Abschlussarbeit

In Magister-, Master-, Bachelor- und Zulassungsarbeiten sollen die Kandidaten grundsätzlich dasselbe nachweisen: dass sie im Studium gelernt haben, einen komplexen wissenschaftlichen Themenbereich durch selbständige Literaturrecherche zu erfassen, die wichtigsten Sachverhalte und Debatten dieses Themenbereichs sachdienlich zu resümieren und daraus eine in sich geschlossene eigene Überblicksdarstellung zu kondensieren. Diese sollte in Stil, Typographie und Formalia den Gepflogenheiten des Fachs entsprechen. Wenn Sie bei mir schreiben, konkretisieren sich diese etwas abstrakten "Gepflogenheiten" in den Vorgaben meines STYLESHEET.


Die Bewertung der Arbeit orientiert sich daran, wie Sie diese Ziele erreichen. Eine eigenständige wissenschaftliche Leistung im Sinne einer neuen Theorie, Entdeckung oder empirischen Studie ist bei dieser Art von Arbeit nicht vorgesehen und das Fehlen einer solchen Leistung ist kein Hinderungsgrund für die Vergabe der Bestnote. Sie ist andererseits aber natürlich auch nicht "verboten", sondern vielmehr ein deutlicher Positivpunkt bei der Bewertung.

Zu der oben geschilderten Aufgabe eines kommentierten und ggfs. auch bewerteten Forschungsüberblicks zu einem gegebenen Themenbereich kann, nach Verabredung, auch eine eigene empirische Komponente treten, zu der ich Sie ausdrücklich ermuntern möchte.

Vorbereitung

Zuerst müssen wir uns allerdings auf ein geeignetes Thema einigen. Grundsätzlich vergebe ich keine Themen, sondern erwarte von Ihnen einen oder mehrere Themenvorschläge, die sich aus Ihrem Studium oder aus einer anderweitig gearteten Vorbeschäftigung ergeben sollten, allerdings ohne dabei das Thema einer bereits verfassten Hausarbeit (bzw. eine Referats) wieder aufzunehmen. Teilen Sie mir Ihre Themenvorschläge möglichst bald mit.

Es ist für mich unabdingbar und für Sie zumindest nützlich, dass wir einander als RomanistInnen möglichst gut einschätzen können. Für Sie heißt das, dass Sie sich mein Profil einmal anschauen (und ggfs. mit Ihrem eigenen abzugleichen versuchen). Für mich heißt es dagegen, dass ich eine vollständige Auflistung aller von Ihnen belegten sprachwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen benötige, um mir ein Bild von Ihrem Studienverlauf und Kenntnisstand machen zu können. Sollten Sie auch außerhalb der Romanistik Sprachwissenschaft betrieben haben, listen Sie diese Veranstaltungen unbedingt mit auf. Neben dem Titel der Seminare benötige ich als Information noch das Semester, den Dozenten und ggfs. Ihren eigenen Beitrag dazu (Titel Ihres Referats bzw. der Hausarbeit etc.).

Auswahl des Themas

Wir werden dann gemeinsam das endgültige Thema Ihrer Arbeit festlegen. Ich erwarte von Ihnen (z.B.):

  • dass Sie sich zuerst darüber informieren, was zum vereinbarten Thema bisher bereits publiziert worden ist (Literaturrecherche);
  • dass Sie aus der zumeist unüberschaubaren Masse von Publikationen 10-20 besonders wichtige oder besonders gut verwertbare Titel auswählen und daraus eine Liste der zugrundelegten Literaturbasis erstellen;
  • dass Sie das vereinbarte Thema in einen weiteren Problemzusammenhang stellen und sich über die in der Linguistik gebräuchliche Terminologie dazu informieren (Beispiel: Wenn Sie zum Imperfekt im Spanischen schreiben, wäre es zur Einleitung eine gute Idee, generell etwas zu den Konzepten "Tempus" und "Modus" zu recherchieren - und zwar auch in nicht-hispanistischen, allgemein-linguistischen Quellen);
  • dass Sie ermitteln, welche Beschreibungsprobleme im Zusammenhang mit Ihrem Thema diskutiert werden und welche Theorien zu deren Lösung vorgeschlagen werden;
  • dass Sie, wo möglich, Vertreter unterschiedlicher Meinungen oder Theorien auf Grundlage gut ausgewählter charakteristischer Texte präsentieren und ihre Differenzen herausarbeiten;
  • dass Sie diskutieren und begründen, welche der Theorien Sie nicht überzeugen.

