Recruiting Trends 2013 Mittelstand
Obwohl sich durch die derzeitige Schuldenkrise im Euroraum ungünstige Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft ergeben, offenbaren die Ergebnisse der vorliegenden Studie „Recruiting Trends im Mittelstand 2013“ eine vergleichsweise gute Stimmung im deutschen Mittelstand. Einerseits zeigen sich die Teilnehmer an der Befragung zwar nicht gänzlich unbeeindruckt von den negativen Vorzeichen, andererseits blicken jedoch rund vier von zehn Mittelständlern optimistisch in die Zukunft, und lediglich 16,4 Prozent äußern eine eher schlechte Geschäftserwartung für die kommenden Jahre. Zudem planen rund 95 Prozent der mittelständischen Firmen Neueinstellungen im Jahr 2013. 47 Prozent gehen sogar von einem Netto-Anstieg der Mitarbeiterzahlen in 2013 aus. Probleme bei der Besetzung dieser freien Stellen sind jedoch aufgrund des Fachkräftemangels zu erwarten, der auch in diesem Jahr wieder ein Top-Trend für die Personalbeschaffung im deutschen Mittelstand ist. Die Studienteilnehmer rechnen damit, dass über die Hälfte ihrer für das Jahr 2013 prognostizierten Vakanzen nur schwer oder gar nicht besetzbar sein werden, weil es an geeigneten Kandidaten mangelt. Die „Recruiting Trends im Mittelstand 2013“ werden dieser großen Bedeutung des Fachkräftemangels im deutschen Mittelstand im Rahmen eines eigenständigen Kapitels gerecht, in dem untersucht wird, welche Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel die befragten Mittelständler als vielversprechend ansehen und worauf man aus ihrer Sicht bei deren Umsetzung achten muss.
Ein weiterer Themenschwerpunkt der Studie liegt wie schon im vergangenen Jahr auf der viel diskutierten Nutzung von Social-Media-Kanälen in der Personalbeschaffung. Die Ergebnisse aus der vorliegenden Studie zeigen, dass über ein Viertel der befragten Mittelständler den Einsatz von Social Media in der Rekrutierung generell als positiv beurteilt. Hinsichtlich der Nutzungsintensität verschiedener Kanäle ergibt sich, dass insbesondere Xing und Facebook bereits von einigen Studienteilnehmern für das Employer Branding oder die aktive Suche nach interessanten Kandidaten (Active Sourcing) genutzt werden. Active Sourcing stellt zudem, ebenso wie das Thema Mobile Recruiting, einen weiteren Kerninhalt der „Recruiting Trends im Mittelstand 2013“ dar. Darüber hinaus widmet sich die Studie auch der großen Bedeutung des Internet im Personalmarketing deutscher Mittelständler. Dabei zeigt sich, dass insbesondere die Internet-Stellenbörse bei der Stellenausschreibung und der Generierung von Einstellungen an Bedeutung gewinnt, wohingegen die Entwicklung der Printmedien weiter rückläufig ist. Auch die zunehmende Digitalisierung des Bewerbungseingangs schreitet fort: Im Jahr 2012 geht erstmals über die Hälfte aller Bewerbungen auf elektronischem Weg bei den mittelständischen Unternehmen ein.
Die repräsentative Studie „Recruiting Trends im Mittelstand 2013“ ist bereits die sechste Ausgabe der gleichnamigen Studienreihe. Schon seit dem Jahr 2008 widmet sich das Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main in Kooperation mit der Monster Worldwide Deutschland GmbH im Rahmen dieser Studienreihe Entwicklungen, Trends und Innovationen in der Personalbeschaffung im deutschen Mittelstand. An der zugrundeliegenden Befragung 1.000 mittelständischer Unternehmen aus Deutschland beteiligten sich in diesem Jahr 70 Firmen. Ergänzt werden die repräsentativen Ergebnisse aus dieser Breitenbefragung durch eine Fallstudie aus der Praxis beim Unternehmen hotel.de.
