Arbeitsstelle zur Geschichte des Deutschen als Fremdsprache
Die Arbeitsstelle wurde im Sommer 2000 von Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Glück (Deutsche Sprachwissenschaft/Deutsch als Fremdsprache) als „Arbeitsstelle zur Geschichte des Deutschen als Fremdsprache (AGDaF)“ an der Universität Bamberg eingerichtet. Sie befasste sich zunächst schwerpunktmäßig mit Untersuchungen zum Erwerb des Deutschen als Fremdsprache (DaF) durch Anderssprachige auf dem jeweiligen Stand der Sprachentwicklung, wobei der hoch- und der niederdeutsche Sprach- bzw. Kontaktraum gleichermaßen berücksichtigt wurden. Es ging zum einen darum, die Fachgeschichte des DaF als Geschichte eines bis ins Mittelalter zurückreichenden Praxisfeldes voranzubringen, zum anderen um die transkulturelle Geschichte der sprachwissenschaftlichen Germanistik.
Nach der Emeritierung von Prof. Glück 2014 zog die Arbeitsstelle an den Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte um und firmiert seither - den Interessen des Lehrstuhlinhabers entsprechend – als „Arbeitsstelle zur Geschichte der Mehrsprachigkeit“. Sie arbeitet jedoch nach wie vor eng mit Prof. Glück zusammen. Ihr Augenmerk gilt Prozessen des Fremdsprachenlernens und der Mehrsprachigkeit in Europa sowie in kolonialen Räumen, insbesondere in der Frühen Neuzeit. Neben institutionellen Formen des Sprachenlernens (an Schulen, Akademien und Universitäten) widmet sie sich auch den häufig nicht institutionalisierten Sprachlernprozessen und Sprachkontakten, die sich etwa im Kontext von Migration, Handelsbeziehungen, Reisen oder militärischen Karrieren vollzogen.
Die Kooperation von Geschichtswissenschaft und historisch arbeitender Sprachwissenschaft ist ein Kernanliegen der Forschungs- und Publikationsvorhaben der Arbeitsstelle. Seit 2007 haben die Deutsche Sprachwissenschaft und die Neuere Geschichte in Bamberg eine Reihe gemeinsamer Tagungen und Projekte durchgeführt. Die Erträge einer Tagung über „Fremdsprachenlernen und Fremdsprachenkompetenz in deutschen Städten des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit“ wurden 2010 publiziert. Von 2007 bis 2010 führten Helmut Glück und Mark Häberlein gemeinsam mit dem Augsburger Anglisten Konrad Schröder ein von der DFG gefördertes Forschungsprojekt zur Geschichte des Fremdsprachenlernens und der Mehrsprachigkeit in den Reichsstädten Augsburg und Nürnberg durch, dessen Ergebnisse 2013 in monographischer Form veröffentlicht wurden. 2013 folgte ein Symposium über „Militär und Mehrsprachigkeit im neuzeitlichen Europa“ und 2014 die internationale Tagung „Sprachmeister. Sozial- und Kulturgeschichte eines prekären Berufsstands“. Letztere war zugleich die Gründungstagung der „Matthias-Kramer-Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Fremdsprachenerwerbs und der Mehrsprachigkeit“, mit der die Arbeitsstelle eng kooperiert.
Die Arbeitsstelle ist Trägerin von Forschungsprojekten, dient aber auch der Koordination der Forschung auf diesem Feld; ihre Sammlungen von Quellen sind externen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zugänglich. Sie ist zudem in ein internationales Forschungsnetzwerk eingebunden.