Promotion in Spanischer Sprachwissenschaft
De la mente al diccionario: Metáforas creativas y cambio semántico en el discurso económico mediático.
Erfolgreich verteidigt am 25. Juli 2017.
Volltext der Dissertation im OPUS server der UB verfügbar.
Vielleser der Wirtschaftszeitungen sind mit Ausdrücken wie die schwarze Null, der Rettungsschirm oder die Immobilienblase vertraut. Diese stellen zunächst originelle, figurative Sprachäußerungen dar, die aber nach häufigem Gebrauch wie „normale Wörter“, also wie konventionelle Sprachzeichen, verwendet werden. Wie es Sprechern einer Sprache gelingen kann, ein konventionelles Sprachzeichen aus einer zunächst originellen, figurativen Sprachäußerung zu machen, untersucht diese Arbeit. Die Frage wird im Rahmen der Kognitionslinguistik anhand von Beispielen aus dem diskursiven Kontext der spanischsprachigen Wirtschaftsmedien erforscht; das Ziel ist es, den Übergang eines neuen (auf Metaphern und Metonymien basierenden) Zeichens von der individuellen Kognition bis ins Sprachsystem einer Sprechergemeinschaft zu beschreiben.
Im Gegensatz zur bisherigen Forschung, die sprachliche Metaphern in der Kognitionslinguistik bislang hauptsächlich in ihrer konventionalisierten Dimension betrachtet hat, nämlich als Ausdruck kognitiv verankerter Konzeptualisierungen, sollen hier die kreativen Ursprünge und der lexikologische Werdegang dieser Konstruktionen genauer erforscht werden. Im ersten Teil der Arbeit werden mehrere Modelle aus der (diachronischen) Kognitionslinguistik, der linguistischen Pragmatik und der kritischen Diskursanalyse kritisch dargestellt. Anschließend werden diese Modelle weiterentwickelt, um den Weg für eine kohärente und ausführliche Beschreibung der Kommunikationsprozesse kreativer Metaphern aufzuzeigen. Der dritte Teil beschäftigt sich mit den sozial-diskursiven Funktionen der Metaphern im Kontext der Wirtschaftssprache in den Printmedien. Dieser Teil geht der Frage nach, wie neuartige Metaphern konventionelle Bedeutungsbestandteile zur diskursiven Einflussnahme wirksam einsetzen können. Dabei werden die Wechselwirkungen zwischen Kreativität, Konventionalität bzw. Konventionalisierung, Auswirkung und dem Einfluss neuartiger Metaphern in der sprachlich vermittelten Produktion und Reproduktion sozialer Machtverhältnisse betrachtet. Hierfür werden mehrere tausend figurative Ausdrücke thematisch (nach Quellbereich oder Tenor) klassifiziert. Anschließend wird eine engere Auswahl der Ausdrücke in Bezug auf ihre Position in einem mehrdimensionalen Kontinuum der Konventionalität sowie auf ihre Funktion im Text ausführlich beschrieben.
Zur herkömmlichen Erkenntnis, dass nur konventionelle Metaphern eine deutlich ideologische Funktion erfüllen können, kann die folgende Nuance hinzufügt werden: Kreative Metaphern können eine sehr starke ideologische Wirkung im Diskurs haben, wenn auch ihre pragmatische Relevanz hoch ist. Oft wird dies dadurch erreicht, dass die Sprecher bereits verbreitete, konventionelle Inhalte effektiv (d.h. mit sehr geringem kognitiven Aufwand für den Empfänger) dabei verwerten (z.B. die böse Null). Mit steigender Relevanz steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass neue Metaphern in das usuelle Wortschatzinventar aufgenommen werden.