Neuerscheinung: "Literatur am Ende"
Als Ergebnis der Tagung Literatur am Ende - Putting *Schöpfung* in *Erschöpfung*, die im November 2022 stattfand, ist nun im Büchner Verlag ein Sammelband mit Aufsätzen erschienen.
Details
»Putting *x* in *xyz*« ist eine feststehende Formel in den sozialen Netzwerken. Sie ist eine der ästhetischen Innovationen des sogenannten Web 2.0. Die ›Schablone‹ kann mit Wörtern gefüllt werden, um witzige, aphoristische Gedankenverbindungen zu erzeugen. So wie anno dazumal, könnte man sagen, galt, dass sich in Reimen eine geheime Wesensverwandtschaft aufeinander reimender Wörter, also eigentlich der bezeichneten Phänomene ausdrückt, so verhält sich das auch, wenn sich ein Wort in einem anderen findet. Lässt sich, so gesehen, Schöpfung in Erschöpfung finden? Ist auch diese Verbindung mehr als ein Wortspiel? Ist die Idee einer Schöpfung aus der Erschöpfung mehr als eine weitere Variante des neoliberalen Selbstoptimierungszwanges, der sowohl im Privatleben als eben auch im Schreiben das produktive Ausschlachten noch des letzten und verzweifeltesten Lebensfunkens verlangt? Bietet die Weigerung hier vielleicht einen Ausweg? Wer keine Angst hat, nichts zu schaffen oder etwas zu verpassen, ist dem Zugriff kapitalistischer Verwertungslogik entronnen. Es eröffnet sich ein schöpferischer Raum: Aus ›FOMO‹ – fear of missing out, der Angst etwas zu verpassen, wird ›JOMO‹ – joy of missing out. Davon und von vielen anderen schöpferischen Aspekten der Erschöpfung handeln die hier versammelten Beiträge.
Literatur am Ende. Putting *Schöpfung* in *Erschöpfung*. Hg. von Denise Dumschat-Rehfeldt, Julia Ingold, Simone Ketterl, Jonas Meurer, Magdalena Sperber u. Anna Lena Wesphal. Marburg: Büchner 2024.
Der Tagungsband wurde gefördert mit Mitteln aus dem Open-Access-Publikationsfonds der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und durch die Wüstenrot Stiftung.