Forschung an der Professur für Didaktik der Grundschule

Das Forschungsprofil der Professur für Didaktik der Grundschule zeichnet sich durch ihre inhaltliche sowie method(olog)ische Multiperspektivität aus. Unsere Forschungs- und Lehraktivitäten richten sich auf Fragen der Didaktik – insbesondere hinsichtlich der naturwissenschaftlichen Perspektive des Sachunterrichts.
 

Abgeschlossene Froschungsprojekte

ProSeLF: „Professionalisierung von Grundschullehrkräften durch Service Learning im Kontext Fluchtmigration“

Projektzeitraum: 2015 - 2018

Kooperationspartner: Migrationssozialdienst der AWO Bamberg; Caritas Bamberg

Kontakt: Dr. Sarah Désirée Lange

Das Ausmaß der aktuellen internationalen Fluchtbewegungen verstärkt die pädagogischen Herausforderungen für Grundschullehrkräfte, Bildungswege für eine heterogene Schülerschaft zu ermöglichen – auch für Schülerinnen und Schüler mit traumatischen Erlebnissen von Krieg, Instabilität und Flucht. Die Studie fokussiert die Frage, wie angehende Grundschullehrkräfte in der Hochschulausbildung auf professionelles Handeln im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen durch Migration und Flucht vorbereitet werden können. Um dieser Frage nachzugehen wurde ein Hochschullehrkonzept entwickelt, durchgeführt und kontinuierlich evaluiert, dessen Basis das hochschuldidaktische Modell des Service-Learning ("Lernen durch Engagement") ist. Grundlegend ist hierbei die Idee, dass gesellschaftliches Engagement von Studierenden mit fachlichem Lernen im Rahmen eines Hochschulstudiums verbunden wird. Ausgangspunkt für das Seminarkonzept ist, eine Schnittstelle zwischen ehrenamtlichem Engagement in der Flüchtlingsarbeit und professionellem Handeln von Grundschullehrkräften zu schaffen, um durch vielfältige Lerngelegenheiten (Selbst-)Reflexion einzuüben. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Migrationssozialdienst der AWO Bamberg, der Caritas Bamberg und städtischen Grundschulen in Bamberg können die Studierenden durch die Betreuung von Kindern mit Fluchterfahrung Praxiserfahrungen sammeln. Für die Prozessevaluation des Seminarkonzepts steht insbesondere die Frage nach der Beschaffenheit der Lernprozesse der Studierenden im Zentrum. Anhand der Studie soll die Diskussion angeregt werden, welche Rolle angesichts der gesellschaftlichen und bildungspolitischen Veränderungen durch Flucht und Migration der Grundschulpädagogik zukommt.

Kooperationspartner

Schulamt Bamberg; Bildungsbüro Bamberg

Migrationssozialdienst AWO Bamberg: Projekt Lesefreunde

gefördert durch:

Stadt Bamberg

Wissenschaftliche Begleitung gefördert durch Forschungsförderung (FNK) der Universität Bamberg

Publikationen im Rahmen von ProSelF

Lange, S. (2017): Professionalisierung der Pädagogischen Flüchtlingsarbeit Empirische Einblicke zur Sicht von Studierenden aus ‚Service Learning‘-Seminaren. In: Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik (ZEP) 40 (1), S. 32–37.

Lange, S. (2017): Inklusion und Flucht – Professionalisierung von Grundschullehrkräften angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen. In: Miller, Susanne / Holler-Nowitzki, Birgit / Kottmann, Brigitte / Lesemann, Svenja / Letmathe-Henkel, Birte / Meyer, Nikolas / Schroeder, René / Velten, Katrin (Hrsg.) (2017):Profession und Disziplin - Grundschulpädagogik im Diskurs. Jahrbuch Grundschulforschung. Band 22. Wiesbaden: Springer VS., S. 250-256.

Lange, S.; Timm, S.; Höck, S. (2017): Bildung und Fluchtmigration. In: Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik (ZEP) 40 (1), 47 Seiten.