Sie sehen, dass beinahe die gesamte Arbeit darauf beruht, die Texte der Fachliteratur zu resümieren und bei besonders wichtigen oder charakteristischen Formulierungen auch zu zitieren. Dabei gilt, dass im Prinzip alles was Sie schreiben belegt werden muss, d.h. es muss für den Leser nachvollziehbar werden, woher diese Information stammt. Diese Textform aus Resümieren, Zitieren, Diskutieren und Belegen macht letztlich die Wissnschaftlichkeit Ihrer Arbeit aus und sie ist bis ins Detail durch Formalismen geregelt. Die Formalismen zu erlernen und die besagt Textsorte flüssig und stilsicher zu produzieren ist ein zentrales Lernziel des wissenschaftliche Hochschulstudiums. Erfahrungsgemäß werden diese Techniken an deutschen Universitäten zwar in mehr oder weniger strenger Auslegung überall vorausgesetzt, leider aber nur im Ausnahmefall auch unterrichtet.

Das "Stylesheet": Ihr Regelwerk für die formalen Aspekte der Hausarbeit

Um Sie mit diesem Problem einerseits nicht allein zu lassen, andererseits aber auch nicht ständig immer wieder dasselbe erklären zu müssen, habe ich ein detailliertes "Stylesheet" ausgearbeitet, in denen Sie Informationen zur Literaturrecherche und zur inhaltlichen, formalen und typographischen Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit finden.

Dieses Stylesheet basiert auf jahrelanger Erfahrung bei der Korrektur von Studentenarbeiten. Sie sollten es, bevor Sie auch nur mit der Literaturrecherche beginnen, einmal ganz durchlesen. Markieren Sie dabei am besten alle Hinweise, die Sie überraschen und gegen die Sie wahrscheinlich ohne meinen Hinweis verstoßen hätten. Wenn Sie Ihre Arbeit fertiggestellt haben, sollten Sie das Stylesheet noch einmal ganz durcharbeiten und sich vergewissern, dass Sie sich auch an alles gehalten haben. Ich helfe Ihnen bei allen Zweifelsfällen gern und Sie sollten sich nicht scheuen, sich auch mit Detailfragen an mich zuwenden - allerdings nur, wenn Sie sich zuvor vergewissert haben, dass die betreffende Frage definitiv nicht bereits im Stylesheet angesprochen und beantwortet wird. Meine weitreichende Hilfsbereitschaft basiert auf der Annahme, dass Sie zuerst alle naheliegenden Hilfsmittel ausschöpfen, bevor Sie mich fragen. Laden Sie sich also das Stylesheet unter dieser Adresse herunter:


   Bedenken Sie auch, dass dieser Text immer wieder überarbeitet wird und überprüfen Sie ab und zu, ob Sie noch die neueste Version verwenden.

Ich habe die Hinweise des Stylesheets in §§ eingeteilt, um mir die Arbeit zu erleichtern. Ich werde also bei der Beratung (und hinterher auch bei der Korrektur) auf die Paragraphen verweisen und davon ausgehen, dass Sie diese dann im Stylesheet nachlesen. Wenn ich also beispielsweise eine unterstrichene Überschrift beanstande, dann schreibe ich einfach nur "§ 3.1" daneben, was soviel heißt wie: "Hier wurde gegen § 3.1. des Stylesheets verstoßen. Bitte lesen Sie diesen Paragraphen noch einmal und korrigieren Sie den Fehler auf dieser Grundlage!"

Die Arbeitsschritte

Literatursuche

Nachdem wir uns auf ein Thema geeinigt haben, ist Ihr erster Arbeitsschritt die Literatursuche. Eine sinnvolle Literaturbasis ist das Fundament einer jeden gelungenen wissenschaftlichen Arbeit und ich helfe selbstverständlich gern bei der Recherche. Allerdings ist andererseits die Literaturrecherche ein zentrales Lernziel Ihres Studiums und ich möchte Ihnen daher dabei zwar helfen, nicht aber die ganze Recherche ersetzen. Ich bitte Sie daher, zuerst einmal mein Stylesheet zu lesen. Darin sind schon einige zentrale Tips zur Literaturrecherche enthalten, die ich Sie zu beherzigen bitte. So sehr ich auch bereit bin, Ihnen zu helfen und Ihre Fragen zu beantworten, so ungehalten werde ich, wenn Sie mich Dinge fragen, die ich in besagtem Stylesheet schon ausführlich behandelt habe.

Als nächsten Schritt sollten Sie selbst mit der Recherche beginnen. Nutzen Sie dabei unbedingt auch das Internet, um Hinweise auf verwertbare GEDRUCKTE Literatur zu finden!

