20. September 2024

Auf unserer Weiterreise nach Toledo kreuzten wir León, einst mächtiges Zentrum eines gleichnamigen Königreiches (später Kastilien-Léon). Dort galt es eine Kathedrale (spektakuläre Glasfenster!) und die Grabkapelle (ein Schmuckkästchen romanischer Malerei) des mittelalterlichen Star-Enzyklopädisten Isidor von Sevilla zu bestaunen. Der Name “León” (> LEGIONEM) der ehemaligen Hauptstadt leitet sich nicht vom Löwen, sondern von der ab 29 n. Chr. hier stationierten siebten Doppellegion Legio VI “Victrix” und Legio VII “Gemina” ab, die die unruhige, von aufständischen Bergbewohnern Asturiens und Kantabriens bedrohte Region befrieden sollte. 856 wurde sie vom Nachfolger Ramiro I., Ordoño I., von den Mauren zurückerobert und 912 zur neuen Residenz des noch jungen Königreiches León erhoben, das sich außerordentlich aktiv an den Besiedlungen und sukzessiven Eroberungen der Reconquista beteiligte. Für 200 Jahre wurde sie somit zur wichtigsten christlichen Stadt auf der iberischen Halbinsel und profitierte ebenfalls kulturell und wirtschaftlich stark vom Jakobsweg.
Die ab dem 13. Jahrhundert erbaute Kathedrale der Stadt zeugt von diesem einstigen Reichtum, insbesondere die vielen, zum Teil noch aus der Erbauungszeit erhaltenen Glasfenster (insgesamt 125) und die damit verbundene „Dematerialisierung“ durch die Reduktion von steinernen Wänden. Die Konstruktion dieses Monumentalgebäudes war sogar dermaßen fragil, dass das Gebäude im 19. Jahrhundert einzustürzen drohte und nur mithilfe einer grundlegenden Sanierung (Dauer: etwa 50 Jahre) gerettet werden konnte. Ein weiteres Zeugnis von Leóns mittelalterlicher Bedeutung stellt die als ein romanisches Meisterwerk geltende Basilika San Isidoro dar, die zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert errichtet wurde. Das Nationalheiligtum ist seit 1073 zudem die Grabstätte des Heiligen Isidor von Sevilla, der als Gelehrter und Bischof das um 600 noch im westlichen Mittelmeerraum vorhandene Wissen der Antike in seiner Enzyklopädie Etymologiarum sive originum libri XX kompilierte und somit der Nachwelt erhalten hat. Sein Grabesraum, das Panteón Real, der vollständig mit farbigen Wandmalerein mit Szenen aus dem Alltagsleben und der Bibel ausgeschmückt ist, wird häufig auch als „Sixtinische Kapelle der Romanik” bezeichnet, kann jedoch hier aufgrund eines ärgerlichen Fotografierverbots nicht gezeigt werden.