Deutsch-Tschechische Beziehungen: Raum, Politik und Zeit
Die Professur für Historische Geographie veranstaltete vom 08. bis 10. November 2018 das Internationale Winterseminar Deutsch-Tschechische Beziehungen - Raum, Politik und Zeit, an dem 10 Studierende der Universität Bamberg und zehn Studierende der tschechischen Universitäten Ústí nad Labem und Pardubice teilnahmen. Drei Tage lang beschäftigten sich die Studierenden aus verschiedenen Perspektiven mit der Verbindung von Deutschland und der Tschechischen Republik in Vergangenheit und Gegenwart. Die Veranstaltung wurde von Patrick Reitinger M.A. und Dr. Lukáš Novotný organisiert und von der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur (BTHA) und der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) großzügig gefördert.
Verschiedene Referentinnen und Referenten aus Deutschland und Tschechien gestalteten das Seminarprogramm. So warf Dr. Lukáš Novotný zu Beginn einen einführenden Blick auf die Entwicklung der deutsch-tschechischen Beziehungen seit 1989. Prof. Dr. Andreas Dix, als Inhaber der Professur für Historische Geographie einer der Gastgeber des Seminars, beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Tschechoslowakei in der deutschen geographischen Forschung der Zwischenkriegszeit und im Zweiten Weltkrieg. Prof. Dr. Thomas Wünsch von der Universität Passau blickte auf die Teilung der Universität Prag 1882 und bettete diese in die vielfältigen deutsch-tschechischen Kooperationen und Konfrontationen im langen 19. Jahrhundert ein. Marie Schwarz M.A. von der Humboldt Universität zu Berlin widmete ihren Vortrag den Sudety als Erinnerungslandschaft und PhDr. Sandra Kreisslová, Ph.D. von der Česká zemědělská univerzita in Prag schloss mit dem Thema Flucht und Vertreibung in der tschechischen Erinnerungskultur nach 1989 an. Dr. Marketa Spiritova von der Ludwig-Maximilians-Universität München gab in einem gut besuchten öffentlichen Abendvortrag Einblicke in ihre Forschung zu den ethnografischen Perspektiven auf die "Achter"-Jubiläen in Tschechien.
Das Seminar wurde durch eine gemeinsame Tagesexkursion ins bayerisch-tschechische Grenzgebiet abgerundet. Auf dem Programm stand zunächst ein Besuch in Hohenberg an der Eger, bei dem die aktuellen Herausforderungen der ländlichen Entwicklung im Grenzgebiet ebenso im Mittelpunkt standen wie die historische Bedeutung des Grenzorts. Die Studierenden besuchten Fischern und die Ortswüstung Böhmisch Fischern, um sich mit dem Thema Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal direkt in der Landschaft zu beschäftigen. Abgerundet wurde der Exkursionstag mit einem Besuch der Stadt Cheb.
Das Internationale Winterseminar ist ein weiterer Baustein für die Forschungsinteressen der Professur für Historische Geographie zu den böhmischen Ländern, der Tschechoslowakei und der heutigen Tschechischen Republik. Die interdisziplinäre Kooperation mit der Universität Ústí nad Labem soll auch im kommenden Jahr fortgeführt werden, wenn das Internationale Winterseminar dann in der Tschechischen Republik seine Fortsetzung findet.