ERC Starting Grant für Bamberger Altertumswissenschaftler
Erstmals wird ein ERC Starting Grant an einen Wissenschaftler der Universität Bamberg vergeben. Der Europäische Forschungsrat (ERC) sagte am 13. November die Förderung des Projekts The Proceedings of the Ecumenical Councils from Oral Utterance to Manuscript Edition as Evidence for Late Antique Persuasion and Self-Representation Techniques zu. Es gehört zu der Handvoll Anträge, die sich unter allen Exposés von exzellenten Bewerbern aus ganz Europa im kulturwissenschaftlichen Panel des ERC letztlich durchsetzen konnten. Der ERC wird in den kommenden fünf Jahren die Forschungen von Dr. Dr. Peter Riedlberger mit 1.497.250 Euro finanzieren. Diese Auszeichnung ist der erste ERC Starting Grant aus dem Bereich der Alten Geschichte, der für Deutschland eingeworben wurde und der erste aus dem Bereich der Kultur- und Geschichtswissenschaften, der an eine bayerische Universität außerhalb Münchens geht. Der ERC vergibt neben dem Starting Grant auch Consolidator und Advanced Grants. Letzteren erhielt im Jahr 2010 der Bamberger Soziologe Hans-Peter Blossfeld für sein Projekt eduLIFE.
Mit dem Starting Grant fördert der ERC die vielversprechendsten Nachwuchswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler in ganz Europa. Durch den Preis sollen sie in die Lage versetzt werden, eine unabhängige Forscherkarriere aufzubauen. Im zweistufigen Auswahlprozess wird zunächst unter den eingegangenen Anträgen von einem internationalen zwanzigköpfigen Fachgremium eine Vorauswahl getroffen. Projekte, die diese Runde meistern, gehen zur Bewertung an externe Experten: Spezialisten sollen den wissenschaftlichen Gehalt des Antrags sowie die bisherigen Leistungen des Kandidaten beurteilen. Auf Grundlage solcher Gutachten und einem Präsentationstermin beim ERC in Brüssel erfolgt die Endauswahl. Im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften beträgt die Förderquote typischerweise acht Prozent, wobei sie bei den Geisteswissenschaften noch einmal niedriger liegt.
Spitzenforschung im Bereich der Spätantike
„Der ERC Starting Grant gilt wegen seiner strengen Auswahlkriterien, seines Renomees und der hohen Fördersumme als die begehrteste Auszeichnung auf europäischer Ebene“, sagt Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert. „Dieser Erfolg unterstreicht die besondere Stärke der Universität Bamberg im Bereich der Geisteswissenschaften.“ Dass Riedlberger sein ERC-Projekt für Bamberg beantragte, war eine ganz bewusste Entscheidung: „Die profilierte Alte Geschichte mit Prof. Dr. Hartwin Brandt, einem der besten Spätantikekenner in der Forschungslandschaft, die starke Klassische Philologie, die Patristik mit einem Schwerpunkt auf den Konzilen und den orientalischen Sprachen sowie das einzigartige Institut für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte ermöglichen es, in Bamberg wie an kaum einem anderen Standort in Deutschland Spitzenforschung im Bereich der Spätantike durchzuführen.“ Auch die persönliche Unterstützung war für Riedlberger entscheidend. Er habe großes Vertrauen und Unterstützung in jeder Hinsicht seitens der Fachvertreter und der Universitätsleitung erfahren.
Von April 2016 an wird Peter Riedlberger im Rahmen des ERC-Projekts eine Arbeitsgruppe leiten, die die Akten der spätantiken Ökumenischen Konzile aus kulturwissenschaftlicher und historischer Perspektive untersucht. Die Diskussionen der Konzilien wurden mitstenographiert und bereits in der Antike im Rahmen der sogenannten Akten veröffentlicht. Ansonsten seien außerordentlich wenige Wortprotokolle aus der Antike überliefert. „Die Protokolle der Konzilsakten nehmen daher eine absolute Sonderstellung im spätantiken Quellenmaterial ein“, erklärt Riedlberger. Die Altertumswissenschaftler können damit direkten Einblick in spätantike Argumentationstechniken und Entscheidungsprozesse gewinnen.
Zur Person: Peter Riedlberger, geboren 1973 in Aichach, studierte Alte Geschichte in München, Freiburg und Paris. 2009 wurde er in Kiel zum Dr. phil. in Lateinischer Philologie und 2012 in München zum Dr. rer. nat. in Geschichte der Naturwissenschaften promoviert. Nach Stationen in München, am Londoner Warburg Institute, in Tel Aviv und an der juristischen Fakultät in Tübingen forscht er seit 2015 an der Trimberg Research Academy der Universität Bamberg.
Ansprechpartner für Rückfragen:
Dr. Dr. Peter Riedlberger
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Alte Geschichte
Tel. +49 (0) 89 / 52314470
peter.riedlberger@uni-bamberg.de
www.uni-bamberg.de/hist-ag/
Hinweis
Diesen Text verfasste Samira Rosenbaum für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.
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