Kognitive Grundlagen geringer Literalität Erwachsener (KogLit)
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Kurzbeschreibung des Projektes
In Deutschland gelten etwa 6.2 Millionen Erwachsene als gering literalisiert. Über die vielfältigen Ursachen, die zu geringer Literalität führen, wissen wir allerdings vergleichsweise wenig. Seit langem bekannt ist hingegen, dass kognitive Ursachen zur Entstehung von Lese- und Rechtschreibproblemen bei Kindern (Lese- Rechtschreib- Störung, LRS) beitragen. Zu nennen sind hier beispielsweise mangelnde phonologische Bewusstheit, ein beeinträchtigtes phonologisches Arbeitsgedächtnis oder Aufmerksamkeitsprobleme. Inwieweit diese und andere kognitive Faktoren für die Entstehung geringer Literalität Erwachsener relevant sind, ist jedoch weitgehend ungeklärt. So liegt nur bei ca. 5% der gering literalisierten Erwachsenen eine diagnostizierte LRS vor. Das Konzept der LRS fokussiert vor allem auf die Lesegeschwindigkeit, während geringe Literalität von Erwachsenen vor allem über mangelndes Leseverständnis operationalisiert wird.
In diesem Projekt soll ein kognitives Profil gering literalisierter Erwachsener erstellt werden, um Ursachen geringer Literalität auf der kognitiven Ebene identifizieren zu können. Dazu sollen vier Gruppen gering literalisierter Erwachsener hinsichtlich phonologischer Bewusstheit, verbalem Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und anderer kognitiver Faktoren, die für das Lesen relevant sind, untersucht werden:
- gering literalisierte Erwachsene mit Deutsch als Erstsprache;
- gering literalisierte Erwachsene mit anderen Erstsprachen (in der Erstsprache literalisiert vs. in der Erstsprache nicht literalisiert);
- gering literalisierte Erwachsene mit Deutsch als Erstsprache und Diagnose einer LRS in der Kindheit.
Ausgehend von den identifizierten möglichen kognitiven Faktoren, die zur Entstehung geringer Literalität Erwachsener beitragen, sollen Trainingsbausteine entwickelt und in Pilotprojekten in der Praxis erprobt werden. Dadurch soll die Effektivität von Alphabetisierungs- und Grundbildungskursen sowie Integrationskursen bzgl. der Vermittlung von (Schrift-) Sprachkompetenzen verbessert werden.
Zusammenfassend möchte das Projekt kognitive Ursachen geringer Literalität Erwachsener identifizieren, daraus abgeleitete Trainingsbausteine entwickeln und in der Praxis erproben. Zielgruppe sind dabei gering literalisierte erwachsene Personen mit Deutsch als Erstsprache sowie in Deutschland lebende Migrantinnen und Migranten.
Ergebnisse
Im Rahmen des Projekts haben wir das Programm "Lautarium" (Klatte et al., 2017) mit Erwachsenen, die an einem Integrationskurs des bzf Bamberg teilnahmen, getestet.
Weitere Informationen finden Sie hier(650.4 KB).
Allgemeine Informationen
Verbundprojekt
Laufzeit: 01.01.2021 bis 31.12.2023
Finanzierung: BMBF, Förderkennzeichen (FKZ): W1475AFO
Projektpartner: Prof. Dr. J. Rüsseler, Universität Bamberg, Professur für Kognitions- und Emotionspsychologie; Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH, Standort Bamberg