"Die Entwicklung kommunaler Schlachthöfe im Ruhrgebiet und im Allgäu. Eine regional vergleichende Analyse, 1945-1990" (Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Erstbetreuung)
04/2014-03/2018 Bachelor of Arts Geschichte und Archäologie an der Ruhr-Universität Bochum
04/2018-11/2021 Master of Arts Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum
02/2022-09/2024 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Juniorprofessur für Montangeschichte der Ruhr-Universität Bochum
Kontakt:philip-wilhelm.kortling(at)stud.uni-bamberg.de
Dissertationsprojekt
Die bundesdeutsche Vieh- und Fleischindustrie durchlief von 1945 bis 1990 einen tiefgreifenden Wandel. Während sich die gewerblichen Schlachtungen von ca. 1,5 auf über 5 Mio. t verzweieinhalbfachten, sank die Zahl der bis dahin marktprägenden kommunalen Schlachthöfe von 400 auf 105. Gleichzeitig stieg der Zahl der genossenschaftlichen und privaten Schlachtbetriebe und ihr Anteil an der Gesamtschlachtmenge, bis kommunale Schlachthöfe um 1990 für die Fleischversorgung der deutschen Bevölkerung bedeutungslos geworden waren. Das Projekt adressiert die unternehmensinternen Entscheidungsprozesse und Handlungsstrategien kommunaler Schlachthöfe im Angesicht dieser Vermarktungsumbrüche. Im Speziellen werden drei Aspekte analysiert, die die Entscheidungsprozesse und das Markthandeln kommunaler Schlachthöfe wesentlich beeinflusst haben.
(1) Über einen Stadt-Land-Vergleich (Ruhrgebiet, Allgäu) werden regionale Standortfaktoren und Wettbewerbsbedingungen in ihren Auswirkungen auf Unternehmensstrategien untersucht. (2) Durch die Eingliederung kommunaler Schlachthöfe in weisungsgebundene Finanz- und Verwaltungsapparate der Städte waren ihre Unternehmensstrategien durch eine eingeschränkte Handlungsautonomie geprägt. Es bedarf einer Analyse der daraus resultierenden betriebsinternen Funktionslogiken. (3) Als Dienstleistungsstätte, die dem ortsansässigen Metzgerhandwerk ein Nutzungsrecht einräumen musste, wird die wechselseitige Beeinflussung zwischen Metzgerhandwerk und Schlachthofleitungen untersucht, insbesondere inwieweit berufsbezogene Mentalitäten das Handeln von Schlachthöfen einschränkte.
Methodisch bedient sich das Projekt an Ansätzen der Neuen Institutionenökonomik, des Rational-Choice-Models und der Oral History. Durch die Verbindung dieser Ansätze sollen institutionelle Pfadabhängigkeiten sichtbar gemacht und anhand ausgewählter institutioneller Schocks die Handlungsfähigkeit und Unternehmensstrategien kommunaler Schlachthöfe analysiert werden.