Projekt: Transatlantische Briefe

Finanzierung: DFG (Sachbeihilfe)

Laufzeit: 2007-2010

Bearbeiter: Dr. Matthias Schönhofer
 

Wissenschaftliche und kommerzielle Austauschprozesse im atlantischen Raum zur Zeit der frühen Amerikanischen Republik standen im Zentrum des Forschungsinteresses im von der DFG geförderten Projekt über das Korrespondenznetzwerk Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenbergs (1753-1815), bekannt als Sohn des Patriarchen der Lutherischen Kirche in den USA, Heinrich Melchior Mühlenberg (1711-1787), sowie als amerikanischer Linné.

Zwischen etwa 1780 und 1815 pflegte Mühlenberg neben seinen seelsorgerischen Pflichten als lutherischer Pfarrer in Lancaster (Pennsylvania) eine sich ständig erweiternde Korrespondenz mit Naturforschern in den USA, Deutschland, Frankreich, Schweden, Portugal, England und Italien. Insbesondere bei der Sammlung und Erfassung der amerikanischen Flora (und Fauna), für die zu diesem Zeitpunkt lediglich einige Lokalfloren und Überblickswerke europäischer Autoren (unter anderem Linné selbst) zur Verfügung standen, spielte Mühlenberg eine zentrale Rolle. Seinem Ruf als amerikanischer Linné steht allerdings eine relativ kurze Veröffentlichungsliste eigener botanischer Werke gegenüber, weshalb seine Aktivitäten als Wissenschaftsorganisator und "Netzwerker" in den Mittelpunkt einer Neubewertung seiner Person gerückt sind. 

Ein Grundanliegen des Projekts war daher die Erschließung und Zusammenführung aller noch verfügbaren Korrespondenzen, die sich über eine Vielzahl europäischer und amerikanischer Archive verteilen. Auf dieser Quellenbasis erfolgten eine Analyse des Aufbaus, der Entwicklung und Funktionsweise eines transatlantischen Briefnetzwerks sowie eine biographische Neubewertung der Rolle Mühlenbergs innerhalb der amerikanischen Botanik und der deutsch-amerikanischen gelehrten Beziehungen an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Methodisch orientierte sich das Projekt am Instrumentarium der sozialhistorischen Netzwerkanalyse; Anknüpfungspunkte ergaben sich darüber hinaus zur transatlantischen Geschichtsschreibung, zur Wissenschaftsgeschichte, Kommunikationsgeschichte und Geschichte intellektueller Eliten.

Das Mühlenberg-Projekt war Teil eines größeren DFG-Forschungsvorhabens mit dem Titel "Atlantische Korrespondenzen: Genese und Transformation deutsch-amerikanischer Netzwerke 1740-1870", das an den Universitäten Bamberg, Hamburg und Göttingen angesiedelt war. Es strebte eine vergleichende Auswertung ausgewählter deutsch-amerikanischer Korrespondenznetzwerke an, die die zeitliche Entwicklung, Veränderbarkeit und Mehrdimensionalität transatlantischer Austauschsprozesse analysieren und verdeutlichen.

 

Abschlusspublikation

Matthias Schönhofer, Letters from an American Botanist. The Transatlantic Correspondences of Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg, Stuttgart 2014 (Beiträge zur Europäischen Überseegeschichte, Bd. 101).