Forschungskolloquium „IVE Winter School 2016: Methodologische Grundfragen in der International Vergleichenden Erziehungswissenschaft“

Förderung: DGfE: Sektion 3 – Sektion Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaft (SIIVE) &
FNK (Interne Forschungsförderung der Universität Bamberg)
Förderzeitraum: 2016
Kontakt: Dr. Sarah Désirée Lange


Die Winterschool verfolgt das Ziel der Nachwuchsförderung und wird im Kontext der Sektion International Vergleichende Erziehungswissenschaft (SIIVE) der DGfE im jährlichen Turnus durchgeführt. Der Titel lautet „Zwischen Selbstreflexion und Kontextualisierung: Methodologische Grundfragen in der International Vergleichenden Erziehungswissenschaft“. Im Rahmen der Winterschool soll zunächst das Spektrum an methodologischen Grundfragen, die für international vergleichende Forschung besondere Bedeutung aufweisen, aufgezeigt werden. Hierzu zählen die Beschreibung und Zuschreibung von ‚Insider-Outsider‘-Positionen sowie die Reflexion von Alterität im Forschungsprozess. Des Weiteren geht es darum, dass die Teilnehmenden vor diesem Hintergrund ihren eigenen Forschungsprozess reflektieren und sich der Kontextualisierung ihrer Selbst sowie ihres Forschungsgegenstandes bewusst werden.
Das Tagungsthema wird auch dazu genutzt, um Zugang zum internationalen Diskurs zu methodologischen Grundfragen in der IVE zu ermöglichen. Dazu werden neben deutschen auch Tagungsformate auf Englisch angeboten. Darunter ein englischsprachiger Workshop, in dem der Editor von ‚Compare‘ praktische Tipps für den Einstieg in das Publizieren auf Englisch bietet sowie einen Überblick zu den verschiedenen Profilen der Zeitschriften im Feld. Zudem gibt es erstmals die Möglichkeit für den wissenschaftlichen Nachwuchs auf Englisch zu präsentieren. Es wird erhofft, dass die Präsentationsform auf Englisch in dem geschützten Rahmen der Winterschool für den wissenschaftlichen Nachwuchs den Zugang zu internationalen Tagungen und zum Publizieren auf Englisch erleichtert.

 

Kurzbericht (Stand Januar 2017)

Die IVE-Winterschool wurde mit überaus reger Beteiligung erfolgreich am 1./2.12.2016 an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg durchgeführt. Mit 42 Teilnehmenden war die diesjährige Winterschool die bislang umfangreichste ihrer Art. Das Programm umfasste sieben Arbeitsgruppen mit insgesamt zwanzig Vorträge von Nachwuchswissenschaftler/innen. Viele Vortragende nutzten die Möglichkeit auf Englisch zu präsentieren. Auch Post-Docs waren unter den Teilnehmenden und es konnte erstmals auf einer IVE- Winterschool eine „Post Doc-Arbeitsgruppe“ durchgeführt werden.

Dem primären Ziel der Winterschool, die methodische und methodologische Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern zu unterstützen, konnte auch durch das Feedback von internationalen Experten (Prof. Dr. Peter Kelly (University Plymouth & Dr. Tristan McCowan, University College London) nachgekommen werden.

Das Thema der Winterschool 2016 lautete „Zwischen Selbstreflexion und Kontextualisierung: Methodologische Grundfragen in der International Vergleichenden Erziehungswissenschaft“. Das offizielle Tagungsprogramm der eineinhalbtätigen Veranstaltung wurde um eine von der Universität Bamberg finanzierten Stadtführung durch das Weltkulturerbe Bamberg ergänzt sowie um ein gemeinsames Abendessen.

Die Winterschool wurde mit einem Kurzfragebogen evaluiert und die Evaluationsergebnisse zeigen Wertschätzung und positives Feedback der Teilnehmenden.

Forschungsprojekt „Teaching Quality in sub-Saharan Africa“ (Abgeschlossenes Promotionsprojekt)

Förderung: Promotionsstipendium des Elitenetzwerks Bayern

Förderzeitraum: Nov. 2010 bis Sept. 2013

Kontakt: Dr. Sarah Désirée Lange

Projektinformationen:

With this research the effectiveness of cascade training, which constitutes a cost-effective training model in teacher training is examined. In development cooperation countries, teaching quality is expected to improve with teacher professional development; for this purpose, she explores the effectiveness of training multipliers in schools in Cameroon.

This research question is analysed with a design, which encompasses a questionnaire survey provided to teachers, students and principals as well as a teacher video survey and a student achievement test. The empirical results show the effects of cascade training on the learner-oriented teaching practice, if the trained teachers are supported in their role as change agents. Among the conditions for the conceptual quality and the implementation of cascade training, the continuity of school-based professional development is particularly emphasized in light of the results.

Publikationen:

Lange, S. (2016): Achieving teaching quality in sub-Saharan Africa. Empirical findings from cascade training. Wiesbaden: Springer VS.

