Nachruf Prof. em. Dr. Rudolf Rieks

Prof. em. Dr. Rudolf Rieks, der erste Lehrstuhlinhaber der Bamberger Latinistik ist am 22. August 2024, im Alter von 87 Jahren verstorben.

Rudolf Rieks wurde am 19. April 1937 in Bottrop geboren. Er studierte Klassische Philologie an der Universität Tübingen bei Wolfgang Schadewaldt und Ernst Zinn. 1964 wurde Rudolf Rieks promoviert, 1973 habilitierte sich er an der Ruhr-Universität Bochum, wo er 1975 zum außerplanmäßigen Professor ernannt wurde. 1978 wurde er an die Universität Bamberg berufen und dort 1994 zum Ordinarius ernannt. 2002 trat er in den Ruhestand. Am 22. August 2024 starb er in Hamburg.

Rudolf Rieks hat die Bamberger Klassische Philologie geprägt wie kein zweiter, denn er war der erste Vertreter dieses Faches, als aus der Gesamthochschule 1979 wieder eine Universität wurde. Zunächst war in der neugegründeten Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften nur ein Magister-Studiengang Latein vorgesehen. Es ist dem Engagement und der Weitsicht von Rudolf Rieks zu verdanken, dass er die Einrichtung einer Professur für Gräzistik, die seit 1981 Klaus Döring innehatte, ebenso durchsetzte wie die Einführung der Lehramtsstudiengänge im Jahr 1992 (Latein) bzw. - zusammen mit seinem gräzistischen Kollegen - 2002 (Griechisch). Damit war an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg die Klassische Philologie in ganzer Breite in Forschung und Lehre abgedeckt. Rudolf Rieks kommt das Verdienst zu, Baumeister und Gründer des Instituts zu sein.

Rudolf Rieks war ein bedeutender Vergil-Forscher, dessen Werk er nach seiner Dissertation zum humanitas-Begriff (erschienen 1967) große Arbeiten gewidmet hat: – Seine Interessen galten Vergils Geschichtskonzept, seinen epischen Gleichnissen (beides ANRW 1981) und seinem Umgang mit Emotionen und Affekten (Zetemata 1989). Mit diesen Publikationen wirkte Rudolf Rieks im Zentrum der Vergil-Forschung, und sie sind bis heute aktuell. Nicht zuletzt rief er die Editionsreihe Classica et Neolatina ins Leben, als deren Herausgeber er als einer der ersten sein besonderes Augenmerk auf neulateinische Autoren richtete. Auch damit setzte er Maßstäbe.

Zu seinen Schülern zählen bedeutende Wissenschaftler und Lehrerpersönlichkeiten. Seine ehemalige Assistenten Ulrich Eigler und Klaus Geus wirken heute als Professoren für Klassische Philologie in Zürich (Eigler) und für Alte Geschichte an der FU Berlin (Geus); sein Schüler Andreas Grüner wurde Professor für Klassische Archäologie an der FAU Erlangen, sein Schüler Michael Lobe als Studiendirektor im Gymnasialdienst zugleich Honorarprofessor für die Didaktik der Lateinischen Sprache und Literatur in Bamberg. StD Dr. Matthias Büttner, OStR Dr. Gregor Nagengast, StD Dr. Hans Schönemann und OStR Guido Wojaczek vermitteln, was sie bei Rudolf Rieks gelernt haben, als Gymnasiallehrer an die nächste Generation weiter. Mit OStD Dr. Roland Stürzenhofecker, der nach seiner Pensionierung als Schuldirektor in Bad Windsheim nach Bamberg zog, verband ihn eine enge philologische und persönliche Freundschaft. Seine Schülerinnen und Schüler widmeten ihm zum 71. Geburtstag eine Festschrift, die Katrin Herrmann und Klaus Geus 2008 unter dem Titel Dona sunt pulcherrima herausbrachten.

„Er war nicht nur Gelehrter und Professor, er war ein begnadeter Komödiant“ (Ulrich Eigler über Rudolf Rieks). Es ist kein Zufall, daß Rudolf Rieks die Frage nach dem Menschen und der Humanität in seiner Dissertation zum Thema wählte. Ihm ging es immer um den Menschen an sich, den er in seinen Studierenden, seinen Kolleginnen und Kollegen und seinen Mitarbeitern sah. Wenn er Gutachten verfasste, beschrieb er die jeweiligen Studierenden so, „wie sie gedacht waren“, d.h. er betonte ihre Potentiale. Er war ein geselliger Mensch, der zu besonderen Anlässen im privaten und universitären Umfeld gern hexametrische Gedichte verfasste, die vor Wortspielen und Geisteswitz nur so sprühten. Überdies verhehlte er nie den Genussmenschen in ihm: Er trank gerne Kaffee – auf seiner Bürotür stand „Café Rieks“ (in Anlehnung an „Rick’s Café“ im Film Casablanca), er liebte den Gesang und arrangierte einen Privatchor, und war ein Kavalier der alten Schule. Mit seinen Mitarbeitern und allen voran mit seiner langjährigen Sekretärin Elisabeth Porsch gelang es ihm, das Institut zu einem Ort zu machen, an dem neben Forschung und Lehre auch menschliche Begegnungen und die Freundschaft einen hohen Stellenwert hatten. Man fühlte sich in Rieks’ Nähe wohl. Seine Schülerinnen und Schüler und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden ihn immer in bester Erinnerung behalten. Wir am Institut für Klassische Philologie bemühen uns, den Geist seiner humanitas weiter mit Leben zu füllen. Requiescat in pace!

Prof. Dr. Sabine Vogt und Prof. Dr. Markus Schauer

 

Rudolf Rieks – ein persönlicher Nachruf von Michael Lobe(109.7 KB)