Neues Projekt in der Fränkischen Schweiz mit Stellenangebot

Flusslandschaften und die dazugehörigen Auen sind sensible Ökosysteme und bedeutende Wirtschaftsräume für den Menschen. Diese Landschaften sind von Natur aus dynamisch und im Laufe der Geschichte durch sozio-ökologische Veränderungen gekennzeichnet. Flüsse und ihre Auen sind in Mitteleuropa insbesondere seit dem Frühmittelalter einem direkten (z. B. durch hydrotechnische Anlagen) und indirekten (z. B. Sedimentationseinträge) Transformationsprozess unterworfen. In dieser Zeit machte sich der direkte sozioökonomische Druck auf Flusslandschaften bemerkbar.

 

Einerseits führte eine landwirtschaftliche Intensivierung im gesamten Flusseinzugsgebiet zu verstärkter Bodenerosion und steigender Sedimentfracht der Flüsse, was die Morphologie der Auen erheblich veränderte. Andererseits – das ist der Fokus unserer geplanten Forschungen - kam es zu verstärkten Siedlungs- und Infrastrukturaktivitäten, wie der Errichtung von Wassermühlen, der Öffnung von Tälern und Auen für den Transport auf dem Fluss sowie auf Straßen entlang der Täler und der intensivierten landwirtschaftlichen Landnutzung von Auen. In der Folge wandelten sich spätestens im Mittelalter naturbelassene Auen und Ökosysteme zu dominanten menschlichen Auensystemen. Dieser Transformationsprozess war nicht einseitig, sondern geprägt von nichtlinearen und komplexen Rückkopplungs- und Anpassungsprozessen, die die Mensch-Umwelt-Interaktion prägten. Infolgedessen veränderten direkte und indirekte anthropogene Prozesse die Aue, und umgekehrt hatte die Veränderung der Aue Auswirkungen auf die Gesellschaft.

DFG-gefördertes Schwerpunktprogramm "Fluviale Anthroposphäre"

Im Rahmen des neuen DFG-geförderten Schwerpunktprogramms "Fluviale Anthroposphäre" startet in Bamberg (der Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters gemeinsam mit der Professur für Historische Geographie) und Gießen (Lehrstuhl für Physische Geographie) voraussichtlich im April ein Forschungsprojekt „Entwicklung eines vom Menschen geprägten Auensystems: Das Flusssystem der Wiesent in der Nördlichen Frankenalb (Maineinzugsgebiet) im Frühmittelalter bis zur Frühen Neuzeit“.

Das Projekt wird sich auf zwei Hauptaspekte konzentrieren: (a) Menschliche Aktivitäten wie hydrotechnische Anlagen, Fluss- und Agrarwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Flussmorphologie, den Sedimentfluss und die Ökologie der Auenumgebung und (b) soziale Reaktion und kulturelle Anpassung an vom Menschen verursachte Veränderungen der Auenumgebung. Konkret werden folgende Fragen behandelt: (1) Wie groß war die Veränderung in den Tälern und Auen? (2) Lassen sich Perioden intensivierter Veränderung ausmachen? (3) Welche sozial-ökologischen Prozesse waren für die Transformation von natürlichen zu anthropogen geprägten Flüssen und ihren Auen verantwortlich?

Einem diachronen Ansatz folgend wird der Zeitraum vom Mittelalter bis zur Industriellen Revolution untersucht. Als Modellregion für diese Studie dienen die Täler der Wiesent und einige ihrer Nebenflüsse. Hier liegen bereits hochaufgelöste chronostratigraphische Daten zu Sedimentflüssen und Auenentwicklung vor, eine Voraussetzung, um den diachronen Ansatz zur Entflechtung der komplexen Mensch-Umwelt-Interaktion erfolgreich zu verfolgen. Dazu werden sowohl klassische als auch innovative (semi-)quantitative Methoden wie Phytolithenanalysen in enger Kooperation zwischen den Antragstellern aus den Bereichen Archäologie, Historische Geographie und Geomorphologie/ Geoarchäologie angewendet. Ein wesentlicher Ansatz der Arbeiten ist die Analyse historischer Karten, der Abgleich mit Geländemodellen und schließlich die Geländeprospektion. Insbesondere dazu bieten wir die folgende Stellenausschreibung:

Auch auf archaeologik

 

 

Prof. Dr. Rainer Schreg

 

Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Institut für Archäologische Wissenschaften, Denkmalwissenschaften und Kunstgeschichte
Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit
Am Kranen 14
96047 Bamberg

Tel. ++49 951 863-2387 (Sekretariat)

(Postanschrift: Kapuzinerstraße 16, 96047 Bamberg)