Erstellen Sie dann eine Liste der Literatur, die sie selbst gefunden haben und die Sie für Ihre Arbeit zugrundelegen würden. Bitte sorgen Sie dafür, dass bereits diese Liste uneingeschränkt den formalen Vorgaben meines Stylesheets entspricht! Diese Liste schicken Sie mir als E-mail-Anhang im Word (besser: RTF) Format oder auch direkt in den Mail-Text gepastet, so dass ich gegebenenfalls einzelne Titel direkt kommentieren kann. Ich werde dann Ihre Liste kommentieren, kürzen und ergänzen bzw. meine eigene Bibliographie-Datenbank für Sie befragen; in Notfällen habe ich manchmal sogar schon ganze Artikel gescannt und verschickt ...

Meine Bereitschaft zur Hilfe ist direkt proportional zu Ihrer Bereitschaft, selbständig zu recherchieren und ggfs. auch schwerer zugängliche Literatur zu ermitteln und zu beschaffen. Wenn Sie meinen, bei Ihrer Recherche überhaupt nichts Passendes gefunden zu haben, dann schildern Sie mir bitte zumindest detailliert, wie Sie bei Ihrer Suche vorgegangen sind und wo Sie überall bereits gesucht haben. Befragen Sie auf jeden Fall auch das Bibliothekspersonal!

Wenn Sie selbständig relevante (und neue!) Literatur zu Ihrem Thema finden, die ich noch nicht kannte, bin ich beeindruckt und schon deutlich geneigt, eine bessere Zensur zu geben. Vielleicht sollten Sie dabei auch wissen, dass ich beim Korrigieren IMMER zuerst die Bibliographie anschaue. Wenn die dünn oder schlecht ausgewählt ausfällt oder den grundlegendesten Ansprüchen an Fom und Sorgfalt nicht genügt, ist erfahrungsgemäß vom Rest nur wenig zu erwarten. Sollten Sie interessante Literatur finden, die ich selbst noch nicht kenne, würde ich Sie später vielleicht um einen Gegen-Gefallen bitten :-) Auch ich bin für gescannte Artikel immer dankbar!

Achtung: Selbst wenn Sie glauben, mit dem eigentlichen Verfassen der Arbeit erst spät im Semester oder gar erst den Ferien beginnen zu können, sollten Sie mit der Literaturrecherche und -beschaffung sofort beginnen. Es ist ein langwieriger Prozess und Fernleihen können dauern.

Gliederung

Wenn wir uns auf eine Literaturbasis geeinigt haben, können Sie mit der Beschaffung und Auswertung beginnen. Wenn Sie Ihre Literatur mehr oder weniger fertig gesichtet haben, sollten Sie sich eine vorläufige Gliederung überlegen, die Sie mir ebenfalls schicken. Wenn wir uns auch darauf geeinigt haben. Können Sie mit der eigentlichen Arbeit beginnen.

Wenn Sie nach Sichtung der vereinbarten Lektüre auch noch die Grobstruktur Ihrer Arbeit mit mir abstimmen wollen, können Sie das gern tun.

All diese Betreuungsschritte sind für Sie natürlich freiwillig. Allein schon durch Beherzigen des Stylesheets sind Sie gut gerüstet. Ich habe schon viele gute Zensuren für Referate und Hausarbeiten vergeben, die nicht unter der oben geschilderten engen Betreuung entstanden sind und freue mich dann, dass ich so wenig Arbeit dabei hatte und das Ergebnis trotzdem so gut geworden ist. Andererseits ist meine Erfahrung aber auch, dass alle mit "ungenügend" bewerteten Arbeiten solche waren, deren AutorInnen auf Betreuung verzichtet hatten!

Verfassen

Wenn wir uns über den bibliographischen Kern und ggfs. auch über die Gliederung Ihrer Arbeit geeinigt haben, endet meine Betreuung damit im Prinzip und Sie arbeiten von diesem Moment an allein. Selbstverständlich stehe ich Ihnen natürlich auch dann noch jederzeit für Fragen zur Verfügung.

Ganz allgemein sollten Sie Ihre Arbeit so verfassen, als sollte sie zur Publikation in einer einschlägigen Fachzeitschrift eingereicht werden. Neben meinem Stylesheet ist es sicher auch hilfreich, ein Gefühl für Stil und Präsentationsweise wissenschaftlicher Arbeiten zu entwickeln, indem Sie diese immer auch unter dem Gesichtspunkt lesen, dass Sie den dort verwendetetn Stil selbst erlernen sollen.

Wenn die Arbeit fertiggestellt ist, sollten Sie sie wo immer möglich von anderen Personen Korrektur lesen lassen, um orthographische und stilistische Unebenheiten auszumerzen und um zu überprüfen, ob Gliederung und Darstellung auch einem Außenstehenden nachvollziehbar erscheinen. Das gilt umso mehr, wenn Ihre Muttersprache nicht Deutsch ist!