur SPD gekommen sei und ob er die Visionen noch heute mit seinen damaligen vereinbaren könne, antwortete der Abgeordnete sehr emotional und authentisch. Er erzählte den Studierenden von Familienverhältnissen und seinem Wunsch, mitzuentscheiden. In bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, habe ihn insbesondere die Beständigkeit und der geschichtsträchtige Hintergrund der SPD beeindruckt, die sich als älteste noch bestehende Volkspartei in der NS-Zeit entschieden gegen die damalige Regierung gestellt hatte. Inspiriert von Willy Brandt und Helmut Schmidt habe er sich mit 18 Jahren entschieden, der SPD beizutreten. Er sieht ehrlich, dass sich seit damals einiges verändert hatte, sowohl innerparteilich als auch in der Gesellschaft.
Es war wohl diese Offenheit, die den Studierenden den Mut gab, auch kritische Fragen zu stellen. So kamen die Studierenden schnell auf die Europawahlen 2019 zu sprechen, die für die SPD bekanntlich nicht ganz so erfolgreich ausgefallen waren. Auf der Suche nach Antworten bat Schwarz die Studierenden ihre persönliche Einschätzung zur aktuellen Situation der Sozialdemokraten abzugeben. In diesem Zusammenhang wurde hauptsächlich die mangelnde Festlegung auf Inhalte und deren Einhaltung kritisiert. Die wenigsten der Studierenden konnten benennen, welche Ziele die SPD im Moment konkret verfolge. Durch die Diskussion wurde zudem deutlich, dass sich die Zukunftsängste innerhalb der vergangenen 25 Jahre stark gewandelt haben. Während sich Schwarz in seiner Jugend Sorgen über finanzielle Absicherung, soziale Gerechtigkeit und faire Arbeitsbedingungen gemacht hatte, beschäftigt die Studierenden gegenwärtig vor allem die Klimakrise und die damit einhergehenden Folgen, wie Klimaflüchtlinge und Wasserknappheit.
Neben dem Misserfolg der Sozialdemokraten wurde auch der Wahlerfolg der Grünen diskutiert. Was macht die Partei gerade für die junge Wählerschaft so attraktiv? Innerhalb unserer Studierendengruppe waren wir uns einig, dass die Dringlichkeit von Klimakrise und Rechtsruck nicht ausreichend ernst genommen werde und Maßnahmen nicht schnell genug umgesetzt würden. Gleichzeitig steige das Gefühl von der Regierung nicht gehört und respektiert zu werden.
Wir sind uns einig, dass durch das Gespräch nicht besser beantworten hätte können, inwiefern Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit Entscheidungs- und Kommunikationsprozessen der Lobbyarbeit zusammenhängen. Wir als Studierende haben stark von dem reichen Erfahrungsschatz und interessanten Anekdoten des Abgeordneten profitiert. So haben wir nicht nur ein besseres Verständnis und einen vertieften Einblick in das Berufsfeld in das Berufsfeld des Lobbyismus gewonnen, sondern komplexe politische Prozesse aus einem persönlichen Blickwinkel heraus kennenlernen dürfen. Das Gespräch hat uns als Kurs gezeigt, wie vielseitig das Berufsfeld der Interessenvertretung ist.
Wir bedanken uns herzlich bei Andreas Schwarz für seine Zeit, Offenheit, Nahbarkeit und für sein offenes Ohr. Wir als Studierende konnten viel aus diesem Gespräch mitnehmen.
Autorinnen: Ronja Bogdankski, Christina Hofmann und Aurelia Staak