Help² - Ich helfe dir beim Helfen.
Beteiligte
Projektleitung: Dr. Anna-Katharina Widmer Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg), Prof. Dr. Miriam Hess (Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
Projektmitarbeiter: Daniel Mann
Beteiligte: Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik
Grundlegende Infos
Finanzierung:
Drittmittelförderung, Einzelförderung, Stiftung Innovation in der Hochschullehre, Förderprogramm Freiraum23
Laufzeit der Förderung:
01.04.2024 – 31.03.2026
Status der Projektarbeit:
Projektbeginn: 01.04.2024
Hintergrund
Qualitätsvoller Unterricht zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Lehrkräfte ihren Schüler:innen während der Aufgabenbearbeitung adäquates Feedback sowie Hilfestellungen geben, um individuell herausfordernde Arbeitsschritte zu begleiten (Hattie, 2009). Im Sinne des Core-Practices-Ansatzes (Fraefel & Scheidig, 2018) sollen bei Studierenden des Grundschullehramts im Projekt Help² diese Kernkompetenzen mithilfe eines innovativen Lehrkonzepts auf- und ausgebaut werden, da im Grundschulunterricht derartiges, weiterführendes Feedback bisher noch recht selten erteilt wird (Lotz, 2016; Pohlmann-Rother et al., 2018). Die Studierenden lernen in Help² durch Videoanalysen (Kamera + Screencasts via Tablets), wie sie Schüler:innen bei der Aufgabenbearbeitung helfen können und ihnen gleichzeitig genügend Raum für kognitive Selbstständigkeit geben, sodass die Schüler:innen kognitiv aktiviert werden (Baumert et al., 2009).
Das Lehrkonzept wird im Projekt Help²zusätzlich wissenschaftlich begleitet. Der Einsatz von Unterrichtsvideos erwies sich für die Lehrkräftebildung als lernförderlich, insbesondere für die Förderung der professionellen Unterrichtswahrnehmung (zsf. Gröschner, 2021; Hess & Deistler, 2022; Steffensky & Kleinknecht, 2016), und wird auch von den Studierenden als gewinnbringend eingestuft (Hess, 2021). Der Videoeinsatz in der Lehre kann dabei unterschiedlich gestaltet werden:
- WAS soll in WELCHEN SITUATIONEN in Videos beobachtet und beurteilt werden?, also z.B. unterschiedliche Qualitätsmerkmale in realen Unterrichtssituationen oder Fördersituationen außerhalb des Unterrichts?
- WER soll DURCH WEN in Videos beobachtet und beurteilt werden?, also Fremdeinschätzung durch Expert:innen und/oder Peers oder Selbsteinschätzung?
- WIE sollen die Videos beobachtet und beurteilt werden?, also z.B. in einer Plenumsdiskussion oder virtuelle Analyse mit Annotationen, mit oder ohne Austausch mit Anderen, mit oder ohne Strukturierungshilfen, etc.?
Empirische Ergebnisse liegen beispielsweise für die Wirksamkeit von Peer-Feedback vor: So zeigten Kleinknecht & Gröschner (2016), dass ein strukturiertes Videofeedback von Lehrenden und der Peer-Group zu eigenen Unterrichtsvideos zielführender ist als die Selbstreflexionen der Studierenden. Bei virtuellen Videoanalysen ergeben sich zahlreiche Vorteile, insbesondere wenn die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Austausch gegeben wird (Hess, 2021).
Studienergebnisse zum Einfluss unterschiedlicher, multiperspektivischer Feedbackformen in einem Online-Format auf die reale Feedbackqualität angehender Grundschullehrkräfte liegen bis dato noch nicht vor.
Publikationen zum Projekt
Weitere Projektergebnisse und -präsentationen
Zitierte Literatur
- Baumert, J., Blum, W., Brunner, M., Dubberke, T., Jordan, A., Klusmann, U., Krauss, S., Kunter, M., Löwen, K., Neubrand, M. & Tsai, Y.‑M. (2009). Professionswissen von Lehrkräften, kognitiv aktivierender Mathematikunterricht und die Entwicklung von mathematischer Kompetenz (COACTIV): Dokumentation der Erhebungsinstrumente. Materialen aus der Bildungsforschung: Bd. 83. Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.
- Fraefel, U. & Scheidig, F. (2018). Mit Pragmatik zu professioneller Praxis? Der Core-Practices-Ansatz in der Lehrpersonenbildung. Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 36(3), 344-364. https://doi.org/10.25656/01:18855
- Gröschner, A. (2021). Lernen aus Unterrichtsvideos? Bildungswissenschaftliche Grundlagen und empirische Befunde der Lehrerbildung. Religionspädagogische Beiträge, 44(1), 25-36. https://doi.org/10.20377/rpb-108
- Hattie, J. (2009). Visible learning: A synthesis of over 800 meta-analyses relating to achievement. Routledge.
- Hess, M. (2021): „Man vergisst nicht den Bezug zur Praxis.“ Das Lernen mit Videos in der digitalen Lehrerbildung aus Studierendensicht. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 14(1), 52-79.
- Hess, M. & Deistler, A. (2022). Zur videobasierten Erfassung der professionellen Wahrnehmung von Feedbacksituationen: Vorstellung eines Diagnoseinstruments. In K. Kramer & B. Hoyer (Hrsg.), „Individuell fördern“: Wissenschaftlicher Hintergrund sowie Ansatzpunkte aus und für die Praxis (149–179). Erlangen: FAU University Press. https://doi.org/10.25593/978-3-96147-602-2
- Kleinknecht, M. & Gröschner, A. (2016): Fostering preservice teachers’ noticing with structured video feedback: Results of an online- and video-based intervention study. Teaching and Teacher Education, 59, 45–56. https://doi.org/10.1016/j.tate.2016.05.020
- Kuckartz, U. (2016). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung (3. Aufl.). Beltz Juventa.
- Lotz, M. (2016). Kognitive Aktivierung im Leseunterricht der Grundschule: Eine Videostudie zur Gestaltung und Qualität von Leseübungen im ersten Schuljahr. Research. Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10436-8
- Pohlmann-Rother, S., Kürzinger, A. & Lipowsky, F. (2018). Individuelle Lernunterstützung im schriftsprachlichen Anfangsunterricht: Formen, Verteilungsmuster und Wirksamkeit. Zeitschrift für Grundschulforschung, 11(2), 315–332. https://doi.org/10.1007/s42278-018-0024-2
- Steffensky, M. & Kleinknecht, M. (2016). Wirkungen videobasierter Lernumgebungen auf die professionelle Kompetenz und das Handeln (angehender) Lehrpersonen. Ein Überblick zu Ergebnissen aus aktuellen (quasi-) experimentellen Studien. Unterrichtswissenschaft, 44(4), 305-321.