Prof. Dr. Tim Weitzel
Management-Zusammenfassung
Die im Rahmen der Studie „Recruiting Trends im Mittelstand 2013“ vom Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main in Kooperation mit der Monster Worldwide Deutschland GmbH durchgeführte Befragung der Personalverantwortlichen aus 1.000 mittelständischen Unternehmen aus Deutschland liefert die folgenden repräsentativen Ergebnisse:
Trends und Herausforderungen für die Rekrutierung im deutschen Mittelstand
Die fünf wichtigsten externen Trends sowie die fünf wichtigsten internen Herausforderungen für die Personalbeschaffung im deutschen Mittelstand sind: (siehe Graphik)
Personalbedarf & Geschäftserwartung
Rund 95 Prozent der antwortenden Mittelständler aus Deutschland planen Neueinstellungen im Jahr 2013. 47 Prozent gehen sogar davon aus, Ende des Jahres mehr Mitarbeiter zu beschäftigen als zu Jahresbeginn. Die Geschäftserwartung der Unternehmen sinkt zwar im Vergleich zum Vorjahr leicht, jedoch blicken noch immer mehr als vier von zehn Teilnehmern an der Befragung optimistisch in die Zukunft. Lediglich 16,4 Prozent äußern eine schlechte Geschäftserwartung für die nächsten Jahre.
Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel ist wie schon in den letzten beiden Jahren ein Top-Trend für die Personalbeschaffung im deutschen Mittelstand. Die antwortenden Unternehmen erwarten, dass mehr als jede zweite freie Stelle im Jahr 2013 schwer oder gar nicht besetzbar sein wird, weil es an geeigneten Kandidaten mangelt. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass sich der Fachkräftemangel im Mittelstand in Deutschland in den letzten beiden Jahren verschärft hat. Einen möglichen Lösungsansatz für diese Problematik bietet aus Sicht der Befragten vor allem die eigene Ausbildung. Auch die Rekrutierung von Frauen und älteren Menschen (>= 50 Jahre) sowie flexible Arbeitszeitmodelle werden von einem Großteil der Mittelständler als geeignete Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel angesehen.
Stellenausschreibung und Generierung von Einstellungen
Rund sechs von zehn und damit die meisten freien Stellen werden von den Studienteilnehmern auf der eigenen Webseite ausgeschrieben. Der zweitwichtigste Kanal für die Veröffentlichung von Vakanzen ist die Bundesagentur für Arbeit, gefolgt von der Internet-Stellenbörse, Printmedien und Mitarbeiterempfehlungen. Alle Kanäle mit Ausnahme der Printmedien gewinnen im Jahresvergleich an Bedeutung.
Mit 22,4 Prozent resultieren die meisten tatsächlichen Einstellungen aus einer Stellenanzeige in einem Printmedium. Dieser Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr allerdings rückläufig. 21,7 Prozent aller Einstellungen werden über Internet-Stellenbörsen, 16,0 Prozent über die eigenen Unternehmens-Webseiten, 15,5 Prozent über die Bundesagentur für Arbeit und 12,6 Prozent über Mitarbeiterempfehlungen generiert.
Bewerbungseingang
Mit 57,0 Prozent geht im Jahr 2012 erstmalig über die Hälfte aller Bewerbungen auf elektronischem Weg bei den Unternehmen ein. Papierbasierte Bewerbungsmappen bilden im Bewerbungseingang der antwortenden Mittelständler noch einen Anteil von 42,0 Prozent, ihre Entwicklung ist jedoch stark rückläufig. Die E-Mail-Bewerbung verzeichnet im Jahresvergleich einen Anstieg von 10,9 Prozentpunkten. Aktuell gehen 51,2 Prozent der Bewerbungen per E-Mail bei den Studienteilnehmern ein. Bewerbungen per Webformular (Formularbewerbungen) bilden derzeit im Bewerbungseingang der mittelständischen Firmen einen Anteil von 5,8 Prozent.
