Ein Atlas im einheitlichen Maßstab: Reclus Kritik der Kartographie des 19. Jahrhunderts
Als Geograph und Aktivist wurde Élisée Reclus (1830-1905) durch seine Beiträge zur Sozialgeographie und seine anarchistischen Schriften bekannt. Seinen kartographischen Arbeiten wurde bis heute wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sensibel für das politische Potenzial von Karten als Produzentinnen von Wissen formulierte Reclus einen neuen Blick auf die Welt. Mit seinem Neffen Paul Reclus entwickelte er Ende des 19. Jahrhunderts ein Konzept für einen Atlas in einem einheitlichen Maßstab als eine Kritik an einer eurozentristischen Perspektive zeitgenössischer Kartographie. Das Vorhaben wurde nie realisiert und geriet in Vergessenheit. Der Vortrag verbindet einen Einblick in das Atlasprojekt aus der Perspektive einer kritischen Wissenschaftsgeschichte mit Ansätzen einer Übertragung des Vorhabens in ein modernes Geographisches Informationssystem.