Bamberger Islam-Enzyklopädie – FAQs für Autor*inn*en
BIE ist als eine Sammlung von Links organisiert, die auf Artikel zu Islam-Themen in der deutschsprachigen Wikipedia verweisen. Wofür ist eine solche Linksammlung sinnvoll?
Viele Wissenschaftler*innen halten es eigentlich für eine gute Idee, an der Wikipedia mit eigenen Beiträgen mitzuwirken, tun es jedoch nicht, weil es für die eigene Reputation nichts bringt. Ein großes Problem ist die fehlende Distinktion bei diesem Medium. Da jeder mitschreiben kann, zahlt es sich für Wissenschaftler*innen karrieretechnisch nicht aus, es zu tun. Die BIE bietet für dieses Problem ein neues Lösungsmodell an: In sie werden nur Artikel von Fachwissenschaftler*innen aufgenommen, die mit ihrem Klarnamen für die Einhaltung wissenschaftlicher Qualitätskriterien bürgen. Die BIE steht unter wissenschaftlicher Herausgeberschaft und ermöglicht im Gegensatz zur Wikipedia die Kennzeichnung von Autorschaft. Auf diese Weise soll die Wikipedia als Publikationsmedium für Fachwissenschaftler*innen attraktiver gemacht werden. Sie sollen zukünftig in ihren Publikationslisten auf ihre Beiträge zu Wikipedia verweisen können. Durch die Aufnahme ihrer Artikel in die BIE können sie zeigen, dass sie an einem größeren wissenschaftlichen Projekt teilnehmen, das dem Transfer von islambezogenen Forschungsergebnissen in die Öffentlichkeit dient.
Wann können Artikel von mir in die BIE aufgenommen werden?
Die Artikel müssen die Wikipedia-Eingangskontrolle erfolgreich durchlaufen haben. Dieser Prozess ist üblicherweise in drei bis fünf Tagen abgeschlossen. Außerdem müssen sie sich auf ein „islamisches“ Thema beziehen. „Islamisch“ wird hierbei etwas enger gefasst als in anderen einschlägigen Enzyklopädieprojekten. Als „islamisch“ gelten alle Themen, die einen erkennbaren direkten oder indirekten Bezug zum Koran, zu Muhammad oder Mekka aufweisen, sowie all das, was von Menschen, die sich selbst als Muslime bezeichnen, als „islamisch“ deklariert wird. Es wird also jeweils die emische Sichtweise der betreffenden Gruppen zugrundegelegt. Auch Artikel über Sachverhalte, Gruppen, Personen usw., die für die Verbreitungsgeschichte des Islams von Bedeutung sind, sollen in die BIE aufgenommen werden. Aber nicht alles, was jemals in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit passiert ist, gehört in die BIE.
Lohnt es sich überhaupt, als Wissenschaftler*in in die Wikipedia zu investieren? Meine Beiträge werden doch ganz schnell wieder von anderen Wikipedianer*inne*n überschrieben.
Wer in der Wikipedia mitwirken will, muss Bereitschaft zur Kollaboration mit anderen Wikipedianern, auch Laien, mitbringen. Es gibt kein Eigentum an Artikeln. Wer sich die Entwicklung von einzelnen Wikipedia-Artikeln mit Hilfe der Versionsgeschichte anschaut, wird jedoch feststellen, dass die Änderungsfrequenz viel niedriger ist als allgemein angenommen. Viele Artikel stehen bereits viele Jahre im Netz, ohne dass sich auf inhaltlicher Ebene etwas verändert hat. Das gilt leider auch für viele schlechte und ergänzungsbedürftige Artikel. Wer Veränderungen an eigenen Beiträgen durch andere Wikipedianer*innen fürchtet, sollte aber bedenken, dass nicht alle dieser Veränderungen eine Verschlechterung bedeuten müssen. Durch Änderungsvorstöße anderer Wikipedianer*innen kann man auch auf Schwächen in der eigenen Darstellung aufmerksam werden. Betrachten Sie diese Vorstöße als Beleg dafür, dass Ihre Beiträge auch gelesen werden. Durch inhaltliche oder formale Nachbesserungen lässt sich das Problem häufig relativ leicht lösen. Was den Schutz vor Vandalismus anlangt, so ist er in der Wikipedia recht gut organisiert: Es gibt ein ganzes Heer von Vandalenjägern.
Ist der Islam-Bereich nicht ein völlig vermintes Feld? Wie kann man da seriöse wissenschaftliche Beiträge leisten?
In der Tat gibt es einige Artikel in der Wikipedia, die sehr stark umkämpft sind (z.B. der zu Mohammed). Wenn man in die Wikipedia-Arbeit einsteigt, sollte man diese Artikel erst einmal umschiffen, sonst verwickelt man sich schnell in unnötige Konflikte oder wird zum Opfer von Trollen. Besser ist es, man leistet seine ersten Beiträge in oder mit Artikeln, die weniger umstrittene Themen betreffen. Erst wenn man auf diese Weise das Vertrauen anderer Wikipedianer*innen gewonnen hat, kann man sich an die heikleren Themen heranwagen. Wenn man dann einen Konflikt mit einem Troll hat, kann man damit rechnen, dass einem andere Wikipedianer*innen schnell zur Seite springen. Wichtig für den Erfolg der Arbeit im Islam-Bereich ist die strikte Einhaltung des Neutralen Standpunkts. Man muss damit rechnen, dass nicht nur Anhänger ausgewogener Differenzierungen in der Wikipedia unterwegs sind, sondern auch Islam-Hasser und Islam-Verherrlicher. Die eigene Darstellung muss so sachlich und faktenorientiert sein, dass sie diesen Personen keine Angriffsfläche bietet.
