Forschung zu Internetnutzungsstörungen

In den letzten Jahren hat sich zunehmend die Erkenntnis durchgesetzt, dass Menschen nicht nur von Alkohol oder Tabak abhängig werden können, sondern dass auch bestimmte belohnende Verhaltensweisen süchtig machen können. Offiziell als Störungen süchtigen Verhaltens anerkannt sind bislang die Glücksspiel- und die Computerspielstörung. Daneben werden die Pornografienutzungsstörung, Kauf-Shoppingstörung und Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung als weitere potentielle Verhaltenssüchte diskutiert. Werden diese Verhaltensweisen vorwiegend online ausgeführt, wird auch der Überbegriff „Internetnutzungsstörungen“ verwendet. 

Die transregionale, DFG-geförderte Forschungsgruppe ACSID (https://www.uni-due.de/for2974/index.php) versucht, das Verständnis der affektiven und kognitiven Mechanismen, die diesem Krankheitsbild zugrunde liegen, zu erweitern. Der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie ist mit verschiedenen Teilprojekten an der Forschungsgruppe beteiligt.

In einem ersten Teilprojekt (Laufzeit Juni 2021 bis August 2024) haben wir in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover untersucht, ob akuter Stress den Übergang von zielgerichtetem zu habituellem belohnungsbezogenem Verhalten begünstigt. Fokus dieses Projekts waren Personen mit riskanter Nutzung von Shoppingapplikationen und Computerspielen. 

Wie sich der Belohnungswert von Computerspielen und Shoppingapplikationen bei Personen mit problematischer Nutzung verändern lässt, ist Gegenstand eines aktuell laufenden Teilprojektes, welches ebenfalls in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover erfolgt. 

Die Modifikation von Suchtverhalten ist auch der Schwerpunkt eines weiteren Teilprojektes der Forschungsgruppe, an dem der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie beteiligt ist. Unter der Federführung der Universitätsmedizin Mainz wird erforscht, ob suchtspezifische Reaktionen bei Computerspiel- und Online-Glücksspielstörungen durch biofeedback-geleitetes Cue Exposure Training (CET) verändert werden können.

Die Rolle von geschlechtsspezifischen Aspekten bei der Computerspielstörung und der Pornografienutzungsstörung steht im Fokus eines anderen Teilprojektes. Zusammen mit der Universität Duisburg-Essen sollen affektive und kognitive Prozesse bei weiblichen Personen mit Computerspielstörung und Pornografienutzungsstörung, welche in der Forschung oft unterrepräsentiert sind, untersucht werden.