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Kognitives Aktivierungspotenzial in orthografiedidaktischen Lernmaterialien - Aufgabenanalysen für und mit Lehrpersonen
Beteiligte
Projektleitungen:
- Dr. Anna-Katharina Widmer (Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
- Prof. Dr. Miriam Hess (Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
Grundlegende Infos
Projektförderung
Das Forschungsprojekt wurde an der Otto-Friedrich Universität Bamberg initiiert und durch die Ständige Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK) gefördert.
Laufzeit der Förderung:
15.02.2022 – 30.11.2023
Status der Projektarbeit:
laufend seit 15.02.2022 bis zum 15.08.2023
Hintergrund
Kognitive Aktivierung gilt als eine wichtige Basisdimension lernwirksamen Unterrichts, der die Schüler:innen zum Denken herausfordert und sie zu einer vertieften inhaltlichen Auseinandersetzung anregt (Lipowsky, 2020). In mittlerweile zahlreichen Studien konnte belegt werden, dass sich ein kognitiv aktivierender Unterricht positiv auf die Leistungsentwicklung auswirkt. Dies gilt ebenfalls für den Orthografieunterricht, wie Hanisch (2018) in einer Interventionsstudie in der Grundschule zeigen konnte.
Entscheidend für ein hohes kognitives Aktivierungspotenzial des Unterrichts ist die Auswahl adäquater, anregender Aufgaben, da sie als „Träger der kognitiven Aktivitäten der Schüler“ (Neubrand et al., 2011, 116) gelten. So fordern kognitiv anregende Rechtschreibaufgaben Kinder z.B. dazu auf, ihre Schreibungen zu begründen, ihr Wissen über bestimmte Rechtschreibphänomene auf neue Wortschreibungen zu transferieren oder ihr Vorwissen zu verbalisieren (Widmer 2022). Allerdings zeigen Untersuchungen in unterschiedlichen Fachdidaktiken auf, dass Lehrpersonen selten mit wirklich kognitiv anregenden Aufgaben arbeiten (z.B. Lotz, 2016; zsf. Hanisch, 2018). Ein Grund dafür könnte sein, dass bereits das Aufgabenrepertoire in den zugelassenen Lernmaterialien nur geringes kognitives Aktivierungspotenzial hat. Erste Hinweise für diese Annahme zeigen sich beispielsweise bei Hlebec (2018), der auf eine hohe Zahl an reproduzierenden, weniger zum Nachdenken anregenden Aufgaben in Grammatiklehrwerken verweist. Eine umfassende Einschätzung des kognitiven Aktivierungspotenzials der Aufgaben in Lernmaterialien in sämtlichen Fachdidaktiken, auch für die Orthografiedidaktik, steht jedoch noch aus.
Einen wichtigen Bestandteil im Orthografieunterricht bilden neben den Aufgaben auch Rechtschreibstrategien und Merksätze. Sie werden häufig mithilfe von Sprachbüchern und Arbeitsheften erarbeitet und eingeübt und nehmen damit einen bedeutsamen Einfluss auf die kognitiven Prozesse während des (Recht-)Schreibens (Hanisch 2018). Bisher existieren aber noch keine Kriterien, mit denen das kognitive Aktivierungspotenzial von Rechtschreibstrategien bzw. Merksätzen eingeschätzt werden kann, ebenso wenig eine Beurteilung der Qualität der in Lernmitteln angebotenen Rechtschreibstrategien/Merksätze im Hinblick auf ihr kognitives Aktivierungspotenzial.
Publikationen zum Projekt
Weitere Projektergebnisse und -präsentationen
Vortragstätigkeiten
Widmer, A.-K. & Hess, M. (2023). Können Grundschullehrkräfte das kognitive Aktivierungspotenzial von Rechtschreibaufgaben einschätzen? Vortrag auf der 31. Jahrestagung der DGfE-Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe. Siegen, 29. September 2023.
Widmer, Anna: „Regen Aufgaben in Schulbüchern Grundschulkinder zum Nachdenken an? Analyse des kognitiven Aktivierungspotenzials von Rechtschreibaufgaben“. Vortrag auf der DGfE-Tagung an der Universität Regensburg (21.09.2022).
Widmer, A.-K- & Hess, M. (2022). Regen Aufgaben in Schulbüchern Grundschulkinder zum Nachdenken an? Analyse des kognitiven Aktivierungspotenzials von Rechtschreibaufgaben. Vortrag auf der Jahrestagung der DGfE-Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe. Regensburg, 19. - 22. September 2022.
Widmer, A.-K. (2022). „Sind Aufgaben in orthografiedidaktischen Lernmaterialien kognitiv aktivierend?“. Posterpräsentation im Rahmen des Arbeitstreffens der AG „SchriftSPRACHerwerb im Elementar- und Primarbereich“ an der Universität Bozen (I) (27.05.2022).
Zitierte Literatur
- Hanisch, A.-K. (2018). Kognitive Aktivierung im Rechtschreibunterricht. Eine Interventionsstudie in der Grundschule (Internationale Hochschulschriften, Bd. 648). Münster, New York: Waxmann.
- Hlebec, H. (2018). Aufgabentheorie und grammatisches Lernen. Eine Untersuchung zu Merkmalen von Lernaufgaben für den Grammatikunterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
- Kuckartz, U. (2016). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (3. Aufl.). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.
- Lipowsky, F. (2015). Unterricht. In E. Wild & J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (2. Aufl.). Berlin: Springer VS. 69-105.
- Lotz, M., Berner, N. & Gabriel, K. (2013). Auswertung der PERLE-Videostudien und Überblick über die Beobachtungsinstrumente. In M. Lotz, F. Lipowsky & G. Faust (Hrsg.), Technischer Bericht zu den PERLE-Videostudien (S. 83-103). Frankfurt am Main: Gesellschaft zur Förderung Pädagogischer Forschung (GFPF). [LINK]
- Lotz, M. (2016). Kognitive Aktivierung im Leseunterricht der Grundschule. Eine Videostudie zur Gestaltung und Qualität von Leseübungen im ersten Schuljahr (Research). Wiesbaden: Springer VS.
- Neubrand, M., Jordan, A., Krauss, S., Blum, W. & Löwen, K. (2011). Aufgaben im COACTIV-Projekt: Einblicke in das Potenzial für kognitive Aktivierung im Mathematikunterricht. In M. Kunter, J. Baumert, W. Blum, U. Klusmann, S. Krauss & M. Neubrand (Hrsg.), Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Ergebnisse des Forschungsprogramms COACTIV. Münster: Waxmann. 115-132.
- Pracht, H. & Löffler, C. (2012). Analyse des kognitiven Aktivierungspotenzials von Aufgaben zum Orthographieerwerb. In A. Ballis & A. Peyer (Hrsg.), Lernmedien und Lernaufgaben im Deutschunterricht. Konzeptionen und Analysen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 49-68.
- Widmer, A.-K. (2022). Kinder im Rechtschreibunterricht kognitiv aktivieren. In C. Röber & H. Olfert (Hrsg.), Schriftsprach- und Orthographieerwerb: Erstlesen, Erstschreiben (Deutschunterricht in Theorie und Praxis, Bd. 2). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 243-268.