Verleihung des Schmalenbach-Preis an Dr. Christian Maier
Der Schmalenbach-Preis 2015 wurde am 23. September 2015 im Rahmen des 69. Deutschen Betriebswirtschafter-Tages Dr. Christian Maier in Anerkennung seiner hervorragenden wissenschaftlichen Arbeit „Technostress: Theoretical foundation and empirical evidence” verliehen.
Schätzungen zufolge werden täglich weltweit 200 Mrd. E-Mails empfangen oder verschickt, dazu kommen rund 30 Mrd. WhatsApp-Nachrichten. Die Überflutung mit elektronischen Nachrichten und Informationen und damit verbunden die stetig wachsende Interaktion in sozialen Netzwerken führt in der Praxis oft zu Technostress. Er löst Konzentrationsschwierigkeiten aus, Vergesslichkeit, Müdigkeit und Ängste bis hin zu Depression und Burnout und verursacht nachweislich auch handfeste körperliche Probleme wie Magengeschwüre, Bluthochdruck oder gar Herzinfarkt.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden IT-Infrastruktur in Unternehmen, den Trends wie Digitalisierung und Industrie 4.0 immer weiter beflügeln, wird Technostress zu einem handfesten betriebswirtschaftlichen Problem. Denn Mitarbeiter und Führungskräfte, die unter Technostress leiden, treffen schlechtere Entscheidungen. Mit anderen Worten: Technostress erhöht die Kosten und reduziert die Erlöse. Er frisst so die Produktivitätsgewinne, die Unternehmen auch mit immer neuen IT-Infrastrukturen realisieren möchten, zu großen Teilen wieder auf! Und schon vor über 30 Jahren konstatierte der Nobelpreisträger Robert Solow: „Man kann das Computerzeitalter überall sehen, nur nicht in den Produktivitätsstatistiken.“
Weil die IT-Infrastruktur zunehmend komplexer wird und immer höhere und neue kognitive und soziale Kompetenzen fordert, müssen sich Unternehmen verstärkt auch dem Thema Techno-stress widmen: Den Auslösern, aber insbesondere auch den Maßnahmen, wie Technostress aufgefangen werden kann. Dies ist Gegenstand der Forschungsarbeiten von Christian Maier, der als Schüler von Professor Dr. Tim Wetzel am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Bamberg mit dem mit 10.000 € dotierten Schmalenbach-Preis als einem der renommiertesten und höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreise in der BWL ausgezeichnet wurde. Christian Maier weist beispielsweise nach, dass auch IT-Professionals unter Technostress leiden oder dass eine erzwungene Abstinenz von elektronischer Kommunikation, zum Beispiel im Sinne einer E-Mail-Pause nach Feierabend, wie sie gern propagiert wird, neuen Stress verursachen kann.
Professorin Dr. Barbara E. Weißenberger, die als Vorsitzende des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft auf die Preisjury leitete, begründet die Entscheidung für die Auswahl von Christian Maier: „Die Arbeit ist modern und interdisziplinär und adressiert eine für die BWL hoch-relevante Schnittstellenproblematik. Sie ist theoretisch und methodisch innovativ vielfältig verfasst und besitzt ein breites und exzellentes anwendungsorientiertes Potenzial. Sie ist damit ein wichtiger und wegweisender Beitrag, um den ‚betriebswirtschaftlichen Werkzeugkasten‘ in Unternehmen im Bereich moderner Informationstechnologien zu ergänzen.“ Im Urteil der Jury zur Vergabe des Schmalenbach-Preises 2015 ist es Christian Maier somit mit seiner Arbeit in vorbildlicher Weise gelungen, wissenschaftliche Exzellenz mit der von Eugen Schmalenbach eingeforderten Dienstleistungsfunktion der Wissenschaft für die Praxis zu verbinden.
Christian Maier ist wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Im Anschluss an sein Studium der Wirtschaftsinformatik bekam Christian Maier ein Promotionsstipendium der Bayerischen Eliteförderung. Im Rahmen des Forschungsprojektes Centre for Human Resources Information Systems (CHRIS) beschäftigt er sich mit dem Einsatz von Informationssystemen im Personalwesen und ist Mitautor der Studienreihen „Recruiting Trends“ und „Bewerbungspraxis“.
Der Schmalenbach-Preis ist nach einem der bedeutendsten Betriebswirte Deutschlands, Professor Dr. Dr. h.c. mult. Eugen Schmalenbach, benannt. Sein Hauptanliegen war die Entwicklung einer 'anwendungsorientierten Betriebswirtschaftslehre', ein Ziel, das er in enger Verbindung von Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftspraxis zu erreichen suchte. Dieser Tradition folgend hat sich die Schmalenbach-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. und dem Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. zum Ziel gesetzt, mit der Ausschreibung des Schmalenbach-Preises die Auseinandersetzung mit betriebswirtschaftlichen Fragestellungen zu fördern und zugleich die Erinnerung an den Mitbegründer der modernen Betriebswirtschaftslehre in Deutschland lebendig zu halten. Ausgezeichnet werden wissenschaftliche Arbeiten, die empirisch fundiert sind und einen wissenschaftlichen Fortschritt der Betriebswirtschaftslehre im Dienste der Wirtschaftspraxis darstellen. Die Arbeiten sollen wie das Werk Eugen Schmalenbachs auf dem Gebiet der praxisorientierten Betriebswirtschaftslehre verwurzelt sein.
In der Jury zur Vergabe des Schmalenbach-Preises 2015 waren vertreten Dr. Stefan Asenkerschbaumer, Stellv. Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ballwieser, Universität München, Prof. Dr. Hermann Jahnke, Universität Bielefeld, Prof. Dr. Wolfgang Kürsten, Universität Jena, Dr. Frank J. Plaschke, Partner und Managing Director der Boston Consulting Group, Prof. Dr. Ruth Stock-Homburg, TU Darmstadt sowie Prof. Dr. Barbara E. Weißenberger, Heinrich Heine Universität Düsseldorf.
Weitere Informationen bei vhb und der Schmalenbach-Gesellschaft.