Wann gehöre ich zum Personenkreis, der an der BIE mitschreiben kann?
Wenn Sie einen Master-Abschluss oder einen vergleichbaren Abschluss in Islamwissenschaft, Islamischer Theologie, Religionswissenschaft oder einem angrenzenden Fach nachweisen können. Diese Voraussetzung ist notwendig zur Schaffung der erwünschten akademischen Distinktion. Außerdem müssen Sie sich auf Ihrer Benutzerseite mit Klarnamen und wissenschaftlichem Profil vorstellen. Artikel, die Sie innerhalb des Studiums erstellt haben, können Sie nach erfolgreichem Studienabschluss nachmelden. Desweiteren sollten Sie die Bereitschaft mitbringen, die betreffenden Artikel in Form einer "Patenschaft" zu beobachten und zu betreuen.
Können auch Artikel aufgenommen werden, die ich nicht selbst angelegt, aber grundlegend überarbeitet habe?
Ja, wenn Ihr Textanteil an dem Artikel bei mindestens zwei Dritteln liegt und Sie die Richtigkeit des übrigen Textes überprüft haben. In diesem Fall wird bei dem Artikel neben ihrem eigenen Namen die Formel u.a. (= und andere) angefügt. Das Gleiche gilt für Artikel, die von Ihnen angelegt, später aber durch andere Personen überarbeitet wurden. Wenn Ihr eigener Textanteil unter 50 Prozent sinkt oder Sie die Richtigkeit der Informationen nicht mehr gewährleisten könnten, sollten Sie den Artikel aus der BIE entfernen lassen. Wie hoch Ihr Textanteil ist, können Sie jeweils mit Xtools überprüfen. Dieses Tool ist über den Button „Autoren“ am Ende jeden Artikels erreichbar.
Was muss ich sonst noch wissen, wenn ich als Wissenschaftler*in an der Wikipedia mitwirken will.
In der Wikipedia gibt es ein umfassendes System von Regeln und Richtlinien. Je besser man dieses System kennt und beherrscht, desto leichter kann man auch Konflikten mit anderen Wikipedianer*innen aus dem Weg gehen. Für die Wiedergabe von Namen und Begriffen aus dem arabischen Alphabet gibt es zum Beispiel die Namenskonvensionen/Arabisch. Es gibt auch einige Regeln, die die Möglichkeiten wissenschaftlicher Arbeit in der Wikipedia einschränken wie zum Beispiel das Verbot der Theoriefindung. Man kann aber in Wikipedia durchaus auch Grundlagenforschung betreiben, wenn man sich auf Ideen- und Begriffsgeschichte konzentriert. Auch die Biographien und die Wirkungsgeschichte von religiösen Persönlichkeiten, die Geschichte von religiösen Strömungen, von Texten oder heiligen Orten lassen sich in der Wikipedia sehr gut beleuchten. Ein sympathischer Zug am Regelsystem von Wikipedia ist, dass es auch eine Regel gibt, die zur Non-Konformität auffordert.
Gibt es Vorteile von Wikipedia gegenüber konventionellen wissenschaftlichen Veröffentlichtungsmedien?
Ja, definitiv. Wikipedia ist schneller. Sie brauchen nicht Wochen, Monate oder Jahre warten, bis Ihre Publikation erscheint. Wenn Sie Ihre ersten Beiträge leisten, müssen Sie zwar noch etwas warten, bis diese gesichtet wurden. Sobald Sie aber selbst den Sichterstatus erlangt haben, sind Ihre Beiträge nach dem Einstellen sofort für alle sichtbar und leicht auch vom Smartphone abrufbar. Wikipedia bedeutet logistikfreies Publizieren. Sie brauchen nicht lange nach einem Verlag suchen oder sich über die Frage Gedanken machen, wer die Publikationskosten trägt. Die BIE ist ein No-Budget-Projekt. Sie brauchen Ihre Artikel nicht einmal korrekturlesen lassen. Dafür gibt es in der Wikipedia eine große Anzahl von Korrektor*inn*en, die nichts anderes machen als Rechtschreibfehler korrigieren. Sie freuen sich schon auf Ihren Artikel. Und wenn Sie nach Abschluss der Arbeit an einem Artikel merken, dass Sie einen Sachverhalt noch besser darstellen können, haben Sie die Möglichkeit, den Text nachträglich zu verändern. Auch das geht in den meisten konventionellen wissenschaftlichen Veröffentlichungsmedien nicht.
Wenn Sie einen Wikipedia-Artikel in die BIE aufnehmen lassen wollen oder weitere Fragen haben, können Sie sich gerne an Prof. Dr. Patrick Franke wenden.