Neue Datenbanken zur jüdischen Geschichte der Frühen Neuzeit

Im Rahmen der DFG-Projekte »Fraktalität und Dynamiken jüdischer Siedlungsformen im Süden des Alten Reichs« und »Religiöse Differenz und wirtschaftliche Kooperation: christlich-jüdische Geschäftsbeziehungen« an der KU Eichstätt und der Universität Bamberg sind zwei umfangreiche Datenbanken entstanden, die jetzt veröffentlicht wurden:

Die Datenbanken erfassen zum einen prosopographische Daten jüdischer Personen und zum anderen deren ökonomische Außenbeziehungen zur christlichen Mehrheitsgesellschaft. Inhaltliche Erläuterungen dazu finden sich auf https://doi.org/10.5281/zenodo.10969964 , Hinweise zur Benutzung unter https://doi.org/10.5281/zenodo.10970011 .

Das DFG-Projekt »Fraktalität«, das zu dieser bedeutenden Ressource geführt hat, zielte darauf ab, die komplexen Strukturen jüdischer Siedlungsformen im südlichen Teil des Alten Reichs zu rekonstruieren und zu erklären. Durch die Zusammenstellung und Analyse von Daten zu einzelnen Personen kann ein besseres Verständnis für die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Landschaft dieser Zeit gewonnen werden. Eine Prosopographie jüdischer Personen von 1650 bis zum Ende des Alten Reiches, um familiäre Beziehungen, Heiratsmuster, Ausbildung und Berufsstruktur sowie Bildungs- und Arbeitsmigration sichtbar zu machen, war bisher ein Desiderat der deutsch-jüdischen Geschichte. Vgl. dazu auch Schmölz-Häberlein & Ullmann 2023.

Das DFG-Projekt »Religiöse Differenz und ökonomische Kooperation« hingegen verweist auf die bislang wenig beachtete Zusammenarbeit christlicher und jüdischer Personen bei der Staatsfinanzierung, der Logistik  im Krieg, bei der Gründung und dem Betrieb von Manufakturen, usw.

Diese Lücken in der Forschung werden mit den beiden Datenbanken nun teilweise geschlossen. Damit ist nun möglich historische Zusammenhänge zu erkunden, Muster und Netzwerke zu identifizieren und neue Erkenntnisse über soziale und wirtschaftliche Verhältnisse sowie über Schutzobrigkeiten zu einzelnen jüdischer Gemeinden und den dort ansässigen Schutzjuden in der Frühen Neuzeit zu gewinnen. Diese Ressourcen soll nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sondern auch Heimatforschenden, Lehrkräften, Studierenden und allen Interessierten zugutekommen, die sich für die Geschichte und Kultur des Judentums und der Frühen Neuzeit interessieren.

Franziska Strobel, Regensburg