Archäologisches Kolloquium: UNESCO-Welterbe mittelalterliches jüdisches Erfurt
Der Vortrag findet am 30.04.2024 um 18:30 Uhr Am Kranen 12 in Raum 02.18 statt.
Abstract:
Mit der Entdeckung der Mikwe bei einer archäologischen Baubegleitung im Jahr 2007 entstand zum ersten Mal die Idee, dass sich Erfurt mit dem mittelalterlichen jüdischen Erbe auf die Welterbeliste der UNESCO bewerben könnte. Zu diesem Zeitpunkt waren in der Alten Synagoge die ersten Ergebnisse der Bauforschung bereits publiziert und der ebenfalls bei Grabungen entdeckte Schatzfund im jüdischen Viertel wurde im Landesamt in Weimar bearbeitet. Mit der Entscheidung der Stadt bekamen die Forschungen aber noch einmal nicht nur eine größere Intensität, sondern auch eine Verstätigung, denn mit der Bewerbung war auch die Einrichtung von zwei wissenschaftlichen Stellen verknüpft, so dass seitdem kontinuierlich interdiziplinäre Arbeiten zum mittelalterlichen jüdischen Erfurt durchgeführt werden. Die Ausgrabungen auf dem mittelalterlichen Friedhof 2013 waren dennoch nicht geplant, sondern mussten aufgrund von bereits laufenden Bauarbeiten durchgeführt werden. Da nach dem jüdischen Glauben die Totenruhe ewig ist, sind Grabungen auf jüdischen Friedhöfen, egal aus welcher Zeit, immer heikel. In enger Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde gelang es nicht nur, die Ausgrabung durchzuführen, sondern auch anthropologische Untersuchungen und, zum ersten Mal überhaupt, auch genetische Analysen. Auch hier spielt die interdisziplinäre Arbeit eine große Rolle. Erst im Dialog zwischen Archäologin, Historikerin, Genetikern und Vertretern anderer Disziplinen war das Ergebnis möglich, das weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt hat.
Alle Interessierten sind zu diesem wie auch zu allen übrigen Vorträgen des Archäologischen Kolloquiums wie immer herzlich eingeladen.