Lange, S. (2014): Learner orientation through professional development of teachers? Empirical results from cascade training in Anglophone Cameroon. In: Compare: A Journal of Comparative and International Education 44 (4), S. 587–612.

Forschungsprojekt BispraNawi: Entwicklung von Fort- und Ausbildungsmodulen zum Aufbau naturwissenschaftlicher und sprachförderlicher Kompetenzen von Grundschullehrkräften

Förderung: FNK (Interne Forschungsförderung der Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
Förderzeitraum: 2013 bis 2014

Projektleitung: Prof. Dr. Ute Franz
Mitarbeiterin: Carmen Archie

Projektinformationen:

Die Entwicklung eines modularisierten Fortbildungskonzeptes für Grundschullehrkräfte zur Gestaltung eines 'sprachsensiblen Sachunterrichts': Die Fortbildung verfolgt das Ziel, fachliches und fachdidaktisches Wissen sowie förderdiagnostische Kompetenz der Lehrkräfte zum einen im Bereich der Sprachförderung (Förderung konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit) und zum anderen im Bereich domänenspezifischer Kompetenzen im naturwissenschaftlichen Lernbereich aufzubauen und zu fördern. Als Schlüssel für Sprachlernen soll somit sprachsensibler Sachunterricht bereits in der Grundschule ermöglicht werden. Am Beispiel eines ausgewählten Unterrichtsinhaltes (‚Wärmelehre‘) erwerben die Lehrkräfte kontextadäquates fachliches Wissen zu linguistischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen des Inhaltes sowie themenspezifisches fachdidaktisches Wissen. Damit erweitern die Lehrkräfte ihre unterrichtliche Handlungskompetenz.

Darauf aufbauend eine Weiterentwicklung der Fortbildungsmodule für andere naturwissenschaftliche Themenbereiche (z. B. Magnetismus, Schall, Licht und Schatten) und die Verwendung der Module im Kontext der universitären Lehrerausbildung soll zudem erfolgen.

An der Sache Sprache lernen (Promotionsvorhaben Carmen Archie)

Im Projekt ‚An der Sache Sprache lernen‘ wird untersucht, ob fachliches und fachdidaktisches Wissen sowie Handlungskompetenzen von Lehrkräften zur Gestaltung eines sprachsensiblen Sachunterrichts in einer Fortbildung aufgebaut werden können und das Konstrukt des sprachsensiblen Sachunterrichts erfasst werden kann.

Die Beherrschung der deutschen Sprache stellt in der Schule – wie in der gesamten Bildungsbiographie – eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen dar (Grießhaber, 2010, Tracy et al., 2010). In Untersuchungen zur Förderung von Schülern mit sprachlichen Defiziten zeigt sich, dass eine gezielte Förderung spezifischer sprachlicher Fertigkeiten zu deutlichen Lernerfolgen führen kann. In den Naturwissenschaften angewendete fachspezifische Methoden (beschreiben, vermuten, erklären und schlussfolgern), die das Ziel verfolgen Sachverhalte präzise, kontextunabhängig und abstrakt zu verbalisieren, greifen die sprachlichen Mittel der Bildungssprache (i. A. an Studien von Cummins, 1979) auf.

Diese fachdidaktischen Überlegungen und die Befunde auf Schülerebene lassen es als sinnvoll erscheinen, die Förderung bildungssprachlicher Mittel auch im Sachunterricht zu realisieren. Die Gestaltung eines sprachsensiblen Sachunterrichts setzt vielfältige fachliche und fachdidaktische Kompetenzen auf Seiten der Lehrkräfte voraus. Vor dem Hintergrund der Befundlage zu Lehrerkompetenzen in den Bereichen Spracherwerb/Feststellung des Sprachstandes (Tracy et al., 2010), förderdiagnostische Kompetenzen (Rank et al., 2010) sowie fachliches Hintergrundwissen und fachspezifisch-pädagogisches Wissen von Grundschullehrkräften in den Naturwissenschaften (Heran-Dörr, 2006; Appelton, 2007) wird mit der Fortbildung das Ziel verfolgt, die entsprechenden Kompetenzen der Lehrkräfte aufzubauen und zu vertiefen.

Davon ausgehend wird die Forschungsfrage aufgegriffen, inwieweit die Professionalisierung von Grundschullehrkräften zur Gestaltung eines Sprachsensiblen Sachunterrichts erweitert werden kann.

Leitung: Carmen Archie

Kooperationspartner: Prof. Dr. Astrid Rank (Universität Regensburg)
Prof. Dr. Partizia Noel (Professur Neuere deutsche Sprachwissenschaft, Universität Bamberg)

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