Social Media
Social Media sind aus Sicht der antwortenden Mittelständler ein eher wichtiger externer Trend für die Personalbeschaffung. Zudem betrachten sie die Präsenz in und das Verstehen von Social-Media-Kanälen als eher wichtige interne Herausforderung. Insgesamt beurteilt über ein Viertel der Studienteilnehmer den Einsatz von Social Media für die Rekrutierung generell als positiv. Insbesondere im Employer Branding werden entsprechende Kanäle schon heute von einigen Unternehmen genutzt. 12,5 Prozent greifen in diesem Kontext häufig oder sehr häufig auf Facebook, 7,8 Prozent auf Xing und 4,6 Prozent auf Twitter zurück. Für alle drei Kanäle steigt die Nutzungsintensität im Vergleich zum Vorjahr. Selbiges gilt für die aktive Suche nach interessanten Kandidaten (Active Sourcing) in Xing. 9,2 Prozent der Studienteilnehmer nutzen diesen Kanal häufig oder sehr häufig für Active Sourcing. Dagegen werden Social Media etwas seltener als im letzten Jahr für die Stellenausschreibung genutzt. Insgesamt veröffentlichen die Unternehmen etwa jede zehnte freie Stelle in Social Media, woraus 2,1 Prozent aller tatsächlichen Einstellungen resultieren.
Direktansprache von Kandidaten (Active Sourcing)
Die mit dem Stichwort Active Sourcing überschriebene Direktansprache von Kandidaten ist für die antwortenden mittelständischen Unternehmen aus Deutschland eine eher wichtige interne Herausforderung für die Personalbeschaffung. Der am besten geeignete Kanal in diesem Kontext ist aus deren Sicht ein eigener unternehmensinterner Talent-Pool. Auch persönliche Netzwerke sind nach Meinung der befragten Mittelständler ein geeigneter Active-Sourcing-Kanal. Noch fast die Hälfte der Studienteilnehmer denkt, dass sich Karriere-Events für Studenten und/oder Absolventen sowie Veranstaltungen wie Personalmessen oder Absolventenkongresse gut zur Direktansprache von Kandidaten eignen. Das Karrierenetzwerk Xing wird aktuell von 9,2 Prozent der Mittelständler häufig oder sehr häufig für Active Sourcing genutzt.
Mobile Recruiting
Etwa ein Drittel der befragten mittelständischen Firmen ist der Ansicht, dass die zunehmende Nutzung von Smartphones und Tablet-PCs auch einen großen Einfluss auf die Rekrutierung haben wird. Zudem denkt jeweils rund ein Viertel der Unternehmen, dass sich Kandidaten in Zukunft über mobile Endgeräte bei ihnen bewerben werden und dass die Ansprache von Kandidaten über mobile Endgeräte für die Rekrutierung sinnvoll ist. Bereits umgesetzt wurden entsprechende Maßnahmen im Mobile Recruiting, wie beispielsweise eine für bestimmte Smartphones oder Tablet-PCs optimierte Darstellung der eigenen Karriere-Webseiten oder Online-Stellenanzeigen, jedoch erst in wenigen Unternehmen.
Internationale Rekrutierung
Für nahezu jedes zehnte antwortende mittelständische Unternehmen ist internationale Rekrutierung wichtig oder sehr wichtig. Die Zukunftsprognose der Studienteilnehmer für das Jahr 2017 besagt, dass internationale Rekrutierung dann bereits für etwa jedes vierte Unternehmen einen hohen Stellenwert haben wird. Die Bedeutung internationaler Rekrutierung wird somit nach Einschätzung der befragten Mittelständler steigen. Aktuell rekrutieren 1,5 Prozent der mittelständischen Unternehmen häufig, 4,6 Prozent regelmäßig und 41,4 Prozent selten Kandidaten aus dem Ausland für eine Tätigkeit in Deutschland. Über die Hälfte der Firmen verzichtet auf eine grenzüberschreitende Personalbeschaffung.