Suchtmechanismen bei Adipositas: Welche Rolle spielen Food Addiction und Binge-Eating-Störung?
Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Steins-Löber, Prof. Dr. med. Dr. phil. Astrid Müller (Medizinische Hochschule Hannover)
Hintergrund: Das Projekt ist an der Universität Bamberg und der Medizinischen Hochschule Hannover angesiedelt. Es wird finanziell von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt und soll mögliche nahrungsspezifische Suchtmechanismen untersuchen.
Theoretischer Rahmen: Adipositas stellt eines der weltweit größten Gesundheitsprobleme dar. Derzeit werden ca. 19 % der deutschen Bevölkerung als adipös diagnostiziert ausgehend von einem Body Mass Index (BMI) ≥ 30kg/m2. Gewichtsreduktionsmaßnahmen sind meist kurzfristig effektiv, jedoch erleben viele Betroffene eine erneute Gewichtszunahme. Interventionen, die auf spezielle Patient:innengruppen zugeschnitten werden, könnten eine Möglichkeit sein, die Wirksamkeit zu verbessern. Die Entwicklung solcher Interventionen erfordert ein besseres Verständnis der Mechanismen, die zu Adipositas beitragen. Dabei stehen zwei Störungsbilder im Zusammenhang mit suchtspezifischen Aspekten von Adipositas: Binge-Eating-Störung und Food Addiction.
Binge-Eating-Störung ist die häufigste psychische Störung, über die bei Adipositas berichtet wird. Sie ist gekennzeichnet durch häufige, wiederkehrende Episoden von Essanfällen, bei denen die Person einen Kontrollverlust über das Essen erlebt. Essen scheint dabei zunächst eine Erleichterung von negativen Gefühlen zu bieten, der Kontrollverlust wird jedoch mit Scham und Schuldgefühlen verbunden. Food Addiction basiert auf der Annahme, dass bestimmte hochverarbeitete und schmackhafte Lebensmittel (meist reich an Salz, Fett und raffinierten Kohlenhydraten) Reaktionsmuster auslösen können, die von Substanzkonsumstörungen bekannt sind, wie Verlangen („Heißhunger“), aber auch Kontrollverlust. Erste Studien zur Prävalenz deuten darauf hin, dass Food Addiction und Binge-Eating-Störung getrennte Konstrukte darstellen, die jedoch phänomenologische und symptomatische Gemeinsamkeiten aufweisen. Derzeit besteht jedoch ein erheblicher Forschungsmangel, der Adipositas und Food Addiction sowie Adipositas und Binge-Eating-Störung hinsichtlich zugrundeliegender psychischer Prozesse differenziert.
Vor diesem Hintergrund ist das Ziel dieser Studie ein besseres Verständnis über suchtartige Mechanismen bei Adipositas zu erlangen, indem affektive und kognitive psychologische Prozesse bei Binge-Eating-Störung und Food Addiction untersucht werden sollen.
Methode: Basierend auf einer standardisierten klinischen Diagnostik sollen vier Untersuchungsgruppen gebildet werden. Betroffene mit: 1) Adipositas, Food Addiction und Binge-Eating-Störung, 2) Adipositas und Food Addiction, 3) Adipositas und Binge-Eating-Störung und 4) Adipositas. In einer mehrstündigen Laborsession wird eine Testbatterie aus standardisierten Fragebögen und experimentellen Paradigmen verwendet, um affektive und kognitive Prozesse suchtartigen Essverhaltens in Adipositas zu untersuchen.
Aktuell ist eine Teilnahme an der Studie noch nicht möglich.
Zur Studienteilnahme
Zeitraum: Rekrutierungsstart im Frühjahr 2025
Wer ist am Projekt beteiligt?
Projektteam Bamberg | Projektteam Hannover |
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Leitung | Leitung |
Prof. Dr. Sabine Steins-Löber | Prof. Dr. med. Dr. phil. Astrid Müller |
Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen | Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen |
Dr. phil. Magdalena Pape | M.Sc. Katja Tilk |
M.Sc. Anna Lovis Muckel | |
Studentische Hilfskräfte | |
B.Sc. Nicole Ganzwind |